Hurra, USA!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Errare humanum est - für diese lateinische Redewendung brauchst du nicht einmal das große Latinum (ich hab das Mittlere). „Irren ist menschlich“, logo. Aber Brexit-Votum und Trump-Wahl sind Hammerschläge für Experten und „Experten“. Wir haben uns schwer geirrt. Komischerweise scheinen sich auch viele Wähler geirrt zu haben, die ihrem politischen Establishment mal die dunkelgelbe Karte zeigen wollten. Denn viele Briten wollen eigentlich gar nicht raus aus der EU. Und viele Amis sind so geladen (= unzufrieden), dass ihre Emotionen den Verstand verdrängen. Jetzt ist ein Großteil der Wähler erschrocken.

Das nur zur Erinnerung: „Märkte hoffen auf Clinton (= Headline). Noch ist der Ausgang der US-Wahlen offen. Doch weltweit setzen die Investoren auf einen Sieg der Demokratin. Zwar kritisieren Ökonomen Clintons wirtschaftspolitische Pläne. Im Vergleich zu Trump halten sie Clinton aber für das geringere Übel.“ Das war der Anfang der Titelstory im „Handelsblatt“ am 8. November, dem Tag der Wahlen. Eine FBI-Mitteilung hatte globale Erleichterung ausgelöst. Der Dax erholte sich um satte 1,8 Prozent. Was in der zweiten Wochenhälfte gefolgt ist, kennt Ihr.

Trump galt als das größere Übel - aber nur bis zu seiner emotionalen Dankesrede im großen Familienkreis. Donald klang plötzlich ganz anders als im Wahlkampf, gemäßigt und versöhnlich, fast sympathisch. Der Dax jubelte und kletterte nach kurzem Schwächeanfall weiter, ähnlich wie andere Aktienmärkte. Der Dow packte sogar ein neues Rekordhoch. Hurra, USA!

Noch ein „Handelsblatt“-Zitat, dessen Herausgeber Gabor Steingart folgendes formulierte: „Das war keine Niederlage, das war eine Demütigung. Nicht nur für Hillary Clinton, sondern für das Establishment des westlichen Politikbetriebes. Der Triumph von Trump markiert den vorläufigen Höhepunkt eines Weltbebens, dessen Epizentrum von Kontinentaleuropa über die Brexit-Insel nach Amerika gewandert ist, von wo die Schockwellen auf uns zurückwirken.“ Das sieht düster aus, ist es auch. Aber: Chancen und Risiken treten bekanntlich immer parallel auf. Das gilt nicht nur die Börse. Deshalb liegt in den Herausforderungen für Europa und Ami-Land auch die Chance einer Erneuerung unserer Demokratien.

Goethe würde nachdenklich antworten: „Die Botschaft hör ich wohl, allein, mir fehlt der Glaube.“ Ich empfehle Euch, meine Freunde, traut momentan weder Trump noch dem Aktienmarkt! Wahrscheinlich müssen wir damit beginnen, alles neu zu bewerten - die Kurse an den Finanzmärkten, den Welthandel, die Beziehungen zwischen Europa und Ami-Land. Einfach alles. Nach den ersten Monaten 2017 sehen wir klarer. Der olle Börsenfuchs bleibt Optimist, auch wenn’s manchmal schwerfällt.

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