Gold – Totgesagte leben länger!

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Was war da nicht alles zu lesen und zu hören im vergangenen Jahr? Gold habe als Krisenwährung ausgedient und sei nicht mehr interessant. Die Aktienmärkte lieferten ja den Beweis. Denn obwohl es im Spätsommer krachte und Dividendenwerte weltweit in die Knie gingen, passierte beim Gold nichts. Der Dollar sei eben der neue Fluchthafen. Und was sagen die Experten jetzt? Plötzlich scheint das gelbe Metall die Funktion als Krisenwährung doch wieder zu übernehmen. Seitdem die Aktien im Sinkflug sind, hat der Feinunzenpreis um 18 Prozent zugelegt, und damit genau das, was der Dax in der Spitze seit Jahresanfang verloren hatte.

Weitere Blamage für Goldman Sachs

Für die wohl weltweit angesehenste Investmentbank Goldman Sachs kann der Goldpreis damit zur nächsten großen Fehlprognose werden, nachdem im Jahr 2008 ein Ölpreis von 200 US-Dollar pro Barrel und beim Euro/Dollar die Parität voraus gesagt wurde. Gold sollte nach Meinung der Goldman-Analysten nämlich unter 1.000 US-Dollar die Unze fallen. Davon sind wir nun wieder relativ weit entfernt, eben weil auch die Prognose für das Verhältnis vom Euro zum Dollar überholt ist. Die Experten gingen als Grundlage für ihre Prognosen von vier weiteren Zinserhöhungen der US-Notenbank Federal Reserve (FED) in 2016 aus. Das erscheint mittlerweile völlig unrealistisch. Die Inflation schwächt sich wegen der gesunkenen Ölpreise ab und die Wirtschaft lässt nach. Noch nie in der Geschichte hat die Federal Reserve in einer solchen Situation die Zinsen erhöht. Ohne weitere Zinserhöhungen fehlt aber die Fantasie für den Dollar. Gold war auch unter Druck geraten, weil der Dollar gegenüber allen anderen Währungen aufgewertet hatte und das gelbe Metall eben auch als eine Art Währung betrachtet wird. Bemerkenswert ist auch die Tatsache, dass Gold zuletzt in Mitten fallender Rohstoffpreise zulegen konnte.

Was, wenn die Krise vorbei ist?

Bleibt nur die Frage, wie Gold reagiert, wenn sich die Aktienmärkte wieder erholen und Krisenwährung weniger nachgefragt wird. Am Beginn der Erholung waren eher rückläufige Preise zu beobachten, zuletzt lief es aber parallel zu den Aktienmärkten nach oben.
Die Stimmungsindikatoren sind an einem Punkt angekommen, wo seit Beginn des Bärenmarktes Erholungsrallyes eigentlich immer ihr Ende fanden. Waren die Hedgefonds an der Terminbörse in New York am Jahresanfang noch extrem short positioniert, sind sie mittlerweile ins Bullenlager gewechselt. Die sogenannten Marktinsider, zu denen Produzenten und Händler gezählt werden, haben sich aus dem Bullenlager verabschiedet.

Sollte Gold trotz dessen weiter zulegen, wäre das ein starker Hinweis darauf, dass wir den Bärenmarkt verlassen haben.

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