Neue Grexit-Sorgen lassen Dax einbrechen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Griechenland-Euphorie ist verflogen. Der Internationale Währungsfonds stoppt die Gespräche mit der Regierung in Athen. Der Dax sackt prompt massiv ab.

Die Hoffnung war trügerisch. Annährend zwei Tage lange hatte die die Aussicht auf Fortschritte im Schuldenstreit mit Griechenland den deutschen Aktienmarkt angeschoben. Am späten Donnerstagnachmittag jedoch kehrten die Grexit-Sorgen zurück. In Sekundenschnelle halbierte der Dax seine Gewinne und rutschte auf 11.300 Zähler ab, nachdem er kurz zuvor noch auf 11.450 Punkte geklettert war.

Für den Kurseinbruch hatten Äußerungen des Internationalen Währungsfonds (IWF) gesorgt, nach denen es bislang im Schuldenstreit keine Fortschritte gegeben habe. "Es gibt große Differenzen zwischen uns in den meisten Kernthemen", sagte IWF-Sprecher Gerry Rice. Hindernisse gebe es weiterhin bei Renten, Steuern und der Schuldenfinanzierung. "Es hat hier zuletzt keine Annäherung gegeben."

"Der Ball liegt jetzt weit im Feld der Griechen", sagte Rice weiter. Das technische Team des IWF habe Brüssel verlassen. Der IWF werde aber am Verhandlungstisch bleiben. IWF-Chefin Christine Lagarde wolle weiterhin am Treffen der Finanzminister der Eurozone am 18. Juni in Luxemburg teilnehmen. Der vorläufige Stopp der Gespräche schürte am den Finanzmärkten erneut Sorgen über eine bevorstehende Pleite Griechenlands und ein Ausscheiden des Landes aus der Eurozone.

Hoffnungs-Rally scheint beendet

Bis zum späten Nachmittag hatte die Aussicht auf eine eventuell bevorstehende Einigung im Streit der EU-Geldgeber mit Griechenland den Dax weiter angeschoben. Nachdem er bereits am Mittwoch um 2,40 Prozent zuleget hatte, kletterte er am Donnerstag in der Spitze um weitere rund 1,6 Prozent.

Allerdings zeigten sich bereits im Tagesverlauf neue Probleme: Nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofes in Athen sind die im Rahmen des Sparprogramms vor drei Jahren verhängten Rentenkürzungen verfassungswidrig und müssen zurückgenommen werden. Die Ratingagentur Standard & Poor’s (S&P) stufte überdies die Kreditbewertung Griechenlands weiter herab.

Kompromiss in letzter Minute?

An der Börse in Athen und auch in Europa insgesamt hatten aber dennoch zunächst die Hoffnungen auf den “Kompromiss in letzter Minute” überwogen: Der Leitindex Athex Composite war bis zum Nachmittag um mehr als 6 Prozent an gestiegen. “Die Europäischen Zentralbank will weiter griechische Banken unterstützen und am Markt setzt sich die Meinung durch, dass Griechenland in der Eurozone bleibt”, sagte Börsenexperte Robert Halver von der Baader Bank.

Die Hoffnung genährte hatten zudem Äußerungen eines EU-Insiders, nach denen sich das hoch verschuldete Land bald mit seinen Gläubigern auf die Bedingungen für weitere Finanzhilfen einigen könnte. “Es entsteht der Eindruck, dass die Dinge endlich in Bewegung kommen”, sagte Aktienhändler Markus Huber vom Brokerhaus Peregrine & Black. “Eine Einigung erscheint nun wahrscheinlicher als noch vor einigen Tagen.”

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Bankenverband, Jochen Zick/Action Press / flickr.com Hinzufügen Hinzufügen Hinzufügen, Lizenz: CC BY-ND 2.0

Meistgelesene Artikel