Griechenland-Eskalation treibt Dax-Anleger zur Flucht

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Ruhe bewahren. Das ist der Appell der Athener Regierung an die griechischen Bürger. Es ist zugleich ein passendes Wochenmotto für die Finanzmärkte. Denn es wird ungemütlich.

Die Eskalation im Schuldenstreit Griechenlands mit seinen internationalen Geldgebern drückt die Stimmung an den Märkten. Der Kursrutsch begann in Fernost. In Japan fiel der Nikkei-Index der 225 führenden Werte am Montag um rund zwei Prozent. Auch der Euro kam zum Wochenauftakt unter die Räder und wertete um fast zwei Prozent ab. Zum Dollar fiel die Gemeinschaftswährung auf rund 1,10, zeitweise bis auf 1,0955 Dollar

Die drohende Staatspleite Griechenlands dürfte auch den deutschen Aktienmarkt tief ins Minus schicken. Dem Dax droht sein größter Kursrutsch seit dreieinhalb Jahren. Vorbörslich rutschte der deutschen Leitindex auf unter 11.000 Punkte ab. Das kommt einem Kurssturz von rund 5 Prozent oder gut 600 Punkten gleich.

Kursrutsch - aber kein Crash

Bei den Investoren machte sich Enttäuschung breit, nachdem sie sich in der vergangenen Woche trotz verhärteter Positionen Griechenlands und seiner Geldgeber noch zuversichtlich für eine Einigung gezeigt hatten. Am Wochenende waren die Verhandlungen über einen Kompromiss dann aber in letzter Minute gescheitert.

Trotz der deutlich fallenden Kurse rechnen Börsenexperten allerdings nicht mit einem Crash am Aktienmarkt. Schon bald dürfte sich der Blick auf die für kommenden Sonntag geplante Volksabstimmung in Griechenland richten, meinten Ökonomen. Mit der Ankündigung dieses Referendums über mögliche Reformen hatte der griechische Regierungschef Alexis Tsipras die Gläubiger düpiert.

Griechenlands Banken bis 6. Juli geschlossen

Mit der Schließung aller Banken will Griechenland sein Finanzsystem schützen. Zudem sollen ab Montag auch Kapitalverkehrskontrollen eingeführt werden, wie Ministerpräsident Alexis Tsipras in einer Ansprache am Sonntagabend ankündigte. Mit den Maßnahmen will die Regierung einen möglichen Ansturm auf die Geldinstitute des Landes unterbinden, die seit Monaten auf Nothilfen angewiesen sind. Auch eine Kapitalflucht ins Ausland soll so gestoppt werden. Zuletzt hatten verunsicherte Verbraucher und Unternehmen große Mengen Bargeld von ihren Konten abgehoben.

Die Regierung in Athen rief die Bürger am Sonntagabend zur Ruhe auf und erklärte, die Bankguthaben der Griechen seien sicher. Die Banken des Landes sollen jedoch bis zum 6. Juli geschlossen bleiben. Geldautomaten könnten am heutigen Montag bis zum späten Nachmittag nicht genutzt werden, sagte ein Regierungsvertreter nach einer Kabinettssitzung, auf der die Notfall-Maßnahmen abgesegnet wurden. Kunden könnten danach 60 Euro pro Tag abheben. Online-Überweisungen innerhalb Griechenlands seien weiterhin erlaubt, nicht aber ins Ausland.

OnVista/dpa-AFX
Foto: Bankenverband, Jochen Zick/Action Press / flickr.com, Lizenz: CC BY-ND 2.0

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