Apple: High Noon mit Epic rückt näher ++ SÜSS MicroTec: Anleger machen nach Zahlen weiter Kasse ++ Tui: Frisches Geld über Wanelanleihe

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Auf den deutschen Straßen ist von einer Corona-Krise nichts zu spüren. Im März lag die Fahrleistung der mautpflichtigen Lastwagen nicht nur deutlich über den Werten aus dem Februar und aus dem März 2020, sondern auch 4,8 Prozent über dem Durchschnitt der Vorkrisenzeit, wie das Statistische Bundesamt am Freitag in Wiesbaden berichtete. Der seit 2015 berechnete Transport-Index, der eng mit der inländischen Industrieproduktion zusammenhängt, kletterte im März auf den zweithöchsten jemals festgestellten Wert. Lediglich im Dezember 2020 waren kalender- und saisonbereinigt noch mehr Lastwagen unterwegs.

Dax: Weiter unentschlossen

Die Anleger am deutschen Aktienmarkt bleiben nach dem jüngsten Dax -Rekord zurückhaltend. Es fehlt an weiteren Aufwärtsimpulsen und zugleich warnen Marktbeobachter vor einem möglichen Rückschlag. Kurz nach dem Handelsstart am Freitag gab der deutsche Leitindex um 0,07 Prozent auf 15 191,79 Punkte nach. Am Dienstag war er erstmals über die Marke von 15 300 Punkten geklettert. Seither lassen es die Investoren ruhiger angehen.

Für den MDax der mittelgroßen Werte ging es am Freitagmorgen um 0,27 Prozent auf 32 721,20 Punkte hoch. Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 sank indes um 0,09 Prozent auf 3974,06 Punkte.

Zuletzt hatten neben Impf-Fortschritten im Kampf gegen die Corona-Pandemie in den USA vor allem das billionenschwere US-Konjunkturprogramm sowie die Aussicht auf eine noch lange ultralockere Geldpolitik der US-Notenbank und der Europäischen Zentralbank für gute Stimmung gesorgt.

Apple: Prozess gegen Epic kommt näher

Apple und der „Fortnite“-Entwickler Epic Games bringen sich in Position für ihren Prozess in Kalifornien, der das App-Geschäft auf dem iPhone umkrempelt könnte. Dreieinhalb Wochen vor Beginn der Verhandlung veröffentlichten die Unternehmen am Donnerstag ihre ausführlichen Argumente auf insgesamt fast 700 Seiten. Epic will, dass Apple gezwungen wird, auf dem iPhone App Stores anderer Anbieter zuzulassen. Apple warnt vor Risiken für Nutzer.

Entscheidend in dem Verfahren könnte die Frage werden, ob man von einer Monopol-Position Apples bei der Verbreitung von Apps auf dem iPhone sprechen kann. Epic verweist darauf, dass auf dem iPhone Apps und digitale In-App-Käufe nur über Apples Plattform erworben werden könnten – und baut darauf seinen Vorwurf eines Wettbewerbsverstoßes auf, der beendet werden müsse. Apple kontert, dass man stattdessen den Markt für Spiele insgesamt zusammen mit Konsolen und PCs betrachten müsse. Der Fall soll von einer Richterin in Kalifornien und nicht von Geschworenen entschieden werden.

Apple verweist auch darauf, dass der Konzern dank des Wegs über einen einzigen App Store die Möglichkeit habe, alle Anwendungen zu prüfen, um Nutzer vor Betrug und Software-Fehlern zu schützen. Dafür seien fast 500 Mitarbeiter rund um die Welt im Einsatz. Epic entgegnet, Apple lasse auf seinen Mac-Computer seit jeher auch das Laden von Software aus anderen Quellen als dem hauseigenen App Store zu.

Der Streit entbrannte im August, nachdem sich Epic nicht mehr an die seit mehr als einem Jahrzehnt geltende Vorgabe halten wollte, dass virtuelle Artikel in seinem populären Spiel „Fortnite“ auf iPhones nur über das System der In-App-Käufe von Apple angeboten werden können. Dabei behält Apple 30 Prozent des Kaufpreises ein. Epic würde stattdessen gern einen eigenen App Store auf dem iPhone betreiben und In-App-Käufe nicht über Apples Bezahlverfahren abwickeln.

