Schweizer Notenbank hebt überraschend Kopplung an Euro auf

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Völlig überraschend hebt die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Mindestkurs von 1.20 Franken pro Euro auf. Zugleich senkt sie den Zins für Guthaben auf den Girokonten, die einen bestimmten Freibetrag übersteigen, um 0,5 Prozentpunkte auf −0,75 Prozent.

Die europäische Gemeinschaftswährung verlor in der Folge massiv an Wert gegenüber der Schweizer Währung. Kurz nach Bekanntwerden der Freigabe stürzte der Euro um rund 30 Prozent ab, konnte einen Teil seiner Verluste aber wenig später wettmachen. Zuletzt verzeichnete der Kurs für Euro/Schweizer Franken noch ein Minus von rund 13 Prozent.

Die Notenbank musste in den vergangenen Tagen offenbar den Schweizer Franken mit Milliarden stützen. Seit mehr als drei Jahren verteidigte die Notenbank die Kursgrenze von 1,20 Franken pro Euro um damit die Schweizer Exportindustrie zu schützen. Die ließ jedoch die Bilanz der SNB immer größer werden. Die Devisen-Reserven sind mittlerweile auf 500 Milliarden Franken angeschwollen.

SNB überrascht - und zieht Kritik auf sich

Die Unterschiede in der geldpolitischen Ausrichtung der bedeutenden Währungsräume hätten sich laut SNB in letzter Zeit markant verstärkt und dürften sich noch weiter akzentuieren. Der Euro habe sich gegenüber dem US-Dollar deutlich abgewertet, wodurch sich auch der Franken zum US-Dollar abgeschwächt habe. Vor diesem Hintergrund sei die Nationalbank zum Schluss gekommen, dass die Durchsetzung und die Aufrechterhaltung des Euro-Franken-Mindestkurses nicht mehr gerechtfertigt sind.

Mit der Aufhebung des Mindestkurses dürfte die SNB an Glaubwürdigkeit verlieren, da sie in den vergangenen Monaten stets die vehemente Verteidigung der Untergrenze betont habe, kommentierte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Helaba. Chefanalyst Jörg Rohman vom Broker Alpari sagte: "Die Entscheidung der SNB wird den europäischen Aktienmärkten perspektivisch Liquidität entziehen, die bisher über den Ankauf von europäischen Staatsanleihen durch die SNB in den Aktienmarkt geflossen ist."

Deutsche Aktien brechen kurz ein

Die überraschende Entscheidung der Notenbank erwischte auch deutsche Börsianer auf dem falschen Fuß. Nachdem der Dax im Vormittagshandel deutlich in der Gewinnzone geklettert war, stürzte er nach Bekanntwerden der Entscheidung ab und notierte zwischenzeitlich mit rund einem Prozent im Minus bei etwas über 9700 Punkten, kämpfte sich aber wieder ins Plus vor. Der Schweizer Aktienindex SMI verlor hingegen rund 7 Prozent.

Gegenüber dem US-Dollar fiel der Euro kurzzeitig auf den tiefsten Stand seit dem November 2003. Der überraschende Schritt der Schweizer Nationalbank drückte die europäische Gemeinschaftswährung auf ein Tief von 1,1575 US-Dollar. Zuletzt notierte die Gemeinschaftswährung wieder etwas fester.

OnVista/dpa-AFX
Foto: Massimo Cavallo/shutterstock.com

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