Historisches EU-Referendum gestartet – Dax-Anleger optimistisch

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Heute entscheiden die Briten über den Verbleib ihres Landes in der EU. Deutsche Anleger rechnen offenbar nicht mit einem Brexit.

Seit einer Stunde sind in Großbritannien die Wahllokale geöffnet. In einem historischen Referendum entscheiden rund 46,5 Millionen Bürgerinnen und Bürger über den Verbleib ihres Landes in der Europäischen Union. Die Abstimmung gilt in Großbritannien als eine der wichtigsten Entscheidungen seit Jahrzehnten. Der Ausgang des Referendums gilt als offen. Am deutschen Finanzmarkt jedoch erwartet die Mehrheit der Anleger offenbar ein „Ja“ der Briten zur EU.

Der Dax knüpfte am Morgen an seine Gewinnserie der vergangenen Tage an. Gestern hatte der deutsche Leitindex bereits den vierten Tag in Folge zugelegt und war mit einem Kursplus von 0,6 Prozent auf 10.071 Punkte aus dem Handel gegangen. Allein seit dem vergangenen Donnerstag hatte der Dax damit rund 600 Punkte gewonnen. Heute startete er mit einem weiteren Plus von rund 0,8 Prozent auf 10.150 Punkten in den Tag.

Ausgemacht ist ein weiterer Dax-Gewinntag jedoch nicht. Angesichts des ungewissen Ausgangs der EU-Abstimmung in Großbritannien kann die Stimmung rasch kippen. So manchen Börsianer dürften zudem Gewinnmitnahmen locken. “Umso näher das Brexit-Referendum rückt, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass einige Anleger auf die Idee kommen, einen Teil ihrer in den vergangenen Tagen erzielten Gewinne einzustreichen”, kommentierte Jochen Stanzl von CMC Markets.

Börsianer erwarten ein „Ja“ zur EU

Die Stimmung am Markt scheint aber eindeutig: Nach den letzten Umfragen mit deutlicherem Übergewicht für einen Verbleib der Briten in der Europäischen Union setzten die Anleger jetzt klar auf “Bremain” statt “Brexit”, sagte ein Börsianer. Dies zeigte auch die kräftige Aufwertung des Pfund zum US-Dollar auf den höchsten Stand des Jahres.

Umfragen erwarten dennoch ein extrem knappes Ergebnis. Der Durchschnitt von acht Umfragen seit dem 15. Juni ergab einen hauchdünnen Vorsprung von 45:44 Prozent für das Pro-EU-Lager. Rund zehn Prozent der Wähler waren aber noch kurz vor der Entscheidung unentschlossen.

Die Wahllokale in Großbritannien sind von 08.00 bis 23.00 Uhr MESZ geöffnet. Prognosen und Hochrechnungen soll es unmittelbar nach dem Ende der Abstimmung nicht geben. Am frühen Freitagmorgen wird mit ersten Resultaten gerechnet, ein Endergebnis dürfte erst am Vormittag feststehen.

Brexit-Risiken sind hoch

Sollten sich die Briten entgegen den jüngsten Erwartungen doch für einen Brexit entscheiden, drohen Schockwellen an den Börsen. Weltweit stehen deshalb Notenbanken bereit, um Währungsturbulenzen abzufedern.

Die G7-Finanzminister wollten in ihrer Erklärung ihre Bereitschaft betonen, alle notwendigen Schritte zur Beruhigung der Märkte zu unternehmen, sollte es zum Brexit kommen, sagten Regierungsvertreter in Japan, die anonym bleiben wollten. Derzeit werde ein Entwurf der Erklärung diskutiert. Veröffentlicht werden soll sie kurz nachdem klar ist, wie das Referendum ausging.

Der S&P-Chef-Stratege für die Länder-Ratings, Moritz Kraemer, verwies gegenüber der “Bild”-Zeitung darauf, dass die politische Lage im Land bei einem Brexit weniger vorhersehbar wäre. Sollten die Briten für einen Austritt stimmen, wäre das “AAA”-Spitzenrating “fällig und würde innerhalb kurzer Zeit danach zurückgestuft werden”.

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OnVista/dpa-AFX/Reuters
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