Börse Frankfurt-News: Griechenland im April zurück am Kapitalmarkt (Anleihen)

dpa-AFX · Uhr

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 4. April 2014. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Nach einer weiteren Leitzinssenkung sieht es in der Eurozone nicht mehr aus, der Euro Bund Future sinkt wieder. Anleihen der Peripherieländer sind gefragt wie nie.

Dass die Europäische Zentralbank am gestrigen Donnerstag still hielt und die Zinsen im Euroraum nicht nochmals reduziert hat, hat kaum überrascht. Auch für die nahe Zukunft ist davon nach Ansicht der meisten Analysten nicht auszugehen. "Zwar hat Präsident Draghi mit Nachdruck betont, dass die EZB bereit ist zu handeln, um - falls nötig - gegen deflationäre Entwicklungen vorzugehen. Letztlich zeugte die Einschätzung der konjunkturellen Lage aber von verhaltenem Optimismus", erklären Ulrich Wortberg und Johannes Jander von der Helaba. Sie werten die Aussagen daher nicht als Signal für unmittelbar bevorstehende Aktivitäten der EZB.

Erholung im Süden: kein Grund für EZB-Schritte

"Mit der Formulieren, gegebenenfalls zu `unkonventionellen Maßnahmen` bereit zu sein, könnte die EZB eher auf die Schwächung des Euro zielen", meint Gregor Daniel von der Walter Ludwig Wertpapierhandelsgesellschaft. "Damit könnte der europäischen Wirtschaft ja vielleicht mehr geholfen werden als mit niedrigeren Zinsen oder Anleihekäufen."

Nach der EZB-Sitzung am gestrigen Donnerstag ging es für Bundesanleihen zwar etwas nach oben, der Euro-Bund-Future notiert im Wochenvergleich aber wieder niedriger bei 142,81 Prozent - nach fast 144 Prozent am vergangenen Freitag. Zehnjährige Bundesanleihen werfen 1,61 Prozent Rendite ab nach 1,53 vor einer Woche. "Es gibt ja auch keinen Grund für die EZB einzugreifen", kommentiert Arthur Brunner von ICF Kursmakler. "Zum Beispiel liegt die Rendite zehnjähriger portugiesischer Staatsanleihen nur noch bei 3,87 Prozent, Spanien zahlt mittlerweile weniger als die USA."

Athen: Paria war gestern

Dass Staatspapiere der EU-Peripherie gut gefragt bleiben, bestätigt auch Arne Hellwig von der Hellwig Wertpapierhandelsbank. Neuemissionen der Südländer stoßen ebenfalls weiter auf großes Interesse, in dieser Woche konnte sich Spanien abermals günstiger refinanzieren. "Es sieht sogar ganz danach aus, dass auch Griechenland schon bald die Rückkehr an den Kapitalmarkt wagt", berichtet Brunner. "Das Umfeld ist gut, Athen will die positive Stimmung nutzen." Geplant seien Anleihen im Volumen von 2 Milliarden Euro mit Laufzeit von fünf Jahren. "Wahrscheinlich kommen diese schon im April, denn mit den Europawahlen im Mai könnte sich die Stimmung wieder drehen." Zehnjährige griechische Anleihen rentieren mittlerweile nur noch mit 6,04 Prozent, vor nicht einmal zwei Jahren waren es über 20 Prozent.

Krim-Krise vorerst vom Tisch

Unterdessen hat sich der Renditeabstand zwischen deutschen und russischen Anleihen, der durch den Krim-Konflikt stark gestiegen war, wieder etwas verringert. "Trotz der Einengung liegt die russisch-deutsche Renditedifferenz

mit aktuell rund 725 Basispunkten für zehnjährige Papiere aber weiterhin deutlich über dem Vorkrisenniveau", stellt die Helaba klar. Zuletzt habe es zwar Zeichen einer leichten Entspannung gegeben, der Konflikt zwischen dem Westen und Russland bleibe aber brisant, wie die jüngsten russischen Truppenaufmärsche an der ostukrainischen Grenze zeigten. "Eine erneute Eskalation dürfte die Risikoprämien wieder in die Höhe treiben."

Deutlich erholt hat sich die türkische Lira gegenüber dem Euro nach dem Wahlsieg von Ministerpräsident Erdogan. Aktuell bekommt man nur noch 2,9337 Lira für einen Euro nach über 3,20 im Januar. "Auch türkische Staatsanleihen konnten nach dem Wahlergebnis Kursgewinne verbuchen", meldet Hellwig. Nach den heftigen Kursverlusten der Lira 2013 halten sich viele Anleger aber noch zurück. "Bei uns geht so gut wie gar nichts um", meint Daniel.

Air Berlin fängt sich

Im Handel mit Corporate Bonds verzeichneten Air Berlin-Anleihen (WKNs AB100A, AB100B, AB100C) Gewinne, vergangene Woche hatten diese mit der abermaligen Verschiebung der Bilanzvorlage heftige Kursverluste erlitten. "Dabei gibt es nichts Neues", erklärt Daniel. Ob, wie erhofft, Großaktionär Etihad bei der mit Finanzproblemen kämpfenden Fluggesellschaft einspringen wird, sei immer noch unklar. "Air Berlin hat bisher nur ein einziges Mal positiv überrascht."

Sehr beliebt sind Brunner zufolge derzeit Hybridanleihen, etwa von VW ( WKN A1ZE21 ). "Der Kurs kletterte in dieser Woche von 100,25 auf 102,95 Prozent." Vor einem Jahr seien Hybridanleihen generell noch mehr oder weniger unverkäuflich gewesen. "Im Moment blenden Anleger Risiken völlig aus." Hybridanleihen stehen im Rang hinter anderen Gläubigerforderungen zurück, dafür sind sie meist mit hohen Zinskupons ausgestattet.

Die Ankündigung einer neuen US-Dollar-Anleihe durch die kanadische Bombardier hat Hellwig zufolge zu einem Preisrückgang bei der bis 2016 laufenden Euro-Anleihe ( WKN A0G1ZL ) des Emittenten geführt. "Durch die Neuemission vergrößert sich die Wahrscheinlichkeit der vorzeitigen Kündigung." Nächstmöglicher Kündigungstermin sei wohl der 5. Mai 2014. "Der Rückzahlungskurs wäre dann 101,21 Prozent."

Neue Dürr-Anleihe mit wenig Zinsen

"Gut vom Markt aufgenommen wurde die etwas überraschend und kurzfristig begebene 300 Millionen Euro-Anleihe der Dürr AG ( WKN A1YC44 )", bemerkt Hellwig außerdem. Gerade Privatanleger hätten gerne zugegriffen und sich die Anleihe des Maschinenbauers mit Kupon von 2,875 Prozent und Laufzeit bis 2021 zu Preisen zwischen 100,5 und 100,8 ins Depot gelegt. Noch nicht ganz ausgeräumt seien Spekulationen über die vorzeitige Rückzahlung der älteren Anleihe ( WKN A1EWGX ), einer Mittelstandsanleihe mit deutlich höherem Kupon von 7,25 Prozent und Laufzeit bis September 2015.

von Anna-Maria Borse, Deutsche Börse AG,

© 4. April 2014 / Anna-Maria Borse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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