Chancen und Risiken in die Waagschalen!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Noch ‘ne Umfrage, speziell zum Verhalten der Deutschen auf dem Kapitalmarkt. Wichtigstes Ergebnis: Die Bundesbürger wissen zu wenig über die Risiken. Klar, das Thema interessiert mich und so lese ich weiter. 53 Prozent der deutschen Privatanleger würden gerne mehr Geld am Kapitalmarkt investieren. Jedoch haben 19 Prozent Angst vor hohen Verlusten und 16 Prozent fehlt die Fachkenntnis für eine Anlage am Kapitalmarkt. 9 Prozent haben schlicht zu wenig Zeit, sich um ihr Portfolio zu kümmern. 8 Prozent der Befragten geben an, dass sie keine für sie passenden Produkte und Dienstleistungen finden.

Die Zurückhaltung deutscher Anleger ist auch in der intransparenten Kommunikation der etablierten Anbieter zum Thema Risiko begründet. So haben 44 Prozent der Befragen ein relativ schlechtes oder sogar sehr schlechtes Verständnis des Verlustrisikos in ihrem Portfolio. Sie können also nicht einschätzen, wie viel Geld sie in einem schlechten Börsenjahr verlieren könnten. Bei Frauen liegt dieser Anteil sogar bei 57 Prozent; gerade einmal 13% aller Frauen geben an, ein sehr gutes Verständnis der Verlustrisiken zu haben.

Besonders das nicht unbedingt zu erwartenden Brexit-Votum hat den deutschen Anlegern zusätzlich die Verlustrisiken am Kapitalmarkt vor Augen geführt. So ist es für 36 Prozent seitdem noch wichtiger, die Risiken in ihrem Portfolio zu verstehen. 22 Prozent wünschen sich jetzt verstärkt Anlagemöglichkeiten, die konkrete Verlustrisiken angeben. Und dann folgt das Resümee des Auftraggebers (eine moderne Vermögensverwaltung): „Wir haben kein grundlegendes Problem mit der Kapitalmarktkultur in Deutschland. Wir haben vielmehr ein Problem mit den bestehenden Angeboten. Sie gehen in der Regel an den Bedürfnissen der Anleger vorbei. Die Finanzbranche muss hier endlich umdenken. Wir müssen Verlustrisiken transparent machen und diese Risiken in den Portfolios möglichst konstant halten.“

Halt! Das kann ich so nicht stehen lassen. Erstens: Doch, es gibt ein grundlegendes Problem mit unserer Kapitalmarktkultur (wenn man davon überhaupt sprechen kann). Zweitens: „… in der Regel an den Bedürfnissen vorbei…“ ist für mich eine selbstzerfleischende Übertreibung. Drittens: So intransparent sind die Verlustrisiken längst nicht mehr, dafür hat der Gesetzgeber gesorgt.

Den Umfrageergebnissen und ihrer Interpretation stelle ich also mal zwei Forderungen gegenüber. Erstens: Wir sollten endlich aufhören, ständig nur von den und über die Risiken zu reden! Es muss doch darum gehen, Chancen und Risiken in die Waagschalen zu legen, um dann zu entscheiden. Dabei steht der Anleger selbst in der Verantwortung für sein Geld - zu wenig Zeit geht als Argument schon gar nicht. Ihr, meine Freunde, kennt ja meinen Appell: „Lernt Kapitalanlage!“ Zweitens: An Anlageprodukten gibt es nun wirklich keinen Mangel - es gibt eher zu viele und mitunter zu komplizierte Konstruktionen.

Strich drunter: Die Anbieter können im Interesse ihrer Kunden manches noch verbessern, sicher. Aber die Kunden selbst sollten Informationen sammeln, Produkte mit ihren Chancen und Risiken sowie den Gebühren vergleichen und gegebenenfalls den passenden Berater suchen. Denkt an das urolle Sprichwort: „Fabrum esse suae quemque fortunae“ - jeder sei der Schmied seines Glückes.

Meistgelesene Artikel