Luftfahrt-Sektor: Airbus nennt ehrgeizige Produktionsziele – Branchen-Werte lassen sich von der Euphorie anstecken

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Airbus will die Corona-Krise schnell hinter sich lassen und in zwei Jahren mehr Kurzstrecken-Maschinen bauen als vor dem Ausbruch der Pandemie.

Der europäische Flugzeugbauer wies seine Zulieferer an, sich bis zum Frühjahr 2023 auf die Produktion von 64 Maschinen aus der A320-Familie pro Monat einzustellen. Vor gut einem Jahr hatte der Konzern angesichts des Nachfrageeinbruchs die Produktion von 60 auf 40 gedrosselt, statt sie wie geplant nach und nach auf 63 hochzufahren. „Die Luftfahrtbranche beginnt sich von der Covid-19-Krise zu erholen“, sagte Airbus-Chef Guillaume Faury am Donnerstag in Toulouse. Vor allem in China und den USA zieht der Inlands-Reiseverkehr wieder an. Bis zum Herbst 2021 will Airbus die Produktion wie geplant auf 45 A320-Maschinen schrauben.

Bis Anfang 2024 sieht Airbus die Chance, pro Monat 70 A320 und A321 auszuliefern. Die Zulieferer sollten sich auf dieses Szenario einstellen, forderte Faury. „Längerfristig“, also bis 2025, seien bis zu 75 Maschinen im Monat drin – fast doppelt so viele wie zurzeit. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte bereits berichtet, dass Airbus bei seinen wichtigen Zulieferern vorgefühlt hatte, wie schnell sie die Produktion von Triebwerken und anderen Teilen hochfahren könnten. Die Lieferanten hatten von drei bis 18 Monaten gesprochen.

Luftfahrt-Sektor lässt sich von der Euphorie anstecken

Europäische Luftfahrtaktien haben im heutigen Handel mit deutlichen Kursgewinnen auf die ehrgeizigen Pläne von Airbus reagiert. Die Airbus-Papiere selbst sprangen mit einem Plus von 6,3 Prozent auf 103,86 Euro an die Spitze des EuroStoxx-50-Index. Das Tageshoch von 104,32 Euro bedeutete den höchsten Stand seit Mitte April.

Die Anteilsscheine der Triebwerkhersteller MTU und Rolls-Royce verteuerten sich im Sog der Airbus-Rally um 2,5 beziehungsweise 3,3 Prozent. Die Titel der Luftfahrtzulieferer Safran und Meggitt rückten um 3,2 beziehungsweise drei Prozent vor.

Analyst Sandy Morris von der Investmentbank Jefferies lobt die Ziele für den A320 und sprichtch von einer positiven Überraschung. Sein Kollege Yan Derocles von der Investmentbank Oddo BHF sagt, Airbus habe eine optimistische Vision seiner künftigen Flugzeug-Herstellung. Die avisierten Produktionsraten lägen zwischen 10 und 20 Prozent über seinen bisherigen Schätzungen.

Airbus spielen dabei auch die anhaltenden Probleme des US-Erzrivalen Boeing mit dem Konkurrenzmodell 737 MAX in die Hände. Der Flugzeugtyp hatten nach zwei tödlichen Abstürzen mehr als ein Jahr Flugverbot und kämpft unter den Argusaugen der US-Luftfahrtbehörde weiter mit Qualitätsproblemen.

Airbus ist gerade dabei, die Produktion so tiefgreifend umzubauen wie lange nicht mehr. Die vor mehr als einem Jahrzehnt ausgegliederte Rumpf-Montage soll wieder enger an den Konzern angebunden werden. Betriebsräte und die Gewerkschaft IG Metall zweifeln aber an den damit verbundenen Zusagen. Für den Verkaufsschlager A321neo soll eine dritte Endmontage-Linie neben Hamburg und Mobile (USA) in Toulouse aufgebaut werden. „All diese Maßnahmen haben wir auf den Weg gebracht, um uns auf die Zukunft vorzubereiten“, sagte Faury.

Auf der Langstrecke dauert es länger

Bei Langstrecken-Flugzeugen dürfte der Aufschwung dagegen noch auf sich warten lassen. Vom A350 baut Airbus derzeit fünf pro Monat, bis Herbst 2022 soll es einer mehr werden. Bei der A330-Familie bleibt es bei zwei Maschinen pro Monat. Von der kleinsten Baureihe A220, die der Konzern von Bombardier übernommen hatte, werden zurzeit fünf Flugzeuge im Monat gebaut. Anfang 2022 soll die Produktion auf sechs gesteigert werden. Bis 2025 hofft Airbus auf eine monatliche Rate von 14.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: vaalaa / shutterstock.com

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