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dpa-AFX · Uhr
    Stolzer Ausblick, Kommentar zu Thyssenkrupp von Annette Becker
Frankfurt (ots) - Nach mehreren Horrorjahren ist es Thyssenkrupp endlich
gelungen, mit einem Geschäftsabschluss auch an der Börse zu überzeugen. Zwar
müssen sich die Aktionäre mit Blick auf die Dividende weiter in Geduld üben, und
auch unter dem Strich hat der Konzern nach wie vor kein Geld verdient. Doch auf
der Habenseite steht, dass mit Ausnahme von Multi Tracks, der Einheit, in der
die aussortierten Geschäfte gebündelt sind, alle Segmente in die schwarzen
Zahlen zurückgekehrt sind.

Das eigentlich Erfreuliche aber ist der Ausblick. In diesem spiegelt sich die
Zuversicht, mit dem Umbau auch tatsächlich ans Ziel zu gelangen. Dass auf dem
Weg dorthin Unwägbarkeiten lauern - allen voran was die Lieferkettenproblematik
in zahlreichen Abnehmerbranchen betrifft -, ist nur natürlich. Doch darf man
getrost davon ausgehen, dass diese in der Prognose berücksichtigt sind. Und
dennoch haben sich die Essener zum Ziel gesetzt, im neuen Geschäftsjahr einen
Jahresüberschuss von "mindestens 1 Mrd. Euro" zu erwirtschaften. Es wäre der
größte Überschuss seit dem Geschäftsjahr 2007/08.

Da Vorstandschefin Martina Merz nicht dazu neigt, das Blaue vom Himmel zu
versprechen, darf die Prognose als konservativ gelten. Das trifft insbesondere
auch auf die Cash-flow-Planung zu. Denn im laufenden Turnus soll der
Mittelabfluss lediglich gestoppt werden. Damit wäre aber zumindest der Weg für
die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung frei.

Klar ist aber auch, dass die Prognose mit der Entwicklung der Stahlsparte steht
und fällt. Denn wenn man ins Kleingedruckte schaut, hängt es vornehmlich an
Steel Europe, ob das operative Gruppenergebnis im Zielkorridor von 1,5 bis 1,8
Mrd. Euro landet. Die Sparte, deren Verselbständigung in Arbeit ist, soll ihr
operatives Ergebnis nämlich um mindestens 1 Mrd. Euro steigern. Im abgelaufenen
Turnus hatte das Stahlgeschäft nur 116 Mill. Euro zum operativen Ertrag der
Gruppe beigesteuert. Das lag nicht zuletzt an langlaufenden Lieferverträgen,
welche die gestiegenen Stahlpreise erst mit Zeitverzug - also 2020/21 - in der
Gewinnrechnung von Thyssen ankommen lassen.

Unabhängig davon dürfte der Stahlboom allerdings den Gipfel überschritten haben,
was einen etwaigen Spin-off sicher nicht erleichtert. Zumal Thyssenkrupp, was
die Überlegungen zur Verselbständigung betrifft, auf politische
Entscheidungsträger in Berlin und Brüssel verweist, in deren Händen es letztlich
auch liege. Wenn aus dem Plan nichts wird, stehen die Schuldigen also zumindest
schon einmal fest.

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