Droht ein Platzen der Dax-Blase?

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

So kräftig wie in den vergangenen Monaten ist der Dax seit 15 Jahren nicht gestiegen. Damals war es die Dotcom-Blase, deren Platzen die Kurse einbrechen ließ. Droht heute eine ähnliche Entwicklung?

Der Dax verblüfft Anleger und Analysten mit einer nicht enden wollenden Rekordjagd. Mitte Oktober 2014 noch notierte der Dax bei 8572 Punkten. Nur fünf Monaten später stürmt er Richtung 12.000 Zähler. Ein beindruckender Gipfelsturm.

Allein am Mittwoch war der Dax um weitere 2,66 Prozent nach oben gesprungen und hatte bei 11.830 Punkten sein nächstes Rekordhoch markiert. “Es bleibt dabei, der Deutsche Aktienindex kann in diesen Tagen von nichts und niemandem in seiner Rekordjagd aufgehalten werden”, stellt CMC-Stratege Andreas Paciorek fest.

Ein Kursgewinn von über 3000 Punkten innerhalb weniger Monate ist bemerkenswert. Beeindruckender noch als die absoluten Punktzuwächse ist aber die prozentuale Veränderung. Seit Oktober hat der Dax um 37 Prozent zugelegt. Deutliche Kursgewinne gab es in der Vergangenheit häufig, doch so deutlich waren sie selten.

Kräftige Kursgewinne keine Seltenheit

In 2012, 2010 oder auch 2007 konnte der Dax innerhalb von fünf Monaten kräftig zulegen. Doch so steil wie in den vergangenen Monaten ging es nicht nach oben. Die Kursgewinne bewegten sich in den drei Jahren jeweils im Bereich zwischen 20 und 25 Prozent.

Wer eine ähnliche Kursrally sucht, wie sie der deutsche Aktienmarkt derzeit hinlegt, muss noch einige Jahre weiter zurückgehen. Zur Jahrtausendwende gewann der Dax in vergleichbarer Zeit sogar rund 50 Prozent. Von Anfang Oktober 1999 bis Anfang März 2000 stieg der Index von 5100 auf knapp 8000 Punkte. Beeindruckend. Oder besorgniserregend?

Platzen der Dotcom-Blase

Am 7. März 2000 erreichte der DAX mit 8136 Punkten seinen bis dahin höchsten Wert. Kurz darauf platzte die Dotcom-Blase. In den drei folgenden Jahren brachen viele Kurse um über 90 Prozent ein. Erst sieben Jahre später, im Sommer 2007, kletterte der Dax wieder über die 8000-Punkte-Marke. Droht dem deutschen Leitindex heute eine ähnliche Gefahr?

Auf den ersten Blick wirkt der Markt ähnlich überhitzt wie vor 15 Jahren. Die Zugewinne der vergangenen Monate erscheinen ähnlich monströs wie 2000 kurz vor dem Platzen der Dotcom-Blase. Mit fast 12.000 Punkten notiert der Dax zudem deutlich über dem damaligen Rekordstand. Doch die Dax-Stände lassen sich nicht ohne weiteres vergleichen.

Kursindex nähert sich Allzeithoch

Anders als etwa der Dow Jones ist der Dax kein Kurs-, sondern ein Performance-Index. Das heißt, dass der Stand für den Dax nicht ausschließlich auf Grund der Aktienkurse ermittelt wird. So werden Dividenden, die von den im Dax enthaltenen Unternehmen ausgeschüttet werden, in den Indexstand einkalkuliert. Dadurch steigt der Dax auch dann, wenn die Aktienkurse der Firmen sich nicht verändern.

Der Dax-Kursindex, also der Dax ohne Dividenden, liegt gegenwärtig bei rund 6050 Punkten. Das ist weniger als in der Boomphase zur Jahrtausendwende – allerdings ist es nicht viel weniger. Damals markierte der Dax seinen bis heute gültigen Rekordstand von 6266 Punkten. Überhaupt hat der Dax-Kursindex die 6000 Punkte in seiner Geschichte erst zweimal überschritten: auf dem Höhepunkt der Dotcom-Blase und jetzt.

Kurs-Gewinn-Verhältnis unter langjährigem Mittel

Die Dax-Rekordstände müssen aber nicht zwangsläufig ein Zeichen für die Überhitzung des Marktes sein. Beobachter tun sich schwer, von einer Blase am deutschen Aktienmarkt zu sprechen. Der Grund: das Kurs/Gewinn-Verhältnis.

Heute weisen die Dax-Konzerne wesentlich höhere Gewinne aus als damals. Im Jahr 2000 lag das Kurs/Gewinn-Verhältnis des Dax etwa bei 30. Das heißt, die Kurse waren 30 Mal so hoch wie die zusammengerechneten Jahreserträge der Unternehmen. Aktuell dagegen liegt das KGV im Dax bei etwa 14, also nur halb so hoch wie damals.

Damit bewegt sich der Dax-KGV sogar unter seinem langjährigen Mittelwert. Seit 1980 lag das durchschnittliche KGV bei rund 19. Demzufolge haben die Kurse sogar noch Luft nach oben.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: McIek/shutterstock.com

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