Dax dreht kurz ins Plus – Deutsche Bank fällt durch US-Stresstest

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach zwei Gewinntagen fehlt dem Dax der Schwung. Darüber hinaus im Blick: die deutsche Bank, deren US-Tochter durch den Fed-Stresstest gefallen ist.

Nach der Erholung vom Brexit-Schock hat sich der Dax am Donnerstag mit einer klaren Richtung schwer getan. In den ersten Handelsminuten fiel der deutsche Leitindex zunächst um fast ein Prozent auf 9514 Punkte. Im weiteren Verlauf berappelte er sich jedoch und stieg zeitweise sogar spürbar in die Gewinnzone, ohne jedoch ein deutliches Plus behaupten zu können.

Am Mittwoch hatte der deutsche Leitindex um 1,8 Prozent auf 9612 Punkte zugelegt. Der britische Leitindex “Footsie” hatte seinen Absturz nach dem Votum am Freitag sogar komplett wettgemacht. Händlern zufolge trieben Käufe von Schnäppchenjägern und die Hoffnung auf weitere Geldspritzen der Notenbanken die Kurse. Doch viele Investoren trauen der Ruhe nicht, da wegen des Ausstiegs Großbritanniens aus der EU eine lange Phase der Ungewissheit droht.

An den US-Börsen war der Dow-Jones-Index am Mittwoch um 1,6 Prozent auf 17.695 Punkte gestiegen. Der breiter gefasste S&P legte um 1,7 Prozent auf 2071 Zähler zu. Der Index der Technologiebörse Nasdaq gewann 1,9 Prozent auf 4779 Punkte. Im Verlauf stehen dort die wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe und der Chicagoer Einkaufsmanagerindex im Rampenlicht. An der Tokioter Börse stieg der Leitindex Nikkei am Donnerstag um 0,4 Prozent auf 15.628 Punkte. Der chinesische Shanghai Composite notierte hingegen leicht schwächer.

IWF stellt vorläufige Prognose vor

Die Stimmung der Anleger bleibt geprägt von der Ungewissheit über die Auswirkungen des britischen Votums für einen Ausstieg aus der EU. Der Internationale Währungsfonds blickt wegen des Brexit bereits skeptischer auf die deutsche Konjunktur. Der Fonds signalisierte, seine Wachstumsprognose für Deutschland in den nächsten Wochen zu senken.

In seiner jüngsten Prognose rechnet der IWF mit einem Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent für das laufende Jahr. Damit sind die Experten etwas optimistischer als noch in ihrer April-Prognose aktuellen Zahlen allerding noch nicht eingearbeitet, betonte der IWF.

Die vorläufig noch optimistische Prognose wird jedoch von guten Zahlen aus dem deutschen Einzelhandel gestützt. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, lagen die Erlöse preisbereinigt (real) um 0,9 Prozent höher als im Vormonat. Bankvolkswirte hatten im Mittel einen Zuwachs um lediglich 0,6 Prozent erwartet.

Die guten Einzelhandelszahlen dürften am Donnerstag jedoch für wenige Impulse am deutschen Aktienmarkt sorgen. Ähnliches gilt für Verbraucherpreis-Daten aus der Eurozone und den am Nachmittag in den USA erwarteten Chicago Einkaufsmanagerindex. Das bestimmende Thema bleibt der Brexit.

Machtkampf in London

Eine Woche nach dem EU-Referendum ist weiter unklar, wer künftig auf britischer Seite die Verhandlungen über den EU-Austritt des Landes führen wird. In beiden großen Parteien wird um den Posten des Vorsitzenden gerungen. Bei den konservativen Tories geht es zugleich darum, wer auf den scheidenden Premier David Cameron folgt. Nach der Kandidatur von Innenministerin Theresa May deutet alles auf ein innerparteiliches Duell mit Brexit-Wortführer Boris Johnson hin.

Im Labour-Lager will die Abgeordnete Angela Eagle nach Medienberichten am Donnerstag den Oppositionschef Jeremy Corbyn zu einer Kampfabstimmung über den Parteivorsitz herausfordern. Damit würden sich beide großen Parteien in einen wochenlangen Wahlkampf um die Parteiführung stürzen.

Im US-Stresstest durchgefallen

Unter den Einzelwerten stachen erneut die Aktien der Deutschen Bank heraus. “Kein Tag ohne negative Nachrichten”, kommentierte ein Händler lakonisch. Zum zweiten Mal in Folge ist die US-Tochter des deutschen Bankenprimus beim Stresstest der amerikanischen Notenbank durchgefallen. Die Federal Reserve begründete dies nach Börsenschluss mit „qualitativen Bedenken“ besonders beim Risikomanagement und bei internen Kontrollen.

Deutsche-Bank-Papiere rutschten daraufhin zum Start in den Donnerstagshandel erneut ab. In den vergangenen Tagen waren sie mit dem Brexit-Schock bereits auf ein neues Rekordtief abgerutscht, von dem sie sich auch im Zuge der Dax-Erholung kaum absetzen konnten.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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