"Kelly statt Markowitz": Wie die Fondsboutique Veritas ihre Multi-Asset-Fonds vor Verlusten schützt

DAS INVESTMENT · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Veritas Investment managt zwei Multi-Asset-Fonds nach dem hauseigenen Risk@Work-Ansatz - und will so eine optimale Rendite bei einem fixen Risikobudget erzielen.

Am liebsten würden viele Anleger komplett auf Verluste verzichten. Dann hätten sie im aktuellen Marktumfeld allerdings keine Chance auf Rendite. Die 1991 gegründete Fondsboutique Veritas Investment versucht Verluste nicht nur zu begrenzen, sondern definiert genaue Verlustgrenzen: Das jeweilige Risikobudget bestimmt, wie viel der Fondspreis maximal gegenüber dem Jahresanfangswert verlieren darf.

Das Einhalten dieser Grenzen soll das hauseigene Modell Risk@-Worksicherstellen - mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 : 1 Million. Und es soll darüber hinaus die Rendite optimieren.

Institutionell erprobt

Das Modell wurde 2007 von der Schwestergesellschaft Veritas Institutional entwickelt und wird seit 2013 auch in den Publikumsfonds Veri Multi Asset Allocation und Veri ETF-Allocation Defensive angewendet. Es kommt - ganz nach Veritas-Manier - ohne Prognosen aus. "Seit Start des Modells wurden noch nie Wertuntergrenzen verletzt", sagt Veritas-Geschäftsführer Hauke Hess (siehe auch Interview am Ende).

Beim Veri Multi Asset Allocation Fonds soll das Risikomodell dafür sorgen, dass der Fonds zu keiner Zeit unter 90 Prozent des Jahresanfangswerts rutscht. Entsprechend gibt es die Allokation vor und passt sie wöchentlich an. Unterstützt wird die Allokation durch das Trendphasenmodell von Veritas, das mit Signalen in Krisenphasen die Aktienquote weiter senken kann. Grundsätzlich ist der Fonds weltweit bis zu 65 Prozent in Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und Pfandbriefen und bis zu 35 Prozent in Aktien investiert.

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Bei guter Entwicklung kann das Management-Team den Fonds über Derivate hebeln und die Investitionsquote auf bis zu 130 Prozentsteigern. Die mögliche Aktienquote läge dann bei etwa 45 Prozent.

Die Investitionen erfolgen weitgehendüber Einzeltitel, ETFs ergänzen das Spektrum. Im Aktienbereich setzt der Fonds vor allem auf unterbewertete Qualitätstitel. Die regionale Aufteilung des Anteils ist fix: Je 40 Prozent entfallen auf die USA und Europa, 20 Prozent auf Japan.

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Reduziertes Risikobudget

Noch etwas risikoärmer ist der Veri ETF-Allocation Defensive. Beidem reinen ETF-Dachfonds beträgt die Aktienquote maximal 30 Prozent. Das Risikobudget, für dessen Einhaltung der Risk@Work-Ansatz sorgen soll, liegt bei nur bei 6 Prozent. Den Löwenanteil am Fondshaben Renten-ETFs. Diese können Indizes auf Staats-, Unternehmens und auch Hochzinsanleihen abbilden. Ebenso sind Schwellenländeranleihen im Fonds.

Insgesamt umfasst das Portfolio mehr als 30 ETFs. Der Aktien- und (zurzeit nur minimale) Rohstoffanteil werden über das Veritas-Trendfolgemodellgemanagt. Zeigt dieses beispielsweise ein positives Signal für Schwellenländerregionen wie Asien oder Lateinamerika, werden in der Folge die entsprechenden Indizes gekauft. "Es kann passieren, dass der Aktienanteil in Schwellenländern anteilig investiert ist und in Europa und den USA überhaupt nicht - oder auch umgedreht", kommentiert Hess.

Vier Fragen an Hauke Hess, Geschäftsführer von Veritas Investment, über die Vorzüge des Risikomodells Risk@Work:

DAS INVESTMENT: Was ist Risk@Work?

Hauke Hess: Eine benutzerfreundliche Anwendung des Kelly-Kriteriums auf das Portfoliomanagement und die Portfoliokonstruktion. John Kelly gebührt eigentlich mindesten sein so großer Bekanntheitsgrad wie Markowitz - denn dank ihm ist es möglich, zum Beispiel einen Multi-Asset-Fonds so zu konzipieren, dass er mit der Wahrscheinlichkeit von 1 : 1 Million nie unter eine bestimmte Grenze seines anfänglichen Werts fallen kann.

Geht es dabei nur darum, Verluste zu begrenzen?

Hess: Das ist zentral, aber es geht ebenso um Renditeoptimierung. Risk@Work kann mit der Betrachtung von Zeitreihen beurteilen, wie aussichtsreich ein Portfolio in der Zukunft ist - unter der Bedingung, dass auch vorübergehend nie mehr als x Prozent Verlust entstehen. Bildlich gesprochen sorgt das Modell dafür, dass immer genügend Wasser unterm Kiel ist, damit man in Krisen möglichst nicht aufsetzt.

Sind Sie schon mal aufgesetzt?

Hess: Nein. 2008, die Euro-Krise 2011 und die Tapering-Diskussion 2013 haben wir gut überstanden. Auch der jüngste "Zins-Crash" hat uns nicht wehgetan. Daher sind wir sehr zuversichtlich, dass wir nicht so schnell überrascht werden wie mit anderen Risikosystemen wie zum Beispiel Value-at-Risk, die ständig nachgebessert werden müssen.

Die Wertuntergrenze gilt fürs Kalenderjahr. Wenn es gut läuft: Heben Sie diese vorzeitig an?

Hess: Ja, wenn sozusagen zu viel Wasser unterm Kiel ist. Wir ziehen die Untergrenze ganz automatisch nach, wenn das Risikobudget um ein Drittel gewachsen ist.

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