Talfahrt unterbrochen: Euro-Dollar-Parität verschoben

Holger Scholze · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Der jüngste, enorme Abwertungsdruck auf den Euro hat zuletzt deutlich abgenommen. Allerdings rechne ich damit, dass die Tendenz in Richtung der Parität zum US-Dollar erhalten bleibt und bis zum Jahr 2017 auch erreicht wird. Ob dies früher geschieht, hängt vor allem auch davon ab, wann die Fed ihren Leitzins anhebt. Hier sehe ich aber für die Währungshüter rund um Janet Yellen momentan keinen Handlungsbedarf, denn die aktuellen Daten zeigen zwar moderates Wachstum, aber keinerlei Überhitzung. Spekulationen um US-Zinswende schwanken wie das Aprilwetter Der Euro notiert aktuell wieder über der Marke von 1,08 US-Dollar. Am späten Mittwochabend hatte der Kurs noch bei 1,0762 Dollar gelegen. Das Aufbäumen der Gemeinschaftswährung hängt aber weniger mit deren eigener Stärke, sondern vielmehr mit dem wieder schwächer tendierenden US-Dollar zusammen. Denn dieser fiel auch zur japanischen Währung auf 119,52 Yen zurück, nachdem der Kurs am Vortag noch bei 119,75 Yen notiert hatte.
Durch die jüngsten US-Konjunkturdaten, die eher enttäuschend ausgefallen waren, steigt offenbar die Sorge davor, dass die monatelange US-Dollar-Stärke zu einem steigenden Risiko für die US-Wirtschaft werden könnte. Somit werden nun die Stimmen derer wieder lauter, die nicht mit einer baldigen Zinsanhebung in den USA rechnen. Auch ich hatte in den vergangenen Monaten immer wieder darauf hingewiesen, dass die bereits für dieses Jahr erwartete Zinswende in den USA aufgrund der lediglich moderaten Konjunkturerholung wohl später erfolgen wird. Allerdings regte der überraschend starke Arbeitsmarktbericht der US-Regierung für den Monat Februar hier auch bei mir neue Gedanken an. Denn natürlich ist es auch an der Börse ganz normal, dass sich Fakten ändern können. Und dieser Umstand sorgt folgerichtig dafür, dass sich auch die eigene Meinung ändern darf. Zudem hatte Fed-Chefin Janet Yellen zuletzt auch das Signalwort „geduldig“ aus ihrem Vokabular herausgelassen. Dies deutet darauf hin, dass es im Rahmen der kommenden drei Sitzungen tatsächlich zu der Entscheidung kommen könnte, den Leitzins in den USA anzuheben. Zwingend notwendig ist dies jedoch nicht. Jedenfalls halte ich dies für die Tagung im Juni für unwahrscheinlich. Am Karfreitag werden die Karten neu gemischt
Neben vielen weiteren Indikatoren dürften die Arbeitsmarktdaten einen besonders großen Einfluss auf die Entscheidungen der Währungshüter haben, denn schließlich streben sie ja mit ihrer Geldpolitik auch die Vollbeschäftigung an. Die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP lagen am Mittwoch deutlich unter den Erwartungen der meisten Ökonomen. Demnach wurden außerhalb der Landwirtschaft nur 189.000 neue Stellen geschaffen, obwohl die Experten mit 231.000 gerechnet hatten, nachdem im Vormonat 214.000 neue Jobs gezählt worden waren. Mit Spannung warten die Investoren nun aber auf den großen Arbeitsmarktbericht der US-Regierung, der am Karfreitag veröffentlicht wird. Nach 295.000 neuen Stellen im Vormonat rechnen die meisten Ökonomen nun mit 251.000. Die Arbeitslosenquote wird mit 5,5 Prozent unverändert erwartet. Besondere Bedeutung hat aber auch die Entwicklung der durchschnittlichen Stundenlöhne. Hierbei wird ein Anstieg um 0,2 Prozent zum Vormonat vorhergesagt. Die tatsächlichen Daten werden dann erneut die Spekulationen um die weitere Geldpolitik der US-Notenbank in die eine oder andere Richtung bewegen. Deshalb sollten wir wenigstens diese „geduldig“ abwarten, bevor wir uns eine neue Meinung bilden. Ihr Holger Scholze

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