Activision Blizzard: Spieleentwickler äußert sich zu Diskriminierungsvorwürfen – Quartalszahlen über den Erwartungen

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Der Videospiele-Anbieter Activision Blizzard verspricht Änderungen als Reaktion auf Vorwürfe von Diskriminierung und Belästigung am Arbeitsplatz. Man werde eine Unternehmenskultur pflegen, in der sich alle Mitarbeiter unterstützt und willkommen fühlen, sagte Firmenchef Bobby Kotick bei der Vorlage aktueller Quartalszahlen an Dienstag.

Activision Blizzard war im vergangenen Monat vom US-Bundesstaat Kalifornien verklagt worden. Der Konzern habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt würden, kritisierte die für die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen in dem Bundesstaat zuständige Behörde DFEH. Die Firma wies die Vorwürfe zunächst weit von sich. Kotick räumte jedoch später ein, dass man sich mit der ersten Reaktion im Ton vergriffen habe und beauftragte eine Anwaltskanzlei mit einer Überprüfung.

Ebenfalls am Dienstag wurde mitgeteilt, dass ein in der Klage erwähnter Spitzenmanager der Konzernsparte Blizzard das Unternehmen verlassen hat. Die DEFH wirft ihm vor, von den Missständen gewusst und nicht gehandelt zu haben.

Mit den Zahlen für das zweite Quartal übertraf Activision Blizzard unterdessen dank Spielen wie „Call of Duty“, „World of Warcraft“ und „Candy Crush“ die Erwartungen der Analysten. Der Umsatz wuchs im Jahresvergleich um rund 19 Prozent auf fast 2,3 Milliarden Dollar (gut 1,9 Mrd Euro). Der Gewinn stieg um 51 Prozent auf 876 Millionen Dollar.

dpa-AFX

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onvista-Redaktion: Der Konzern Activision Blizzard lässt sich grob in drei große Segmente aufteilen, die jeweils ungefähr ein Drittel zum Gesamtertrag beisteuern. Zum einen die Sparte Mobile Games, bei der Candy Crush das absolute Zugpferd darstellt. Hier wird vor allem der Fokus auf Gelegenheitsspieler gelegt. Daneben gibt es noch zwei Bereiche, die sich eher auf die Zielgruppe von Gamern konzentriert, die Fans von umfangreicheren Vollpreis-Titeln für den PC und Konsolen sind. Während die Sparte Activision besonders im Shooter-Segment mit dem „Call of Duty“-Franchise Erfolge feiert, belegt die Sparte Blizzard den Platz für Strategie- und Rollenspiele wie das Kartenspiel „Hearthstone“ oder das weltweit bekannte Online-Rollenspiel „World of Warcraft“.

Blizzard Entertainent ist über eine Fusion mit Activision an die Börse gelangt und galt früher als eigenständiges Unternehmen viele Jahre lang als Edelschmiede und Top-Adresse für Spielehits der gesamten Branche. Während die Sparten Mobile und Activision des fusionierten Konzerns immer noch stark platziert sind, wächst bei Fans der Marke Blizzard seit Jahren der Unmut über die Richtung, die dieses Segment einschlägt, da der letzte große neue Titel aus dem Hause Blizzard schon lange auf sich warten lässt und es zuletzt große Enttäuschungen über die Ankündigung des Genre-Klassikers Diablo als Mobile-Titel und über ein gründlich misslungenes Remake des berühmten Strategie-Titels „Warcraft III“ gab. Währen die Zahlen immer noch stimmen und auch das Blizzard-Segment lukrativ bleibt, hat die Marke in den letzten Jahren jedoch einiges an Reputation verloren, was gewisse Risiken für die Zukunft impliziert. Derzeit ist mit „Diablo IV“ nur ein großer neuer, in Produktion befindlicher Titel bekannt und sollte dieser ebenfalls enttäuschen, dürfte es der Marke Blizzard weiteren Schaden zufügen.

Die nun bekannt gewordenen Vorwürfe sind ein weiterer Belastungsfaktor für das Unternehmen, welches in den letzten Monaten bereits durch die erwähnten Fehlschläge bei einigen ihrer Titel, aber auch durch massenhafte Entlassungen von Entwicklern aufgefallen ist, während dem CEO Bobby Kotick enorme Bonus-Zahlungen zugute gekommen sind. Es bleibt zu hoffen, dass es nun angesichts der angekündigten Prüfung der Unternehmenskultur dazu kommt, dass sich langfristig wieder mehr auf die Entwicklung guter Spiele konzentriert wird. Noch steht das Unternehmen wirtschaftlich exzellent dar, da die hauseigenen Titel weiterhin von millionen Spielern gefeiert werden. Ewig lässt sich die erkennbare Qualitätsverringerung und eine Stagnation bei der Entwicklung neuer guter Spieletitel jedoch nicht kompensieren.

Titelfoto: Casimiro PT / Shutterstock.com

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