Moody’s fürchtet Zusammenbruch deutscher Lebensversicherer

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Situation deutscher Lebensversicherer wird immer bedrohlicher. Niedrigzinsen und schärfere Regeln der Regulierer könnten nach Ansichten von Moody’s zum Zusammenbruch kleinerer Versicherer führen.

Deutsche Versicherungsunternehmen hadern mit den anhaltend niedrigen Zinsen im Euro-Raum. Einzelne Unternehmen geraten nach Ansicht der Ratingagentur Moody’s zudem durch schärfere Regeln der Aufsichtsbehörden in Schwierigkeiten. Mit neuen Richtlinien, die unter dem Namen Solvency II bekannt sind, hat die EU-Kommission eine grundlegende Reform der Versicherungsaufsicht in Europa angestoßen. Vor allem die Eigenmittelausstattung von Versicherungsunternehmen soll neu geregelt werden.

Die Umsetzung der Richtlinien stellt manche Unternehmen jedoch vor große Schwierigkeiten, erklärte Moody’s am Mittwoch. “Einige kleinere Gesellschaften weisen aktuell eine zu geringe Kapitalausstattung auf, um die Anforderungen zu erfüllen”. Bis zum Inkrafttreten der neuen Regeln 2016 müssten diese Missstände behoben werden, forderte Moody’s. Sonst könnte ein Zusammenbruch einzelner Versicherer auf dem deutschen Markt den Ruf der gesamten Branche beschädigen.

Das kürzlich angekündigte Programm zum Ankauf von Anleihen durch die Europäische Zentralbank wird den Druck auf die Versicherungen laut Moody’s zugleich weiter erhöhen. Viele Staatsanleihen werfen wegen des EZB-Programms kaum noch etwas ab. Für die Assekuranz wird es deshalb immer schwieriger, die versprochenen Erträge für ihre Kunden zu erwirtschaften.

Garantiezins sinkt weiter

In 2015 sinkt die laufende Verzinsung aus Garantiezins und Überschussbeteiligung von durchschnittlich 3,54 Prozent im Vorjahr auf nur noch 3,33 Prozent. Das geht aus einer Studie der Ratingagentur Assekurata hervor, die in der vergangenen Woche veröffentlich wurde. Für die nächsten Jahre rechnet Assekurata-Chef Reiner Will mit einer Fortsetzung des Abwärtstrends.

Zugleich müssten die Versicherer weitere Milliarden für Altverträge beiseitelegen, da viele Kunden noch Anspruch auf Zinsgarantien von bis zu 4 Prozent haben. Für Verträge, die seit Anfang 2015 abgeschlossen werden, gilt hingegen ein erneut gesenkter Garantiezins von 1,25 Prozent.

Derzeit erwirtschaften die Versicherer mit dem Geld ihrer Kunden noch mehr als drei Prozent Rendite pro Jahr. Um auch die Zinsgarantien aus den Altverträgen abzudecken, mussten die Unternehmen laut Assekurata im vergangenen Jahr acht Milliarden Euro in die sogenannte Zinszusatzreserve einbuchen. Seit dem Jahr 2011 ist der Posten damit auf gut 20 Milliarden Euro angeschwollen. Im laufenden Jahr dürften weitere neun Milliarden hinzukommen, sagte Assekurata-Analyst Lars Heermann. “Das wäre ein neuer Rekord.”

OnVista/dpa-AFX/Reuters
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