Böses Erwachen am Montagmorgen – Dax bricht ein 

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Heber Rückschlag für den Dax. Nach dem Einbruch der Wall Street am Freitag rutschen auch am deutschen Aktienmarkt die Kurse ab.

Die Börsen erwachen aus ihrer Lethargie. Leider jedoch anders, als von vielen Anlegern erhofft. Die Furcht vor bald steigenden Zinsen hatte bereits am Freitag die Kurse am US-Markt tief ins Minus gerissen und dem Dow Jones Industrial mit rund 400 Punkten den größten Tagesverlust seit dem Brexit-Votum eingebrockt.

Nach dem Einbruch der Wall Street geht es am Montag auch mit dem Dax steil nach unten. Zum Start in den Handel verlor der deutsche Leitindex rund 2 Prozent und stürzte auf unter 10.400 Punkte, nachdem er bereits am Freitag rund 1 Prozent auf 10.573 Zähler abgerutscht war. Eingetrübt wurde die Stimmung zusätzlich durch das schwache Abschneiden der asiatischen Börsen. Besonders heftig traf es Hongkong, wo der Hang-Seng-Index fast 3 Prozent verlor. Der Nikkei-225-Index gab knapp 2 Prozent nach.

Als Auslöser für die Kursverluste wurden Aussagen des regionalen Notenbankchef von Boston, Eric Rosengren, ausgemacht. Er hatte sich Ende letzter Woche gegen eine zu lang anhaltende lockere Geldpolitik ausgesprochen. Ansonsten drohe die US-Wirtschaft zu überhitzen, was eine um so raschere Zinsstraffung durch die Notenbank erfordern könne. Die Äußerungen von Rosengren sind beachtlich, weil er normalerweise einer lockeren Geldpolitik zuneigt.

Im Handelsverlauf stehen keine wichtigen Konjunkturdaten auf dem Programm, an denen sich die Anleger orientieren könnten. Nach wie vor bleibt die Geldpolitik in den USA das alles beherrschende Thema am Devisenmarkt. Der Rückenwind jedoch, den sich manche Anleger in der vergangenen Woche von der Europäischen Zentralbank (EZB) erwartet haben, ist ausgeblieben. Die Enttäuschung darüber hat den Dax Ende der vergangenen Woche bereits deutlich von seinem Jahreshoch bei 10.802 Punkten abgerückt.

Schlechter Börsenmonat September

Laut Analyst Christian Schmidt von der Helaba hat sich beim deutschen Leitindex auch aus charttechnischer Perspektive die kurzfristige Lage eingetrübt. Und Markus Huber, Händler beim Broker City of London Markets, verwies auf den historisch schwachen Börsenmonat September als weiteren Belastungsfaktor. Es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass in diesem Monat neutrale oder sogar positive Nachrichten am Markt oftmals genau umgekehrt, also negativ, aufgenommen würden, so Huber.

Der September sei der schlechteste Börsenmonat mit einem durchschnittlichen Dax-Kursverlust von 1,5 Prozent seit dem Jahr 1960, haben die Aktienstrategen der DZ Bank ausgerechnet. Das aktuelle Momentum an den Aktienmärkten erscheine – auch aufgrund immer größerer politischer Unsicherheit – weiterhin fragil. Dies gelte gerade im Übergang von den umsatzschwachen Sommermonaten hin zu den in der Historie deutlich lebhafteren Herbstmonaten.

Für etwas höhere Handelsaktivität könnte gleichwohl am Freitag der sogenannte Hexensabbat sorgen – der große Verfallstag an den Terminbörsen. An diesem Tag laufen Terminkontrakte auf Aktien und Indizes aus. Vom “großen Verfall” sprechen Börsianer dann, wenn der letzte Handelstag aller vier Derivate-Typen, also der Optionen und Futures auf Indizes und einzelne Aktien, auf den gleichen Tag fällt.

Konjunkturdaten am Donnerstag

In der neuen Woche steht zudem der Donnerstag mit einer Reihe an wichtigen Daten aus den USA im Blick. So werden die Einzelhandelsumsätze veröffentlicht, die Hinweise geben auf den für die US-Wirtschaft wichtigen Konsum. Darüber hinaus kommen Zahlen zur Industrieproduktion. Der Philly Fed Index sowie der Empire State Index geben darüber hinaus Aufschluss über das Geschäftsklima in der Region Philadelphia beziehungsweise über die Stimmung in der Industrie im US-Bundesstaat New York.

Neben der Menge an US-Wirtschaftsdaten steht am Donnerstag auch noch der Zinsentscheid der Bank of England (BoE) auf der Agenda. Im Gegensatz zur EZB werde die britische Zentralbank geldpolitisch die Zügel wohl weiter lockern, da nach dem Brexit-Votum im Vereinigten Königreich die Furcht vor einer Rezession trotz besserer Stimmungsindikatoren immer noch vorhanden sei, kommentierte Dirk Rogowski, Geschäftsführer der Vermögensmanagement-Boutique Veritas Investment. Hingegen rechnet Ökonom Manuel Andersch von der BayernLB mit einer weiteren Lockerung seitens der BoE erst im November.

Börsenstart in schwierigem Umfeld

Gleich am Montag wird es zudem auf Unternehmensseite spannend. Denn dann bringt der Düsseldorfer Energiekonzern Eon seine Kraftwerkstochter Uniper an die Börse. Eon wird damit sein Problem-Geschäft mit Großkraftwerken los. Viele Anleger befürchten, dass Uniper deutlich unter dem bisherigen Buchwert eingestuft wird.

Bei der Eon-Tochter handelt es sich nicht um eine klassische Erstnotiz, bei der Aktien an neue Anleger ausgeben werden. Vielmehr bekommen die Eon-Aktionäre über das Wochenende automatisch Uniper-Aktien in ihr Depot gebucht. Mit diesen Papieren können sie dann von Montag an handeln. Anders als bei einem klassischen Börsengang gibt es vorher auch keine Preisspanne. Der Mutterkonzern Eon wird nach der Abspaltung noch knapp 47 Prozent an Uniper halten. Von der französischen Großbank Societe Generale hieß es, Uniper stehe stabiler da, als der Markt befürchte.

OnVista/dpa-AFX
Foto: Deutsche Börse

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