Traut Euch, vertraut Euch!

Der onvista-Börsenfuchs · Uhr (aktualisiert: Uhr)

Hallo Leute! Sooo spannend ist die abgelaufene Woche doch nicht geworden. Aber die Märkte sind in einer bemerkenswert guten Verfassung - ob Öl (und andere Rohstoffe), Edelmetalle oder Aktien. Man könnte sogar sagen (ist aber nicht so gemeint): Die relative Stabilität der Kurse ist schon langweilig. Denn wir alle haben uns ja an hohe Volatilität und unberechenbare Kurszuckungen im Tagesverlauf gewöhnt. In der neuen Woche dürfte wieder einiges los sein, sagen Experten und „Experten“ voraus. Ob’s diesmal so kommt, weiß keiner.

Wer jetzt Geld anlegen will (wo auch immer), sollte sich also gut informieren - oder? Wenn damit die tägliche Nachrichtenflut gemeint ist, dann kommt von mir ein klares „Nein!“ Denn wir haben heutzutage kein Informationsproblem mehr, sondern ein Wissensproblem. Und aufs Wissen kommt es letztlich an. Was Wissen eigentlich bedeutet, wird historisch und von allen Denkern immer wieder diskutiert. Für den Alltag empfehle ich folgende Kurzdefinition: Wissen bedeutet (angelehnt an Duden), durch eigene Erfahrung oder Mitteilung von außen Kenntnis von etwas zu haben, so dass zuverlässige Aussagen gemacht werden können - sich einer Sache in ihrer Bedeutung, Tragweite, Auswirkung bewusst sein. Übersetzt für den Anleger heißt dies, rechtzeitig die richtigen, wichtigen Informationen zu kriegen, die zusammen ein Bild ergeben, das einem Entscheidungen ermöglicht.

Nehmen wir dazu ein Beispiel vom vergangenen Wochenende. Da ist ein Aktienanleger, der wissen möchte, wie die Börsianer momentan ticken und was in den nächsten Tagen so abgeht. Er informiert sich bei zwei Online-Diensten führender überregionaler Zeitungen.

Zunächst liest er: „Warum Anlagestrategen optimistisch für die Aktienmärkte sind. Nach Ansicht von Experten soll sich der Aufschwung an den Aktienmärkten weiter fortsetzen - angetrieben von der lockeren Geldpolitik der EZB. Konjunktur und Unternehmensgewinne dürften eher positiv überraschen.“

Auf der anderen Web-Seite erfährt der wissbegierige Bürger sodann: „Dax-Vorschau: Haben die Märkte ihr Pulver verschossen? Der Dax hat den Anlegern in den vergangenen Tagen kräftige Gewinne gebracht. Doch das Potenzial der Märkte scheint erschöpft - Analysten erwarten eher eine Korrektur nach unten als eine weitere Aufwärtsbewegung.“ (Nur am Rande sei erwähnt, dass es auf dieser Seite einen weiteren Bericht gibt zu dem prickelnden Thema „Wenn Analysten daneben liegen – Die meistgehasste Aktie macht den höchsten Gewinn“).

Geht der Dax jetzt rauf oder runter? Auch die Profis wissen es nicht. Dahinter steckt aber die Unsicherheit, wie sich das Börsenumfeld weiter entwickeln wird. Denn die Fachleute sind in puncto Geldpolitik, Ölpreise, Konjunktur, China, Inflation und Brexit ganz unterschiedlicher Meinung.

Ich will hier wirklich nicht meckern oder die Analysten mit den Wetterfröschen (die sind meistens genauer) vergleichen. Mir kommt’s nur darauf an, immer wieder den Unterschied zwischen Information und Wissen ins Bewusstsein zu rufen. Dann wird sich der Anleger nämlich nicht mehr auf das tägliche Geschwätz der  Medien und ihrer Informanten verlassen.

„Ich weiß, dass ich nichts weiß“, ist schon seit der Antike ein geflügeltes Wort, das man Sokrates zuschreibt. Der Börsenfuchs ergänzt mit einem ad-hoc- Zweizeiler: „Wer Hirn und Bauch gut kombiniert, am Aktienmarkt nicht oft verliert!“ Ich bleibe dabei und das beruht auf Wissen: Traut Euch an den Aktienmarkt, meine Freunde, wenn Ihr langfristig denkt! In der aktuellen Magazinanzeige einer großen Direktbank finde ich die passende Aufforderung an die Privatanleger: „Vertrauen Sie sich.“ Genau.

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