Bayer: Wackelt Glyphosat-Vergleich wieder? ++ Tiktok: Bieten Walmart und Microsoft 30 Milliarden Dollar? ++ Thyssenkrupp: Morgan Stanley rät zum Verkauf

onvista · Uhr

Wie erwartet ist Donald Trump auf dem Parteitag der Republikaner zum Präsidentschaftskandidaten gekürt worden. Er nutzte seinen Auftritt natürlich, um direkt mit dem Wahlkampf loszulegen. Allerdings waren einige Wahlversprechen doch eher eine Drohung.

Strafzölle bei Jobverlagerung

So hat der US-Präsident zum Beispiel für den Fall seiner Wiederwahl mit Strafzöllen für jedes Unternehmen gedroht, das Jobs ins Ausland verlagert. „Wir werden jedes Unternehmen mit Zöllen belegen, das die Vereinigten Staaten verlässt, um Arbeitsplätze im Ausland zu schaffen“, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) in seiner Dankesrede für die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten seiner Republikanischen Partei in Washington. Er werde weiter dafür sorgen, dass Unternehmen und Arbeitsplätze im Land blieben. Trump bekräftigte seine America-First-Politik und attackierte seinen demokratischen Herausforderer Joe Biden scharf. „Die Agenda von Joe Biden ist ‚Made in China‘. Meine Agenda ist ‚Made in the USA‘.“

Sieg über Covid-19

Donald Trump hat beim Parteitag der Republikaner einen Sieg über das Coronavirus versprochen. „In den vergangenen Monaten wurden unsere Nation und unser gesamter Planet von einem neuen und mächtigen neuen Feind heimgesucht“, sagte Trump am Donnerstagabend (Ortszeit) im Garten des Weißen Hauses. „Wir werden das Virus besiegen, die Pandemie beenden und stärker als je zuvor aus der Krise hervorgehen.“ Trump stellte erneut einen baldigen Impfstoff gegen das Coronavirus in Aussicht. „Wir werden vor dem Ende des Jahres oder vielleicht sogar schon früher einen Impfstoff herstellen.“

In den USA sind nach Statistiken der Universität Johns Hopkins mehr als 180 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Coronavirus gestorben. Alleine in den ersten drei Tagen des viertägigen Parteitags kostete die Pandemie demnach rund 3000 Menschen das Leben. Die Demokraten um Präsidentschaftskandidat Joe Biden werfen Trump vor, beim Schutz der Amerikaner vor der Pandemie versagt zu haben. Trump und Biden treten bei der Wahl am 3. November gegeneinander an.

Dax tritt auf der Stelle

Nach dem Rückschlag vom Vortag ist der deutsche Aktienmarkt kaum verändert in den Handel am Freitag gestartet. Der Dax gewann in den ersten Handelsminuten 0,16 Prozent auf 13.117,12 Punkte, nachdem er tags zuvor um rund 0,7 Prozent nachgegeben hatte. Der MDax sank zum Wochenschluss um 0,11 Prozent auf 27.643,44 Punkte. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone stieg um rund 0,1 Prozent auf rund 3334 Zähler.

Die gestrige Entscheidung der US-Notenbank Fed für mehr Spielraum bei ihrem Inflationsziel hinterließ an den Finanzmärkten keine großen Spuren. Der angekündigte Strategiewechsel könnte dazu führen, „dass die Fed das Leitzinsband zukünftig länger als in vergangenen Krisen auf niedrigem Niveau halten wird. Hinweise auf weitere Lockerungsmaßnahmen gab es aber nicht“, kommentierte Volkswirt Ulrich Wortberg von der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba). Die Fed hatte angekündigt, dass die Zwei-Prozent-Inflationsmarke künftig ein Durchschnittswert und kein festes Ziel mehr sein soll

Bayer: Geht der Vergleich nicht schnell genug?

Der Agrarchemie- und Pharmakonzern bekommt bei der angestrebten Einigung im milliardenschweren US-Glyphosatstreit erneut Gegenwind. Der zuständige US-Bundesrichter Vince Chhabria mahnte in einer Anhörung am Donnerstag (Ortszeit) den Mangel an Fortschritten bei Vergleichsgesprächen an und rügte dabei das Leverkusener Unternehmen. Der Richter gibt den Streitparteien nun noch rund einen Monat Zeit. Dann will er entscheiden, ob er die Fortsetzung von Prozessen um angebliche Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter erlaubt, die er wegen der Vergleichsverhandlungen vor Monaten ausgesetzt hatte.

Bayer selbst bleibt zuversichtlich, einen Vergleich schließen zu können. Für die im Dax notierten Aktien zeichneten sich am Freitag vor dem Handelsstart leichte Verluste ab. Der deutsche Konzern hatte sich eigentlich schon Ende Juni den Befreiungsschlag in der Causa Glyphosat erhofft und einen fast 11 Milliarden US-Dollar (aktuell rund 9,3 Mrd Euro) schweren Deal zur Beilegung des Streits angekündigt. Allerdings hatten dem nicht alle Kläger zugestimmt. Zudem störte sich Bundesrichter Chhabria an dem gesonderten Teil der Vereinbarung, der mögliche künftige Fälle abdeckt.

