Enttäuschung über EZB weiter zu spüren – Dax startet schwach

onvista · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Nach der EZB-Sitzung herrscht weiter Ernüchterung am Aktienmarkt. So manche Anleger hätten sich wohl zumindest Hinweise auf eine weitere geldpolitische Lockerung gewünscht.

Viel Lärm um nichts? Mit Spannung hatten Börsianern der EZB-Leitzinsentscheidung entgegengefiebert. Doch wie schon nach der Sitzung der US-Notenbank Fed in der vergangenen Woche herrschte anschließend Ernüchterung an den Märkten. Weder gab es neue geldpolitische Festlegungen, noch waren richtungsweisende Äußerungen der Währungshüter zu hören. Das dominierende Gefühl am Donnerstag war daher: Enttäuschung, und die bekam der Dax zu spüren.

Der deutsche Leitindex, der im Handelsverlauf mit 10.780 Punkten bis auf 22 Zähler an das bisherige Jahreshoch herangerückt war, knickte nach Bekanntwerden der EZB-Entscheidung bis auf 10.570 Punkte ein. Letztlich konnte der Markt jedoch einen Großteil seiner Enttäuschung darüber recht schnell verdauen. So blieb ein Minus von rund einem Dreiviertelprozent auf 10.675 Punkte.

Die letztendlich nur moderaten Verluste beim Dax begründeten Marktbeobachter auf unterschiedliche Weise: Die Zinsen blieben niedrig und die Alternativen zum Aktienmarkt mau, hieß es einerseits. Andere Börsianer wiederum sagten, die Ankündigung der Verlängerung des Anleihekaufprogramms, mit der am Markt eigentlich gerechnet worden war, sei wohl nur aufgeschoben.

Verhaltender Börsenstart

Dennoch herrscht am Freitag weiterhin ein leicht negativer Unterton an der Börse. Der Dax startete so auch alles andere als beschwingt in den Handel und notierte zur Eröffnung mit rund 0,4 Prozent in der Verlustzone bei 10.630 Punkten.

Belastend kamen enttäuschende Daten vom deutschen Außenhandel hinzu, der im Juli schlecht gelaufen ist. Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, wurden 2,6 Prozent weniger Waren exportiert als im Juni. Das ist der stärkste monatliche Rückgang seit August 2015. Analysten hatten dagegen einen durchschnittlichen Zuwachs um 0,4 Prozent erwartet. Die Einfuhren ausländischer Waren gingen im Juli um 0,7 Prozent zurück.

Darüber hinaus drückten etwas schwächere US-Indexterminkontrakte seit dem Xetra-Schluss am Freitagmorgen auf die Kurse am deutschen Aktienmarkt. Von den asiatischen Börsen kamen zudem uneinheitliche Signale. Dort haben Anleger besorgt auf Berichte über einen erneuten Atomtest in Nordkorea reagiert. In Japan trat der 225 Werte umfassende Leitindex Nikkei mit einem Schluss bei 16.665 Punkten auf der Stelle. Der breiter gefasste Topix gab 0,2 Prozent nach auf 1343 Zähler. Der MSCI-Index für die Region Asien/Pazifik unter Ausschluss Japans verlor 0,5 Prozent.

Ruhiger Wochenausklang

Von Unternehmensseite stehen am Freitag kaum Punkte auf der Tagesagenda. Berichte gibt es am Morgen über die Commerzbank, die nach Angaben des “Handelsblatt” erwägt, ihre Mittelstandsbank aufzuspalten und das Investmentbanking weiter massiv zu verkleinern. Um kleinere Firmenkunden solle sich nach den Plänen künftig die Privatkundensparte unter Michael Mandel kümmern, international ausgerichtete Großkunden sollen der Investmentbank unter Michael Reuther zugeschlagen werden.

Bayer-Papiere zeigten sich unteredessen ziemlich unbeeindruckt von Medienmeldungen über mögliche Zu- und Verkäufe. Wie die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtete, prüft der Pharma- und Chemiekonzern den Verkauf seines Dermatologie-Geschäfts im Wert von rund 1,1 Milliarden Euro. Zudem soll es schnelle Fortschritte bei den Übernahmeverhandlungen mit dem umstrittenen US-Gentechnikanbieter Monsanto geben. Dabei scheine alles auf einen Kaufpreis von 130 US-Dollar je Monsanto-Aktie hinauszulaufen. Erst Anfang der Woche hatte Bayer sein Kaufgebot von 125 auf 127,50 Dollar aufgestockt.

OnVista/dpa-AFX/Reuters
Foto: Deutsche Börse

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