The never ending Blasen-Story

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute!  „Der Dax übertreibt es gerade“. Aha. Also doch. Das meint jedenfalls  Didier Sornette, Professor an der ETH Zürich. Große Story in der Sonntags-FAZ. Ich will ihm nicht widersprechen, auch wenn ich anders ticke, denn dieser Finanzwissenschaftler ist ein „Blasenforscher“ (bisher dachte ich, dieses Fach sei was für Urologen). Leider hat sich beim Thema Kurse der alternative  Begriff „Ballon“ nicht durchgesetzt, was ältere Menschen gerne hätten, weil ihnen ihre eigene Blase oft Probleme macht. Engländer und Amis unterscheiden dagegen „Bubble“ und „Bladder“. Frage an den Forscher: Kann man Kurs-Blasen eigentlich vorhersagen (was viele Ökonomen nicht glauben)? Antwort: Doch, und sogar zeitlich ziemlich genau!

Ihr könnt Euch gut vorstellen, meine Freunde, dass mich dieses Interview ganz besonders interessiert hat. Wichtig: Es zeigt sich wieder einmal, dass man eine Story immer zu Ende lesen sollte, um keinen falschen Eindruck vom Thema zu gewinnen. Deshalb greife ich die offenbar never ending Blasen-Story heute gern auf - sie interessiert ja auch viele von Euch.

Also, der Börsen-Blasen-Forscher hat aktuell einige Blasen diagnostiziert und die EZB als Schuldigen ausgemacht, speziell seit der Bekanntgabe des Anleihekaufprogramms am 22. Januar - ab diesem Datum „kräftige Blasenbildungen mit Warnsignalen, die noch nie so schnell und stark zugenommen haben wie derzeit“. Hoppla! Und dann kommt’s richtig dick, hier komprimiert: 85 Prozent der  Anleihemärkte zeigen klare Warnsignale (das überrascht nicht besonders), ein Viertel der Welt-Aktienmärkte und sogar 56 Prozent der europäischen Branchenindizes befinden sich in einer Blase! Hm, haben die Warner als Recht? Nebenbei: Es gibt  auch „negative Blasen“, vor allem bei Rohstoffen (Öl, Kupfer und inzwischen auch andere Basismetalle).

Das ist doch wohl eine klare Ansage, oder? Ich sehe sie förmlich vor meinen Augen, die ewigen Pessimisten, Crash-Propheten und Angstverbreiter - bald macht’s „bumm“ und die Blase(n) platzt(platzen). Nicht so voreilig, bitte! Denn dann stellt der Wissenschaftler (übrigens ein promovierter Physiker) fest, dass er selbst nicht an den großen Knall glaubt. Häh? Begründung: Anders als früher können Notenbanken Blasen nicht nur auslösen, sondern auch bekämpfen. Jo, genau das sehe ich altes Füchslein auch so. Noch sympathischer wird mir die ganze Geschichte, wenn ich gegen Artikelende lese: Blasen sind vorhersehbar. Und man kann den Zeitraum des Platzens mit ungefähr einem Monat Präzision eingrenzen. Was wir nicht können, ist zu sagen, ob nach dem Platzen die Kurse einstürzen oder einfach nur über einen längeren Zeitraum stagnieren. Dazu müssten wir prognostizieren können, wie Politiker und Notenbanker auf das Platzen reagieren. Das können wir aber nicht.“

Aha, Entwarnung! Ihr braucht Euch also nicht von Euren Aktien hastig zu trennen, denn Ihr habt ja schon satte Gewinne drauf und natürlich Eure Position wie auch immer nach unten abgesichert. Wenn’s richtig knallen sollte - was weder der Blasenforscher noch der Börsenfuchs erwartet -, kommt Ihr gut raus. Rührt aber in keinem Fall Eure langfristigen Aktien- oder Fondssparpläne an! Bleibt cool!

boersenfuchs@onvista.de

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