Kaufkurse!

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Im vergangenen Jahr war es die Ukraine, dieses Jahr ist es China. Irgendein Grund muss immer für die Kursschwäche zum Jahresanfang herbeigezaubert werden, die es, wenn auch weniger ausgeprägt, übrigens auch 2014 gab. Doch ist China tatsächlich der Grund? Was ist denn passiert? Gibt es Wirtschaftszahlen, die eine Neubewertung der Lage notwendig machen? Nein! Der am Montag veröffentlichte Caixin Einkaufsmanagerindex ist ein Indikator, über den zuvor kaum jemand gesprochen hat. Und er ist auch nicht abgestürzt, sondern leicht gefallen und damit unter den Erwartungen geblieben. Seitdem gab es keine Wirtschaftszahlen mehr aus China, die den weiteren Absturz der Aktienkurse weltweit rechtfertigen würden. Der chinesische Aktienmarkt führt sein Eigenleben, geprägt von der staatlichen Regulierung, die nie vertrauensbildend ist. Nach dem Motto: Ein Aktienmarkt, der vom Staat gestützt werden muss, dem kann es nicht gut gehen.

2 x 2 = 5 – 1

Vielleicht waren zum Jahreswechsel einfach nur zu viele Spekulanten long positioniert, auch solche, die mit großen Hebeln arbeiten. Aus den kurzfristigen Stimmungsindikatoren war das durchaus herauszulesen, wie auch aus den Analystenkommentaren, auch wenn es nicht zwangsläufig war. Es brauchte nur einen Anlass, um die kurzfristigen Spieler aus dem Markt zu schütteln. Hohe Hebel sind verlockend. Sie ermöglichen den Traum vom schnellen Reichtum. Doch meistens bleibt es dann ein Traum. Denn wie Börsenlegende Kostolany einst sagte, ist die Börsenlogik anders als die mathematische Logik. 2 x 2 ist nicht 4, sondern 2 x 2 = 5 - 1. Am Ende kommt die 4 und damit alles so, wie es fundamental logisch ist, doch vorher kommt es immer anders. Wer nicht das Kapital hat, das “minus 1″ durchzustehen, der hat am Ende zwar Recht, aber trotzdem verloren.

Aufwärts-Gaps sind alle geschlossen

Die Kurserholung nach den Kursstürzen im August und September von rund 9.400 auf 11.400 Punkte im DAX hatte einen schwarzen Fleck: Nach oben waren zwei Gaps offen geblieben. Das heißt, der Markt hatte zweimal über Vortagsschluss geöffnet, und war danach nicht mehr auf dieses Schlussniveau zurückgekehrt. Mit der neuen Abwärtsbewegung sind diese Gaps im Bereich 9.920 und 9.880 nun geschlossen worden. Es zeigt sich immer wieder, dass sich jegliche Hoffnung darauf, dass Gaps nicht mehr geschlossen werden,  als falsch erweisen. Seit 2009 war dies nur ein einziges Mal so.
Sind die Höchstkurse aus 2015 nun in weite Ferne gerückt? Weit gefehlt! Anfang des Jahres 2015 stand der DAX bei unter 9.500 Punkten und erreichte bereits Anfang April die 12.400. Mein Optimismus ist daher ungebrochen. Und nun sind drei Gaps nach oben zu schließen. Das letzte bei rund 10.700 Punkten.

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