So oder so wird es rauf gehen!

Stefan Riße · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Ehrlich gesagt hängt mir das Thema Griechenland zum Halse raus. Es wäre wirklich schön, wenn es in der einen oder der anderen Weise ein Ende des Dramas geben würde. Dann könnte man sich auch mal wieder auf andere Themen konzentrieren. So oder so wird der Ausgang des Schuldendramas den weiteren Weg der Börsen nicht bestimmen.

Die Korrektur dürfte abgeschlossen sein

Lange sprach vieles für eine Korrektur der Märkte. Doch die wollte nicht kommen. Im Gegenteil, lange lief es weiter nach oben. Doch als keiner mehr dran glaubte, dass es überhaupt nochmal runter gehen könne, solange die Europäische Zentralbank Staatanleihen kauft, kam dann doch die Korrektur. Vieles spricht nun aber dafür, dass diese abgeschlossen ist. Zum einen sprechen die Stimmungsindikatoren dafür. Von Börsenbriefoptimismus ist nichts mehr zu sehen. Vor allem aber die Put/Call-Ratios geben den Hinweis darauf, dass die Angst zurückgekehrt ist und eine Großzahl von Marktteilnehmern sich nach unten abgesichert hat. Darauf deutet auch die implizite Volatilität hin, die die Preise der Optionen misst.

Aktien bleiben spotbillig

Ob eine solche Signallage nur zu einer Erholung im Abwärtstrend führt, oder sie den Boden darstellt, hängt dann ganz maßgeblich von der Liquiditäts- und Bewertungssituation ab. Was die Liquidität betrifft, so gelten nach wie vor die Argumente, die angeführt wurden, als die Kurse nach oben kein Halten mehr kannten. Die Europäische Zentralbank (EZB) pumpt weiter Liquidität in die Märkte und das auf unabsehbare Zeit. Die Zinsen sind zuletzt zwar gestiegen, doch mit einem Prozent Rendite auf zehnjährige Bundesanleihen beträgt sie noch immer nur ein Drittel der durchschnittlichen Dividendenrendite der 30 DAX-Werte. Womit wir bei der fundamentalen Betrachtung angekommen sind. Aktien sind trotz der vorherigen Rekordfahrt noch immer nicht teuer. Sie sind es historisch nicht. Alle Vergleiche mit dem Jahr 2000, die zuletzt wieder aufkamen, sind absurd. Und bezieht man die Zinslandschaft ein, sind deutsche und europäische Aktien sogar extrem günstig.

Grexit wird nur kurz für Turbulenzen sorgen

Natürlich, Griechenland verunsichert, und es mag sein, dass bei einem möglichen Grexit die Kurse nochmals unter Druck kommen. Doch versetzen wir uns mal in die Position des Langfristanlegers. Was soll er nach dem Ausstieg aus den Dividendenpapieren mit seinem Geld machen? Richtig, Zinsen gibt es nirgendwo, nicht einmal am langen Ende oder bei Unternehmensanleihen. Alles in Immobilien stecken? Zu unflexibel. Am Ende bleibt nur die Aktie, sucht er eine etwas rentierliche Anlage. Eine schnelle Erholung dürfte deshalb so oder so kommen, denn eine Pleite Griechenlands ist mittlerweile verkraftbar.

Nur die Wall Street könnte stören

Die Botschaft ist also klar. Wieder einsteigen! Ein Risiko bleibt kurzfristig jedoch: Die Wall Street. Sie hat seit mehr als drei Jahren keine Korrektur mehr erlebt, die zehn Prozent erreicht hat. Es sieht nach der aktuellen Stimmungslage auch nicht danach aus, dass diese jetzt ins Haus steht. Die erste Zinserhöhung scheint nun eingepreist zu sein. Vor zwei Jahren hatten wir eine ganz ähnliche Situation zur exakt gleichen Zeit. Damals begannen die Märkte, sich vor dem „Tapering“, also dem Zurückfahren der Anleihekäufe durch die US-Notenbank, zu fürchten. Aktien, Anleihen und auch Rohstoffe gingen auf Talfahrt. Mitte Juni exakt zum großen Verfall der Aktienoptionen und Futures war der Spuk dann aber vorbei. So könnte es wieder laufen, wenn die Wall Street mit dem ohne Frage aufgestauten Korrekturbedarf nicht dazwischen schießt.

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