M&A - Der nächste Leckerbissen am Aktienmarkt

Robert Halver · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ich glaub es geht schon wieder los heißt es in einem deutschen Schlager von Roland Kaiser. Sein Hit passt wie die Faust aufs Auge auf die weltweit wieder an Schwung gewinnende Übernahme- und Fusionswelle. Ihren letzten Hype hatte sie 2007. Dann, nach dem Platzen der Immobilienblase mit nachfolgendem Einbruch der Weltkonjunktur, nahm man Abstand von kostspieligen und riskanten Firmenaufkäufen. Zu viele Unternehmen hatten sich an überhöhten Übernahmepreisen ihre Finger verbrannt. So war bis 2013  wenig los . Erst die international explodierende Liquiditätsausstattung der Finanzmärkte durch die Notenbanken machte bei Mergers & Acquisitions (M&A) ab 2010 allmählich wieder was los . Und seit Frühjahr 2015 ist so richtig was los : Zum Zwecke der Währungsabwertung wetteifern die Bank of Japan und die EZB regelrecht um den Weltmeistertitel in der Disziplin Wundersame Geldvermehrung .

Wetten, dass auch die chinesische Notenbank in den weltweiten Währungsabwertungswettlauf eintritt? Dann gibt es noch mehr Liquidität auf diesem Finanz-Planeten. Und Liquidität ist wie Wasser: Sie sucht sich ihren Weg. Nachdem die Zins- und Anleihemärkte bereits hoffnungslos überschwemmt sind, suchen Banken und Vermögensverwalter nach anderen Auffangbecken und werden im Aktienmarkt immer fündiger. Was sollen sie auch sonst mit dem Geld tun. Wollen sie sich und ihren Kunden nasse Füße holen, indem sie in zinslose Staatspapiere investieren?

Luxusproblem, aber dennoch Problem: Was macht man mit zu viel Geld?

Damit geht die Liquiditätshausse bei Aktien weiter und öffnet endlich auch wieder eine lange Zeit verschlossene Finanzierungs-Tür: Steigende Kurse erlauben die Bezahlung von Übernahmen mit eigenen Aktien. Und je höher die Marktkapitalisierung, desto mehr Übernahmewährung, desto mehr Übernahmekaufkraft hat man. Nach der Übernahme mag das zwar wieder etwas den eigenen Aktienkurs drücken, da mehr Aktien des übernehmenden Unternehmens am Markt verfügbar sind. Aber wer will sich wirklich grämen: Denn die Übernahme ist dann in trockenen Tüchern und eigentlich hat man diese ja nicht selbst, sondern sich mindestens indirekt durch Mario Draghis lockeres geldpolitisches Händchen bezahlen lassen.

Zusätzlich treibt die prall gefüllte Unternehmenskasse Übernahmen und Fusionen. Denn die günstigen Zinsen für Kredite und Renditen für Unternehmensanleihen - auch hier hat Mario seine Finger im Spiel - lassen deutlich mehr Geld als früher übrig. Ebenso sorgt die gar nicht so schlechte Weltkonjunktur für eine dicke Geldbörse. Allerdings macht sich spätestens jetzt der Fluch der guten geldpolitischen Tat bemerkbar: Zu viel Geld, dass in der Kasse versauert, erhöht nicht nur den Unternehmenswert nicht, es schwächt ihn sogar im Falle negativer Anlagezinsen. Dann würde es Verkaufsempfehlungen von Analysten hageln und anschließende Kursverluste würden die starke Übernahmewährung hoher Aktienkurse torpedieren und im schlimmsten Fall das eigene Unternehmen vom Jäger zum Gejagten machen.

Also wohin mit dem überschüssigen Geld? Höhere Dividenden zahlen? Das tut man sowieso schon. In diesem Jahr geht insgesamt die höchste, jemals gezahlte Dividendensumme aller deutschen Aktiengesellschaften an die Anleger. Übertreiben wollen es die Firmenleitungen ja auch nicht. Am Ende gewöhnen sich die Anleger noch an diese hohen Summen. Und überhaupt, ist die Dividende einmal gezahlt, ist sie für das Unternehmen verloren, futsch.

Die Geldpolitik ist nicht alleine an M&A Schuld

Auf der Suche nach Alternativen fällt der Blick auf Firmenübernahmen. In einer globalisierten Welt bieten sie sich ohnehin an. So gelangt man über den Zukauf weltweiter Umsätze und Know How an die süßesten Früchte in Märkten und Sparten, die bislang zu hoch im Baum hingen. Überhaupt, wie gut muss es schmecken, den Wettbewerber zur Sicherung der eigenen Marktposition mit Haut und Haaren aufzufressen?

Aber auch strukturelle Branchenentwicklungen beschleunigen die M&A-Aktivitäten. So macht angesichts der aktuellen Preisschwäche bei Öl und Gas die Erreichung von Größenvorteilen und Zukäufen in der gesamten Nahrungskette des Energiesektors viel Sinn. Ähnlich läuft es in den Sektoren Medien, Logistik oder Pharma ab. In der Gesundheitsbranche zwingen im wahrsten Sinne kranke Geld-mangelernährte Gesundheitssysteme, hohe Kosten für die Neuentwicklung von Medikamente und der Aufbau schlagkräftiger Vertriebssysteme wenn auch nicht zu Liebes- dann doch zumindest zu Vernunftsehen.

Um ihre eigenen Marktpositionen zu verteidigen, müssen sich die jeweiligen Branchenwettbewerber gezwungenermaßen auf dieses Spiel einlassen. Nur so bleibt man Hecht im Karpfenteich und konserviert seine eigene Markt - und Preissetzungsmacht. M&A ist ein Perpetuum Mobile.

Grundsätzlich zahlt das übernehmende Unternehmen immer einen satten Kursaufschlag auf den Aktienkurs des zu übernehmenden. Man will ja nicht, dass einem die Konkurrenz den dicken Fisch wegschnappt. 

Mit dieser Kraft der zwei Herzen - Geldpolitik und Branchenentwicklungen - nimmt das Übernahmethema seinen zukünftigen Lauf. Dem Aktienmarkt werden die M&A-Aktivitäten gut schmecken, genauso gut wie M&M`s den Kindern.

Rechtliche Hinweise / Disclaimer und Grundsätze zum Umgang mit Interessenkonflikten der Baader Bank AG:
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