Corona-Virus: Zahl der Neuinfektion in Deutschland steigt wieder über 2000 an einem Tag – Trump setzt Zulassungsbehörde für Impfstoff unter Druck

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Erneut ist die Zahl der Corona-Neuansteckungen deutlich gestiegen. Zum ersten Mal seit Ende April meldete das Robert Koch-Institut (RKI) am Samstagmorgen mehr als 2000 neu registrierte Fälle binnen 24 Stunden. Zunehmend werden Forderungen laut, dass Reiserückkehrer aus Risikogebieten ihren Corona-Test selbst zahlen sollten. Bei der Einreise soll es außerdem künftig weniger bürokratisch zugehen.

Genau 2024 neue Corona-Infektionen meldeten die Gesundheitsämter innerhalb eines Tages, wie das RKI am Samstagmorgen mitteilte. Höher lag der Wert zuletzt am 25. April mit 2055 registrierten Neuinfektionen. Der Höhepunkt bei den täglich gemeldeten Neuansteckungen hatte Ende März/Anfang April bei mehr als 6000 gelegen.

In einem aktuellen RKI-Papier heißt es: „Neben einzelnen spektakulären und bundesweit bekannt gewordenen großen Ausbrüchen sind es insbesondere Übertragungen im familiären und häuslichen Umfeld, die nicht unbedingt zu vielen Folgefällen führen und nur wenige Fälle pro Ausbruch aufweisen, aber offensichtlich sehr häufig vorkommen.“

Die Bundesregierung sieht in privaten Feiern, bei denen Corona-Regeln nicht eingehalten werden, und verstärktem Reiseverkehr wesentliche Ursachen für den jüngsten Anstieg der Zahlen. Zudem wird deutlich mehr getestet, wodurch mehr Infektionen entdeckt werden. Während Ende April nach RKI-Daten in einer Woche rund 364 000 Tests durchgeführt wurden, waren es Ende Juli rund 560 000 und Mitte August mehr als 875 000 in einer Woche.

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) forderte in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe, dass Reisende, die aus Risikogebieten zurückkommen, die Kosten für ihren Corona-Test selbst bezahlen sollten. Die Tests sollten „mittelfristig ähnlich wie Flughafengebühren auf den Reisepreis aufgeschlagen werden“. Es sei nicht akzeptabel, dass dies auf Dauer die Allgemeinheit bezahle.

Auch die rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) hatte das kritisiert und mit Blick auf die nächsten Ferien im Herbst ein neues Vorgehen gefordert. Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) lehnt es bisher ab, die Tests kostenpflichtig zu machen. Er befürchtet, dass Reisende dann versuchen könnten, sie zu umgehen.

Der stellvertretende FDP-Fraktionschef im Bundestag, Michael Theurer, nannte die bisher kostenlosen Pflichttests am Samstag „Unfug“. Man könne nicht Karneval und private Feiern verbieten wollen und gleichzeitig die Allgemeinheit weiter für Risiko-Reisen Dritter zur Kasse bitten.

Seit Ende Juli können Urlauber sich kostenlos auf Corona testen lassen. Wer aus einer zum Risikogebiet erklärten Region kommt, muss das seit 8. August sogar tun.

Die Tests von Urlaubsrückkehrern konzentrieren sich nach Ansicht des Deutschen Städtetags noch zu sehr auf die Flughäfen. Hauptgeschäftsführer Helmut Dedy forderte, das Angebot müsse auch an Bahnhöfen und Busbahnhöfen für Reisende aus Risikogebieten verstärkt werden. „Wir brauchen lückenlosere Tests“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in Berlin.

Der Städtetag kritisierte auch bürokratische Verfahren bei der Einreise. Reisende aus Risikogebieten müssen bisher im Flieger oder Reisebus sogenannte Aussteigekarten mit ihren Kontaktdaten und Angaben zu ihrem Gesundheitszustand ausfüllen. Diese gehen zuerst an die Gesundheitsämter des Einreiseortes und werden von dort an die Gesundheitsämter des Wohnortes überstellt. „Das sind Kisten voller Papiere“, sagte Dedy. Das binde Personal und sei „vorsintflutlich“. Man brauche einen Datenaustausch.

Die Bundesregierung plant inzwischen eine elektronische Datenübermittlung, wie eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums am Samstag bestätigte. Geplant ist, dass sich Urlauber künftig auf einer speziellen Internet-Seite registrieren und dort ihre Daten eingeben können.

Seit Beginn der Corona-Krise haben sich mindestens 232 082 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus Sars-CoV-2 infiziert, wie das RKI meldete. Die Zahl der Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion liegt nach RKI-Angaben bei 9267. Seit dem Vortag wurden sieben Todesfälle mehr gemeldet. Bis Samstagmorgen hatten etwa 206 600 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden. Aktuellen Zahlen der Universität Johns Hopkins in Baltimore zufolge sind weltweit inzwischen bereits 800 000 Menschen nach einer Infektion mit dem Virus gestorben.

Trump: US-Präsident setzt Zulassungsbegörde unter Druck

US-Präsident Donald Trump macht bei der Entwicklung und Zulassung eines Corona-Impfstoffs Druck auf die zuständige Bundesbehörde. Bei der Lebens- und Arzneimittelbehörde (FDA) erschwerten ihm feindlich gesinnte Beamte die Entwicklung von Corona-Medikamenten und Impfstoffen, damit es vor der Wahl am 3. November keine Erfolgsmeldung geben könne, behauptete Trump am Samstag auf Twitter. Die Vertreter des „tiefen Staates, oder wer auch immer“, machten es den Pharmaunternehmen schwer, Probanden für Medikamente und Impfstoffe zu bekommen, schrieb er weiter.

An den Behördenchef Stephen Hahn gerichtet schrieb er: „Wir müssen uns auf Geschwindigkeit und das Retten von Leben konzentrieren.“ Trump hatte bereits zuvor gesagt, er hoffe, dass es etwa zur Zeit der Wahl einen Impfstoff geben werde. Experten haben allerdings gewarnt, dass jegliche politische Einmischung in den Prozess der Erprobung und Zulassung eines Impfstoffs dessen Legitimität und Sicherheit in Frage stellen könnte. Sollte es bezüglich des Impfstoffs Zweifel geben, könnten viele Menschen auf eine Impfung verzichten, womit die Pandemie letztlich schwerer einzudämmen wäre.

FDA-Chef Hahn hat wiederholt erklärt, dass sich die Behörde bei der Zulassung eines Corona-Impfstoff an ihre bekannten und streng wissenschaftlichen Abläufe halten werde. Es gebe keinen Druck auf die FDA, ihre bewährten Kriterien aufzuweichen, sagte er weiter.

Derzeit befinden sich mehrere Impfstoffkandidaten in großen klinischen Studien mit bis zu 30 000 Probanden. Sollten diese im Herbst erfolgreich abgeschlossen sein, könnten die Aufsichtsbehörden mit dem – normalerweise aufwendigen und langwierigen – Prozess der Zulassung beginnen. Experten der US-Regierung, darunter der renommierte Immunologe Anthony Fauci, haben sich zuversichtlich gezeigt, dass es Anfang 2021 einen Impfstoff geben könnte.

Redaktion onvista / dpa-AFX

Foto: Soni’s / shutterstock.com

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