Sorge um Griechenland lässt Dax einbrechen

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der Poker um Griechenland zehrt immer mehr an den Nerven. Die Euroländer bereiten bereits Notfallpläne vor. Der Dax verliert massiv.

Das Hin und Her im griechischen Schuldendrama lässt den Dax am Freitag massiv einbrechen. Nachdem er früher am Tag noch kurz in die Gewinnzone klettern konnte, rutschte er am Nachmittag immer weiter ab und notierte zuletzt mit zwei Prozent im Minus bei rund 11.100 Punkte. Damit hat der deutsche Leitindex seinen kompletten Wochengewinn wieder abgegeben.

Das bestimmende Thema war erneut Griechenland: Während sich Athen im Schuldenstreit in Optimismus übt, erörtern die Euroländer bereits Notfallpläne für das pleitebedrohte Griechenland. Entsprechende Szenarien haben die Finanzstaatssekretäre der Euroländer erstmals am Freitag in Bratislava besprochen. Aus Athen hieß es dagegen, eine Einigung mit den Gläubigern sei bis zur Tagung der Eurogruppe am nächsten Donnerstag möglich.

Athen zeigt Gesprächsbereitschaft

Fortschritte in den Verhandlungen sind allerdings bislang nicht zu erkennen. Die Regierung in Athen ist zwar bereit, die Unterredungen mit den internationalen Gläubigern zu intensivieren, damit es bald zu einem Abkommen kommt. Renten- und Lohnkürzungen jedoch werde Griechenland nicht akzeptieren, verlautete aus Kreisen der Regierung.

Bundeskanzlerin Angela Merkel geht in den festgefahrenen Griechenland-Verhandlungen weiter von einer Lösung aus. “Wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg”, bekräftigte sie. “Aber der Wille muss von allen Seiten kommen”, betonte die Kanzlerin. Regierungssprecher Steffen Seibert sagte: “Wir arbeiten dafür, dass Griechenland ein Mitglied der Eurozone bleiben kann.”

Geldgeber nicht zu Zugeständnissen bereit

Die EU-Kommission, die Europäische Zentralbank und der IWF verhandeln mit Athen über ein verbindliches Reformprogramm. Dies ist die Voraussetzung dafür, dass Griechenland bisher blockierte Hilfsgelder in Höhe von 7,2 Milliarden Euro erhalten kann, um es vor der Pleite zu retten.

Nach Auffassung des Analysten Heino Ruland von Ruland Research sind die Europäer aktuell wohl nicht zu weiteren Zugeständnissen an Athen bereit. Die Investoren wollten in dieser Gemengelage vor dem Wochenende keine größeren Risiken eingehen und hätten deshalb zuletzt einen Teil ihrer Gelder in den als sicher geltenden Rentenmarkt umgeschichtet.

IWF-Rückzug setzt Aktienkurse unter Druck

Am Donnerstag hatte der Internationale Währungsfonds (IWF) den Druck auf Griechenland verstärkt und seine Unterhändler vorerst aus Brüssel abgezogen, worauf der Dax innerhalb von Minuten um rund 100 Punkte absackte. Am Ende rettete der Index noch ein Plus von 0,60 Prozent. IWF-Sprecher Gerry Rice hatte nach dem Abzug gesagt, dass es “noch immer wesentliche Differenzen in entscheidenden Punkten” gebe.

OnVista/dpa-AFX/Reuters

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