Nachdem der iPhone-Konzern Ausnahmen von den Geschäftsbedingungen ablehnte, bauten die Epic-Entwickler in der App die vertraglich verbotene Möglichkeit ein, digitale Artikel auch direkt bei Epic zu kaufen. Dafür wurde im August eine versteckte Funktion in der Anwendung aktiviert, die Epic an Apple vorbeigeschmuggelt hatte.

Noch am selben Tag warf Apple „Fortnite“ unter Verweis auf den Regelverstoß und eine Vertragsverletzung aus dem App Store. Epic zog vor Gericht. Apple verlangt in einer Gegenklage Schadenersatz. Die App kann seitdem nicht auf iPhones heruntergeladen werden – auf Geräten, wo sie schon installiert war, funktioniert sie aber weiter.

Epic führte die eigene Bezahlmethode auch in der „Fortnite“-App für Smartphones mit dem Google -Betriebssystem Android ein. Google verbannte die App daraufhin ebenfalls aus seiner Download-Plattform Play Store. Anders als auf iPhones können Android-Nutzer sie aber auch aus anderen Quellen laden.

Airbus: Kaum Stornierungen im März

Der Luftfahrt- und Rüstungskonzern Airbus hat im März mehr als doppelt so viele Flugzeuge ausgeliefert als noch im Februar. Im März stieg die Zahl auf 72 neue Maschinen, teilte der Konzern am Donnerstag in Toulouse mit. Im Februar waren es noch 32 Verkehrsflugzeuge. Auch die Zahl der Aufträge ist weiter gestiegen auf 28 Bestellungen nach 21 einen Monat zuvor. Die Zahl der Stornierungen ist dagegen deutlich zurück gegangen: Im März verlor Airbus nur 8 Bestellungen, im Februar waren es noch 92 Aufträge gewesen.

Zu Jahresbeginn fallen die Auslieferungen typischerweise schwach aus, weil der Hersteller erst wieder mehr Flugzeuge fertigstellen muss. Airbus-Chef Guillaume Faury will im laufenden Jahr mindestens ähnlich viele Flugzeuge ausliefern wie im Vorjahr. Da hatte der Hersteller 566 Maschinen an seine Kunden übergeben, nachdem es im Rekordjahr 2019 noch 863 gewesen waren. Wegen der Corona-Pandemie hat der Konzern seine Produktion um rund 40 Prozent gedrosselt und will sie erst ab dem Sommer wieder etwas ausweiten.

SÜSS MicroTec: Gutes Geschäftsjahr – vorsichtiger Ausblick?

Der Hersteller von Anlagen und Prozesslösungen für die Halbleiterindustrie und verwandte Märkte, hat heute den Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2020 veröffentlicht. Das Unternehmen erzielte im abgelaufenen Geschäftsjahr einen Auftragseingang von 281,1 Mio. EUR (Vorjahr: 219,3 Mio. EUR) und erwirtschaftete Umsatzerlöse in Höhe von 252,1 Mio. EUR (Vorjahr: 213,8 Mio. EUR). Der Auftragsbestand zum 31. Dezember 2020 betrug 120,1 Mio. EUR (Vorjahr: 93,2 Mio. EUR). Bereits im ersten und zweiten Quartal 2020 wurden hohe Auftragseingänge in Höhe von 69,0 Mio. EUR bzw. 93,6 Mio. EUR verbucht, gefolgt von einem starken vierten Quartal mit 74,4 Mio. EUR. Damit konnte SÜSS MicroTec erneut wachsen und seine Marktposition stärken.

