Thyssenkrupp: Puh, noch mal Glück gehabt – Stahlsparte nicht an Liberty Steel zu verkaufen war genau richtig

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Der Aufschrei heute wäre groß gewesen und man mag sich gar nicht vorstellen, was der Kurs von Thyssenkrupp in der aktuellen Marktphase heute angestellt hätte, wenn die Essener sich tatsächlich für einen Verkauf der Stahlsparte an Liberty Steel entschieden hätten. Zum Glück für Thyssenkrupp und seine Aktionäre wurden die Verhandlungen Mitte Februar allerdings auf Eis gelegt. Die Insolvenz der britischen Greensill Capital stellt nämlich nicht nur die Städte Osnabrück und Monheim vor ernste Probleme, sondern auch deren größten Kunden. Und das ist der Stahlunternehmer Sanjeev Gupta, Eigentümer des britischen Stahlkonzerns Liberty Steel.

Neue Refinanzierung muss her

Der versuchte am heutigen Dienstag die Belegschaft zu beschwichtigen: „Wir haben ausreichend Mittel für unseren gegenwärtigen Bedarf und versuchen die Lücke bei der Refinanzierung des Unternehmens zu schließen“, sagte Gupta bei einem Treffen mit Gewerkschaften laut einem Insider. Guptas Familienholding GFG Alliance, zu der Liberty Steel mit rund 3000 Mitarbeitern gehört, stützte sich bisher vor allem auf Greensill und deren Lieferketten-Finanzierung. „Die Suche nach einer alternativen langfristigen Finanzierung macht Fortschritte, braucht aber Zeit“, sagte Gupta dem Insider zufolge.

Insolvenz mit Folgen

Greensill Capital hatte am Montag Insolvenz angemeldet. Der Finanzier war in Schieflage geraten, nachdem Versicherer die Forderungen zur Lieferketten-Finanzierung nicht mehr absichern wollten. In den Gerichtsdokumenten zur Insolvenz-Anmeldung wird ein düsteres Bild zur Lage von Guptas Holding gezeichnet: „GFG ist in schwere finanzielle Probleme geraten.“ Die GFG Alliance beginne mit ihrem Zahlungsverpflichtungen in Verzug zu geraten. Einem Bericht von Bloomberg zufolge verhandelt GFG über einem Zahlungsaufschub, um Notverkäufe zu vermeiden.

GFG erklärte am Dienstag, der Konzern stehe operativ gut da und profitiere davon, dass die Stahlpreise auf dem höchsten Stand seit 13 Jahren lägen. Einige Unternehmensteile, etwa das britische Spezialstahl-Geschäft, stünden aber unter Druck. Gupta erklärte vor den Gewerkschaftern, man beschäftige sich mit den Teilen des Stahlgeschäfts in Großbritannien, die rote Zahlen schrieben. Die Gewerkschaften riefen die Regierung auf, sich einzuschalten, um die Zukunft von Liberty Steel zu sichern und die Arbeitsplätze zu erhalten. Der französische Finanz- und Wirtschaftsminister Bruno le Maire versprach den Arbeitern in den französischen Liberty-Werken wie Ascoval Hilfe, die von der Greensill-Pleite betroffen seien.

Redaktion onvista / Reuters

Foto: Tobias Arhelger / shutterstock.com

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