Er wird immer doller, der olle Dollar!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Wieder aufgeflammte Spekulationen auf eine frühere Zinswende in den USA haben den europäischen Aktienanlegern am Dienstag die Stimmung verdorben. So stand ‘s gestern in Agenturmeldungen zu lesen. Und dann hieß es weiter: Ganz anders sah es am Devisenmarkt aus: Der Dollar sprang zum Yen auf ein Sechs-Jahres-Hoch. Der Euro rutschte um etwa einen viertel US-Cent bis auf 1,2860 Dollar ab. „Es gibt nur noch ein Motto: raus aus allem und rein in den Dollar”, kommentierte ein Händler. Na ja, „raus aus allem“ ist etwas übertrieben. Aber der olle Dollar wird immer stärker, gewinnt sozusagen jugendliche Frische zurück. Was sich an den Devisenmärkten tut (übrigens nahm dort die Globalisierung ihren Anfang), kann nicht nur viele Ursachen haben, sondern auch ziemlich folgenschwer sein. Erlaubt mir den Hinweis am Rande, dass sich mein Näschen nicht getäuscht hat, kündigte ich diese Entwicklung doch schon vor Monaten an.

Jugendlich? Es ist interessant, dass das Wort Dollar für die amerikanische Währung viel älter ist als die Vereinigten Staaten selber. Ursprünglich stammt es aus dem deutschen Namen für eine Münze, nämlich den Taler, und wurde im Englischen als Dollar ausgesprochen. Der Taler wiederum war eine bedeutende europäische Silbermünze, die ihren Ursprung im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation hatte. Er wurde erstmals 1486 in Hall in Tirol geprägt und breitete sich ab 1500 allmählich in ganz Europa und schließlich über weite Teile des Globus aus. Shakespeare benutzte das Wort „Dollar” im Jahre 1611 („Macbeth“), was uns zeigt, dieses anglisierte Wort für Taler wurde in England schon verwendet, bevor die Pilgrimväter als erste Siedler 1620 auf der „Mayflower“ über den Atlantik segelten, um die Kolonie Plymouth im heutigen Massachusetts zu gründen.

Soweit das Online-Geschichtsbuch. Heute fördert unsere Währungshüter diesen Trend, was zunächst komisch klingt. Aber eine schwächere Währung soll den Kampf gegen Rezession und Deflation unterstützen. Analysten bestätigen, dass der sinkende Euro den europäischen und deutschen Unternehmen helfen wird, ihre Gewinne zu steigern. Beim aktuellen Stand von zweitweise unter 1,29 Dollar macht der Kursverlust im Vergleich zum Jahreshoch von gut 1,39 Dollar immerhin schon mehr als 7 Prozent aus. Auch zu anderen wichtigen Währungen lässt der Euro nach. Hurra, unsere Exporte werden also billiger. Währungsschwäche als Konjunktur-Doping. Das passt in die Landschaft, ist im Grunde genommen nix anderes als der Spiegel des transatlantischen Auseinanderklaffens von Zinsen, Inflation und Wirtschaftswachstum.

Auf die tiefschürfenden Diskussionen unter den Volkswirten mit ihren Bedenken und Warnungen will ich mich hier nicht einlassen. Aber Ihr, meine Freunde, müsst sehr genau darauf achten, ob sich die Kapitalströme nachhaltig verändern werden. Denn ein Herdentrieb rein in den Dollar könnte besonders der Wall Street nutzen - uns würden dann die internationalen Anlagemilliarden fehlen. Andererseits würden es die großen Investoren mit Sicherheit honorieren, wenn der feste Dollar bzw. der schwächere Euro dazu führt, dass die Gewinnerwartungen für die Aktiengesellschaften wieder nach oben korrigiert werden. Wie auch immer, es dürfte nicht schaden, wenn Ihr (soweit nicht schon geschehen) meine frühere Empfehlung prüft, den Anteil von Dollaraktien aufzustocken, denn es locken ja auch zusätzliche Wechselkursgewinne.

boersenfuchs@onvista.de

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