Die Rohertragsmarge verbesserte sich im abgelaufenen Gesamtjahr deutlich und lag für die SÜSS MicroTec-Gruppe bei 33,2% (Vorjahr: 23,2%, Vorjahr bereinigt 29,9%). Im Geschäftsjahr 2020 liegt die bereinigte Rohertragsmarge ebenfalls bei 33,2%. SÜSS MicroTec erzielte im Geschäftsjahr 2020 ein EBIT in Höhe von 20,4 Mio. EUR (Vorjahr -13,8 Mio. EUR). Dies entspricht einer EBIT-Marge von 8,1% im Jahr 2020 (Vorjahr: -6,5 %). Das Ergebnis des Geschäftsjahres 2019 war wesentlich beeinflusst durch Sonderabwertungen auf das Vorratsvermögen und das produktionsbezogene Anlagevermögen in Höhe von 14,2 Mio. EUR aufgrund der Bewertung der Erfolgsaussichten der Produktlinie Scanner und Laser am Standort in Corona, USA. Bereinigt um weitere Sondereffekte am US-Standort in Höhe von minus 2,6 Mio. EUR ergibt sich für 2020 eine EBIT-Marge von 9,1% nach 0,2% im Vorjahr.

Das Ergebnis nach Steuern (EAT) belief sich auf 12,4 Mio. EUR nach -16,3 Mio. EUR im Vorjahr. Das unverwässerte Ergebnis je Aktie (EPS) beträgt 0,65 EUR (Vorjahr: -0,85 EUR). Der Free Cashflow erhöhte sich zum Ende des Geschäftsjahres 2020 auf 44,0 Mio. EUR nach -36,9 Mio. EUR im Vorjahr. Diese deutliche Verbesserung im Free Cashflow ist auf den gestiegenen Gewinn nach Steuern, höhere Kundenanzahlungen und ein verbessertes Forderungsmanagement zurückzuführen. Die erhaltenen Kundenanzahlungen stiegen um 14,1 Mio. EUR im Vergleich zum Vorjahr. Ferner resultierte aus der Reduktion des Vorratsvermögens ein positiver Cash-Effekt von rund 9,6 Mio. EUR. Die Nettoliquidität verbesserte sich somit zum 31.12.2020 auf 20,3 Mio. EUR (Vorjahr: -18,0 Mio. EUR).

Es soll stark weiter gehen

Nach dem starken Auftragseingang im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2020 und im ersten Quartal 2021 blicken wir – unter dem Vorbehalt, dass die Covid-19-Pandemie weiterhin gewisse Unsicherheiten mit sich bringt – sehr optimistisch in das Geschäftsjahr 2021. Die generellen Erwartungen der Halbleiterindustrie und die speziellen Investitionsvorhaben unserer Hauptkunden lassen weiteres Wachstum erwarten. Das Marktumfeld in der Halbleiterindustrie ist weiterhin geprägt von einer zunehmenden Digitalisierung, verstärkt mobiles Arbeiten, der Umstellung auf den neuen Mobilfunkstandard 5G, Investitionen in künstliche Intelligenz und in Edge Technologien. Daher rechnen wir für 2021 mit einer hohen Nachfrage nach unseren Produkten und ganzheitlichen Lösungen durch unsere Kunden in den für uns relevanten Märkten.

Süss startet mit einem sehr soliden Auftragsbestand von rund 120 Mio. EUR in das neue Geschäftsjahr und auch das erste Quartal 2021 war von starker Nachfrage geprägt. So stieg der Auftragseingang im ersten Quartal auf 80,7 Mio. EUR gegenüber 69,0 Mio. EUR im ersten Quartal des Vorjahres. Für das Gesamtjahr 2021 rechnet das Unternehmen mit einen gegenüber dem Geschäftsjahr 2020 steigenden Auftragseingang und einen erhöhten Umsatz in einer Bandbreite von 270 Mio. EUR bis 290 Mio. EUR. Entsprechend positiv sollte sich das Ergebnis vor Zinsen und Ertragsteuern (EBIT) entwickeln. Süss geht zum jetzigen Zeitpunkt davon aus, dass die EBIT-Marge in einer Bandbreite von 9,0 Prozent bis 11,0 Prozent liegen wird.

