Hurra, nie mehr Zinserhöhungen!

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Die Abwertung der chinesischen Landeswährung Yuan hat die Finanzmärkte ordentlich durcheinander gewirbelt. Schon davor waren einige Wirtschaftsdaten in den USA nicht besonders gut ausgefallen und es bröckelte deshalb die Front derer, die an eine erste Zinsanhebung durch die US-Notenbank Federal Reserve (FED) im September glauben. Die Währungsturbulenzen lassen diese Front nun weiter erodieren.

Inflation ist viel zu gering

Wenn Notenbanken die Zinsen erhöhen, dann gibt es dafür in der Regel nur einen Grund: Inflationsgefahren. Davon sind die USA derzeit jedoch weit entfernt. Bei 0,4 Prozent liegt die Teuerung. Damit hat US-Notenbankchefin Janet Yellen eigentlich mehr mit den Problem zu kämpfen, mit denen auch ihr Amtskollege Mario Draghi in Europa zu kämpfen hat: Deflation. Zinssenkungen lägen da eher auf der Hand.

Auch der Arbeitsmarkt bedingt keine Zinserhöhung

Neben der Inflation schaut sich Yellen vor allem auch das Thema Beschäftigung an. Mit rund 200.000 neu geschaffen Stellen pro Monat und einer Arbeitslosenquote von 5,3 Prozent sieht es hier tatsächlich solide aus, zumindest auf den ersten Blick. Auf den zweiten aber fällt auf, dass sich immer mehr Leute in den USA aufgrund der Aussichtslosigkeit einen Job zu finden, gar nicht mehr arbeitslos melden. Unterstützung gibt es ohnehin nicht mehr. Würde gezählt wie in den meisten Ländern Europas, läge die Arbeitslosenrate wohl eher bei neun Prozent. Und auch an der Geburten/Sterbe-Tabelle, die berechnet, wie viele Arbeitskräfte dem Arbeitsmarkt entzogen werden, haben viele so einige Zweifel.

Der Dollar ist zu fest

Die starke Aufwertung des Dollars im ersten Halbjahr war vor allem von der Erwartung steigender Zinsen in den USA getrieben. Im Grunde hat dieser die Wirtschaft bereits deutlich abgekühlt, indem sich die Wettbewerbsfähigkeit der USA verschlechtert hat. Dass die Chinesen abwerten, die Ihre Währung bisher an den Dollar gekoppelt hatten, verschlechtert nun auch noch die Wettbewerbsposition gegenüber dem wichtigsten Handelspartner, zu dem schon heute ein extremes Handelsbilanzdefizit existiert. Zinserhöhungen könnten diesen Effekt noch verstärken.

Der nächste Stoff, aus dem Hausse-Träume sind

Es könnte also durchaus sein, dass die Zinsen in den USA bis auf weiteres nicht angehoben werden. Zunächst spielen die Aktienmärkte jetzt die negativen Ursachen hierfür, vor allem die schwächelnde Wirtschaft in China und ihre Folgen für die Weltwirtschaft. Sind die Verkaufsaufträge der Ängstlichen aber mal abgearbeitet, dann kann das Szenario bei steigenden Kursen  umgedeutet werden. Denn dann bleibt auch in den USA die Geldpolitik zunächst weiter der große Hausse-Faktor und eine Kapitalflucht aus den Schwellenländern und aus dem Gold in den Dollar wäre vom Tisch. Wir hätten vielmehr ein Szenario, dass die Kurse auf der Liquiditätswelle weiter nach oben trägt.

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