Angesichts der Skepsis des Richters zog Bayer den Antrag auf Zustimmung zum Umgang mit den möglichen künftigen Fällen zurück. Bayer will drohende künftige Fälle mit vom Tisch haben, um das Glyphosat-Thema ein für alle Mal zu beenden. Der Ansatz bleibe, eine umfassende Lösung zu finden, hatte Bayer-Chef Werner Baumann Anfang August im Zuge der Veröffentlichung der Zahlen für das zweite Quartal gesagt. Ein neuer Vorschlag werde mit den Repräsentanten künftiger Fälle besprochen, hatte es da geheißen.

Tiktok: Walmart und Microsoft wollen zusammen zugreifen

Der amerikanische Supermarkt-Riese Walmart tut sich mit Microsoft zusammen, um das US-Geschäft der populären Video-App Tiktok zu übernehmen. Teil des Plans dabei ist, die App als Plattform für Online-Verkäufe zu nutzen. Das Bieter-Duo soll im Rennen um die populäre Video-App die Nase vorn haben. Zudem kursierte in einem Pressebericht erstmals, welchen Preis die Tiktok-Mutter für das US-Geschäft haben will.

Die Integration von E-Commerce und Werbung bei Tiktok sei von Vorteil für Nutzer und Video-Autoren, erklärte Walmart in einer Stellungnahme dem Sender CNBC und der Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstagabend. Walmart glaube, dass eine Partnerschaft mit Microsoft rund um Tiktok in den USA dem Konzern einen wichtigen Weg geben könnte, um Verbraucher zu erreichen und auch eine Plattform für andere Händler aufzubauen. Walmart konkurriert im Online-Handel in den USA mit dem Branchenprimus Amazon.

Das „Wall Street Journal (WSJ)“ berichtete am Freitag in seiner Online-Ausgabe, dass die Tiktok-Mutter, der chinesische Bytedance-Konzern, rund 30 Milliarden US-Dollar (rund 25 Mrd Euro) für die US-Geschäfte von Tiktok fordert. Doch bisher sei keiner der Bieter bereit gewesen, über dieses Preisniveau zu verhandeln. Wie das „WSJ“ weiter schreibt, habe Twitter in den vergangenen Wochen inoffiziell ein Angebot um die 10 Milliarden US-Dollar für die US-Geschäfte ins Gespräch gebracht.

US-Präsident Donald Trump hatte amerikanischen Firmen und Bürgern Geschäfte mit Tiktok untersagt, das Verbot soll Mitte September greifen. Ohne einen Verkauf droht Tiktok damit das Aus in den Vereinigten Staaten. Trump bezeichnet Tiktok als Sicherheitsrisiko, weil über die App chinesische Behörden Zugriff auf Daten von Amerikanern bekommen könnten. Tiktok und Bytedance wiesen den Vorwurf zurück und zogen diese Woche vor Gericht.

Microsoft verhandelt derzeit über einen Kauf des Geschäfts von Tiktok in den USA sowie Kanada, Neuseeland und Australien. Auch der Software-Konzern Oracle soll laut Medienberichten gemeinsam mit mehrere prominenten Start-up-Investoren an Tiktok interessiert sein. Laut „WSJ“ ist das Duo Microsoft und Walmart der Spitzenkandidat im Rennen um die App.

Nach Angaben der Zeitung hat die Google-Mutter Alphabet mit Bytedance Gespräche geführt, die aber ohne Ergebnis endeten. Zudem soll Walmart zuerst gemeinsame Schritte mit Alphabet erwogen haben. Der japanische Investor Softbank soll seine Pläne für ein Angebot aufgegeben haben, schreibt die Zeitung weiter.

Kurz & knapp:

Hellofresh: Die Schweizer Bank Credit Suisse hat das Kursziel für von 61 auf 63 Euro angehoben und die Einstufung auf „Outperform“ belassen. Die jüngste Kursschwäche der Aktien biete eine Kaufgelegenheit, da das im Branchenvergleich überdurchschnittliche Wachstum des Kochboxen-Versenders mit einem Bewertungsabschlag gehandelt werde, schrieben die Analysten des Instituts in einer am Freitag vorliegenden Studie. Auch die im Sektor führende Profitabilität spiegele der Kurs nicht wider.

ThyssenKrupp: Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (beide CDU) besuchen am Freitag (10.30 Uhr) das Stahlwerk von Thyssenkrupp in Duisburg. Sie wollen sich über die Planungen des größten deutschen Stahlherstellers für eine klimafreundlichere Produktion informieren. Thyssenkrupp will in seinen Hochöfen schrittweise Kohle durch Wasserstoff ersetzen. Dann würde statt klimaschädlichem Kohlendioxid (CO2) nur Wasserdampf entstehen. Eine erste solche Anlage soll Mitte der 2020er Jahre in Betrieb gehen. Belastend auf den Kurs drückt heute eine Verkaufsempfehlung von Morgan Stanley mit einem Kursziel von 5,80 Euro.

Hella: Der Autozulieferer will Kreisen zufolge sein Geschäft mit Fahrer-Assistenz-Software verkaufen. Die Tochter könnte mehrere hundert Millionen Euro einbringen, berichtete die Nachrichtenagentur Bloomberg am Donnerstag unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht getroffen worden. Es sei auch nicht sicher, dass es eine Transaktion geben werde. Das Unternehmen habe zunächst nicht auf die Bitte um eine Stellungnahme reagiert.

Von Markus Weingran / dpa-AFX

Foto: Homepage Bayer

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