Kurz & knapp:

Tui: Der staatlich gestützte Reisekonzern will sich in der Corona-Krise weiteres Geld am Kapitalmarkt besorgen. Das Unternehmen wolle bei Investoren eine Wandelanleihe im Umfang von rund 350 Millionen Euro platzieren, teilte Tui am Freitag in Hannover mit. Möglicherweise werde das Volumen auf 400 Millionen erhöht. Vorstand und Aufsichtsrat wollen auf diese Weise die Liquidität des Konzerns angesichts der anhaltenden Krise erhöhen und die Mittel später zur Rückzahlung anderer Verbindlichkeiten einsetzen. Die Wandelanleihe soll bis 16. April 2028 laufen und in neue Aktien des Tui-Konzerns gewandelt werden können. Die Verzinsung soll bei 4,5 bis 5 Prozent liegen. Tui will die genauen Konditionen noch im Laufe des Freitags festlegen und bekannt geben. Der deutsche Staat hatte den Touristikriesen in der Corona-Pandemie mit Milliardenhilfen vor dem Untergang bewahrt. Hinzu kam zuletzt eine Kapitalerhöhung, an der sich maßgeblich der russische Großaktionär Alexej Mordaschow beteiligte.

Netflix: Der Streaming-Marktführer hat sich durch einen Lizenz-Deal mit Sony Pictures die exklusiven US-Rechte an Fortsetzungen von Blockbuster-Reihen wie „Spider-Man“ oder „Jumanji“ sowie anderen künftigen Produktionen gesichert. Die am Donnerstag verkündete Vereinbarung soll 2022 starten, fünf Jahre laufen, und Sonys bisherige Partnerschaft mit dem US-Bezahlsender Starz ersetzen. Netflix kann die Filme von Sony Pictures der Mitteilung zufolge ausstrahlen, sobald sie nicht mehr im Kino laufen. Zudem erhält der Online-Videodienst Vorkaufsrechte und Kooperationsoptionen für Streaming-Produktionen. Zu den finanziellen Konditionen des Deals machten die Unternehmen zunächst keine Angaben. Laut US-Medien hatte Sony rund 250 Millionen Dollar (210 Mio Euro) pro Jahr gefordert.

Commerzbank: Das Finanzinstitut schließt Strafzinsen auf weitere Einlagen nicht aus. „An die breite Privatkundschaft werden wir keine Negativzinsen weitergeben“, sagte Commerzbank-Vorständin Sabine Schmittroth dem „Handelsblatt“ (Freitagausgabe). „Aber die Frage ist, wo das Ende der Breite ist. Daher werden wir uns die Höhe der Freibeträge immer wieder anschauen.“ Bei der Commerzbank müssen Kunden Strafzinsen zahlen, wenn sie mehr als 100.000 Euro auf dem Konto liegen haben. Auch viele andere Banken und Sparkassen haben diese Summe als Grenze gesetzt, ab der Kunden für ihre Guthaben Gebühren zahlen müssen. Die Sparda-Bank West ist vor kurzem vorgeprescht und hat die Grenze auf 25.000 Euro gesenkt. Banken zahlen seit 2014 Strafzinsen, wenn sie überschüssige Gelder bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken. Derzeit liegt der sogenannte Einlagensatz bei minus 0,5 Prozent. Zugleich werden viele Banken und Sparkassen in der Corona-Krise von Einlagen überflutet, so dass der Druck zur Weitergabe der Kosten steigt. Bei der Umsetzung des angekündigten Stellenabbaus will Arbeitsdirektorin und Privatkundenchefin Schmittroth zügig vorankommen. „Ziel ist, bis Anfang Mai eine Grundsatzeinigung zu erreichen“, bekräftigte sie. Das oberste Ziel sei es dabei, betriebsbedingte Kündigungen möglichst zu vermeiden. Von den Forderungen der Gewerkschaft Verdi, die die Stellenkürzungen zeitlich bis mindestens 2025 strecken will, hält sie wenig. „Wir haben klar kommuniziert, dass wir den Abbau von 10.000 Stellen bis 2024 umsetzen wollen.“

Redaktion onvista / dpa-AFX / Reuters

Foto: pio3 / Shutterstock.com

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