Mit Cash gegen Crash?

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! „Aktien und Anleihen sind viel zu teuer - Gold und Bares sind Wahres!“ Diese Überschrift, gestern auf der Telebörse-Onlineseite, hat was Gutes: Sie weckt Interesse. Und in meinem Bauch grummelte es sofort. Der Gastbeitrag eines Fachmanns lohnte gelesen zu werden. Trotzdem muss ich widersprechen, weil es wieder einmal um die Qualität einer Kursbewegung geht, um angeblich ungesunde Entwicklungen, historische Vergleiche und Crash-Gefahren. Ihr wisst längst, meine Freunde, dass ich wenig von der klassisch-fundamentalen Denke halte und nix gegen noch so lange und steile Kursanstiege mit der Gefahr der Übertreibung habe - denn Ihr seid ja auf alles vorbereitet (hoffentlich) und begrenzt konsequent die Verlustrisiken. Beispiel: Wenn man in ein paar Jahren 100 Prozent Wertsteigerung seines Aktiendepots hat, nimmt man im Katastrophenfall doch locker in Kauf, wenn einem 10, 20 oder 30 Prozent flöten gehen. Allemal besser als Gold und erst recht als Bargeld.

Der Autor schließt zwar weitere Kursgewinne der Aktien und eine „finale Kaufpanik“ nicht aus und verweist dabei auf die „geballte Marketingmacht“, die von den Banken eingesetzt werde, um „auch noch den letzten Anleger in die vermeintlich alternativlosen Dividendentitel zu treiben“. Hallo, Herr Fachmann, wo haben Sie sich informiert? Für mich wäre es jedenfalls eine ganz neue Erkenntnis, dass unsere Banken mit Macht alle Kunden in die Aktie treiben würden. Nee, das ist Käse. Und dann - das allerdings ist für mich keine Überraschung - die Warnung vor der „dünn gewordenen Luft“, die typische Reaktion der Skeptiker auf länger anhaltende Kurssteigerungen. Das haben wir alles schon mehrfach gehört - spätestens seit Dax 8.000, dann bei 9.000 und 10.000. Jetzt erst recht bei 11.000, ist doch klar. Nur ein Kommentar dazu: Herr Fachmann, der Dax (und nicht nur der) hat doch längst eine EZB-Sauerstoffmaske auf, das wissen Sie doch.

Zustimmen will ich zur Behauptung, dass der alte und lang bewährte Ratschlag, Vermögen zu diversifizieren, nicht mehr so einfach und zuverlässig wie früher funktioniert. Aber dann spricht wieder der Kassenwart: „Aktien laden zu Gewinnmitnahmen ein, Anleihen bieten keine Renditealternativen. Abseits dieser ausgetrampelten Investmentpfade gibt es aber noch immer sinnvolle Anlagemöglichkeiten: Da wäre zunächst einmal Bargeld …Auch die Währung Gold bietet sich an.“ Nee, Cash bitte nur zur Liquiditätshaltung und für den Konsum (den unterstütze isch schon lange!). Wenn man Gold als Ersatz- und Sicherheitswährung ansieht, sozusagen als Wertspeicher, stimme ich voll zu. Sogar ein viel höherer Anteil im Portfolio als die üblicherweise genannte „Beimischungsquote“ von 5 bis 10 Prozent ist für vorwichtige Anleger angesagt. Wer aber wegen angeblich zu heiß, zu hoch, zu gefährlich einen starken Trend verpasst - wie seit Jahren am Aktienmarkt -, verzichtet auf massive Wertsteigerungen, um bei der Gegenbewegung irgendwann einmal stolz hinausposaunen zu können: Das habe ich doch frühzeitig  vorhergesagt, das konnte man erahnen, das habe ich schon vor fünf Jahren in meinem Buch XY angekündigt, oder so ähnlich.

Selbstkritische Anleger werden heute zustimmen, dass man mit der vielgescholtenen T-Aktie viel Geld verdienen konnte. Und der böse Neue Markt, der ja tatsächlich zur platzenden Blase wurde, hatte in kurzer Zeit ungezählte Privatanleger zu Millionären gemacht. Die meisten von der Gier Getriebenen konnten sich „nur“ nicht beherrschen, sind beim beginnenden Crash nicht ausgestiegen und mit dem Expresslift wieder nach unten gefahren. Das sollte nicht mehr passieren. Also, bitte keine Angst vor einem Crash (wann immer er kommen könnte - ich sehe ihn bisher nicht). Und Cash ist keine Anlage-Alternative. Übrigens: Es gibt zur Chancen- und Risikostreuung heutzutage noch Anlagen in private Equity, diversen Rohstoffen und alternativen Energien, in Geothermie, Holzpellets, Wasser, Landwirtschaft, Wald, Diamanten, Kunst alte Autos, …

boersenfuchs@onvista.de

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