Hurra Deutschland!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo, Leute! Jetzt könnten wir eigentlich eine neue „Ice Bucket Challenge“ (Eiskübelherausforderung) gut gebrauchen: Alle paar Tage mal einen Eimer voll Eiswasser über die Birne, damit man wieder klar denken kann. Es wird immer irrer, was eben so abgeht. Ergebnis siehe Kursentwicklung von gestern: Dax schließt mit 10.032,61 Punkten um 2,2 Prozent höher, kam im Verlauf seinem bisherigen Gipfel schon greifbar nah. Aber ist die folgende Tagesbilanz noch normal? Eröffnung 9.933,45, Tageshoch 10.063,18, Tagestief 9.637,33. Ok, was ist schon normal. Die Eidgenossen haben keinen Bock mehr auf Euro - ihr Ausstieg wurde von den Finanzmärkten erst als Schock bezeichnet, dann plötzlich als Chance. Die Schweizer wissen nämlich mehr: Die EZB könnte nächste Woche die Märkte reich beschenken, also schon vor der Wahl in Griechenland. Aufpassen Anleger! Die Strategen waren mit diesen Ereignissen und Diskussionen so beschäftigt, dass der neue Schwächeanfall der Rohölpreise keine Rolle spielte, oder doch, jetzt aber im positiven Sinn?

Noch ne Frage: Könnte es sein, dass ein paar große Institutionen wieder mehr Geld in die Hand nehmen, wenn auch widerwillig? Performancedruck ist ja ein bekanntes Phänomen, wenn man einem Trend hinterher laufen muss. Und die Börse will weiter nach oben. Am Mittwochabend konnte man schon interessante Hinweise im wöchentlichen Stimmungsbericht der Frankfurter Sentiment-Analysten lesen: Viele Profis wollen dem Dax nach oben nicht folgen, ein Sprung auf deutlich mehr als 10.000 ist für sie derzeit kaum vorstellbar. Optimismus also ziemlich am Boden. Die marktbestimmenden Entscheider wollen stärkere Kurskorrekturen nach unten sehen, bevor sie wieder zuschlagen. Ihr seid cleverer, meine Freunde, Ihr seid noch oder wieder dabei - zumindest mit einem Teil Eurer Kohle!

Mir ist jedenfalls aufgefallen, dass auf einmal das Wort „Chance“ da und dort wieder benutzt wurde. Wurde auch Zeit. Dazu hat eine weitere Überraschung beigetragen: Die deutsche Wirtschaft ist dank spendabler Verbraucher wieder das Zugpferd der Euro-Zone geworden. Hurra! Das Bruttoinlandsprodukt wuchs 2014 mit 1,5 Prozent so kräftig wie seit drei Jahren nicht mehr - trotz aller Krisensorgen. Nun sind derartige Steigerungsraten nicht gerade der Brüller, aber immerhin besser als alle Prognosen. Und Reuters will in Berlin erfahren haben, dass die bisherige Vorhersage der Regierung fürs laufende Jahr demnächst angehoben wird. Ich würde gerne wetten, dass alle möglichen Prognosen zur Konjunktur in den nächsten Monaten gelupft werden (irgendwann auch durch die Weltbank …).

Wollt Ihr wissen, was ich einem lieben Nachbarn gestern Abend empfohlen habe? Ihn plagt das Mega-Luxus-Problem, einige Hunderttausend Euro seit 2013/14 im Sparstrumpf zu haben - und jetzt der Dax über 10.000. Ich habe ihm geraten, doch mal über einen flotten Dreier nachzudenken: deutsche und US-Aktien als langfristige Anlage, physisches Gold als noch längerfristigeres Investment und Rohöl als mittelfristige Erholungsspekulation.

boersenfuchs@onvista.de

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