Achtung, düstere Prophezeiungen!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Wenn einem nach müdem Verlauf des Handels nix mehr einfällt, kommt bei den Medienfuzzies als bewährte Überschrift „Börse wartet auf neue Impulse“ heraus. Die Börse will ja nach oben, kann aber im Moment nicht so recht. Das ruft im Bullenlager schon gewisse Enttäuschung hervor, denn unser Dax hatte ja neue Kondition gewonnen. Und selbst wenn man dem Burschen (noch) nicht trauen will, hätte ein weiterer Anstieg der Kurse den Jungs mit frischen Long-Positionen kurzfristige Gewinnmitnahmen ermöglicht. Ich (obwohl auch ein Bulle) sehe deshalb drei Möglichkeiten: Die Zuversicht geht verloren, schlechte Nachrichten drücken auf die Kurse. Oder die Hoffnung auf eine Erholung der europäischen Wirtschaft bekommt neue Nahrung, was das Anlegerinteresse und den Dax weiter stärken würde. Schließlich können die Aktien aber auch noch eine unbestimmte Zeit lang unsicher hin und her schwanken. Was könnt Ihr damit anfangen, meine Freunde? Gerade mal nix. Da nutzt auch kein Spekulieren auf eine Jahresschluss-Rally, die ich ja für gut möglich halte.

Weil es jetzt mehr denn je um die Konjunktur geht, solltet Ihr zwei aktuelle Meldungen kennen, egal, was davon zu halten ist. Lese ich doch gestern Abend, dass unsere „Wirtschaftsweisen“ angeblich ihre Wachstumsprognose für 2014 und auch das kommende Jahr deutlich senken (am heutigen Mittwoch soll das amtlich werden). Das haut einen nicht mehr vom Stuhl. Denn alle anderen, die sich berufsmäßig mit Konjunkturprognosen befassen, haben das schon vorher getan, mehr oder weniger mies gelaunt. Aber: Ob die Märkte nochmal darauf reagieren? Schwer zu sagen.

Eine andere Meldung wird höchstwahrscheinlich bei uns verpuffen: Prophetische Firma sieht Rezession kommen. Eine kleine US-Firma sagt jetzt voraus, dass die Weltwirtschaft im kommenden Jahr womöglich in die Rezession zurückfällt. Originell ist die These zwar nicht, Beachtung findet sie trotzdem jenseits des großen Teichs, berichtet n-tv. Der Grund: Das kleine Beratungsunternehmen Jerome Levy trägt den Namen eines Mannes, der den „Schwarzen Donnerstag” Ende der 1920er Jahre vorausgesagt hatte. Jerome Levy ist der Großvater des gegenwärtigen Chefs. Laut Finanznachrichtenagentur „Bloomberg” verkaufte der Geschäftsmann und Ökonom 1929 nach eingehender Analyse rechtzeitig seine Aktien, bevor die Wall Street im Oktober abstürzte. Damit bewies er einen guten Riecher. Rund 80 Jahre später lag die Firma wieder richtig. Im Februar 2007 sagte sie voraus, dass sich Probleme mit Ramsch-Hypotheken auf nahezu den gesamten Finanzmarkt ausdehnen würden. Im Oktober des gleichen Jahres warnte sie vor einer unmittelbar bevorstehenden Rezession in den USA - und behielt auch damit Recht. Jetzt meldet die Agentur, dass die sechs Analysten dieses Hauses mit einer pessimistischen Prognose ihre Kunden warnen: „Die Richtung der meisten aktuellen Wirtschaftsnachrichten weist weltweit auf einen Abschwung für 2015 hin.” Mit einer Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent gebe es im kommenden Jahr eine weltweite Rezession, die auch in den USA zu einem Abschwung führen werde. Beim Spekulieren und erst recht beim Glücksspiel ist die Wahrscheinlichkeit von 65 Prozent gar nicht übel. Ob sie auch in Sachen Voraussage von Rezessionen ausreicht? Entscheidet selbst.

Mich lässt all das ziemlich cool. Ich setze weiter auf eine Verbesserung des Weltwirtschaftsklimas. Mehr Sorgen bereitet mir die Ost-West-Krise. Deshalb hat mich folgende Meldung gestern am meisten gestört: „Nach dem Wiederaufflammen der Kämpfe im Ukraine-Konflikt droht die Europäische Union (EU) mit einer Ausweitung der Sanktionen gegen Russland.“ Denkt an Gorbis Warnung in Berlin: „Wir dürfen es nicht zulassen, dass eine neue Mauer entsteht.” Bleibt also vorsichtig, Leute!

boersenfuchs@onvista.de

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