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    Verborgene Schätze, Kommentar zu Private Equity von Christoph Ruhkamp
Frankfurt (ots) - Fast 165 Mrd. Euro haben Finanzinvestoren in diesem Jahr in
europäische Unternehmen investiert - mehr denn je. Die Offerte von KKR für die
Telecom Italia ist mit 11 Mrd. Euro Eigenkapitalwert der jüngste und stärkste
Beweis für das wachsende Interesse von Private Equity an Europas
Telekommunikation. Die Fonds sind be­strebt, Unternehmen aufzuspalten und die
Netze von den Verbrauchergeschäften zu trennen, um Werte besser sichtbar zu
machen oder die Leistung zu verbessern. Laut Refinitiv entfallen 41 % der
Private-Equity-Deals in Europa auf Informations- und Kommunikationstechnik.

Gerade bei den Telekom-Infrastruktur-Deals werden riesige Bewertungen
aufgerufen. Für Netze wir oft das 20- bis 25-Fache vom operativen Gewinn gezahlt
- meist von Infrastrukturfonds, die mit 8 bis 10 % Internal Rate of Return (IRR)
etwas geringere Renditeanforderungen haben. Angelockt werden Investoren davon,
dass integrierte Telekommunternehmen oft zu deutlich geringeren Gewinnvielfachen
gehandelt werden, obwohl sie die begehrte und höher bewertete Infrastruktur
beinhalten. Wer den Wert nicht selbst durch Separierung der Netze hebt, wird
übernommen.

Investoren wittern wieder höhere Renditen, nachdem die Regulierung im
Netzbereich gelockert wurde, um Anreize für Investitionen zu schaffen. Zudem
kommen viele große Telekomkonzerne aus Regierungsbesitz. Wer ihre Bürokratie
abbaut, kann Kosten senken. Im Staatseinfluss liegt zugleich die Schwierigkeit,
weil dieser oft mit einer "goldenen Aktie" - also Sonderrechten - verbunden ist.
So blitzten EQT und KKR bei KPN ab, weil die niederländische Regierung die
Übernahme nicht billigte.

Um ihre riesigen Schuldenberge abzubauen, haben etliche Telekomkonzerne
begonnen, einen Teil ihrer Funktürme an spezialisierte Betreiber zu verkaufen -
etwa an Cellnex aus Spanien oder an American Tower aus den USA. Vodafone brachte
seine deutschen Funktürme als Vantage Towers in Frankfurt an die Börse. Die
Deutsche Telekom hat den Infrastrukturinvestor IFM für das Glasfasernetz an Bord
geholt und denkt über Optionen für die Deutsche Funkturm nach.

KKR bringt jetzt den ganzen Markt erneut in Fahrt: Wegen der Offerte für Telecom
Italia setzen Investoren darauf, dass bei der britischen BT der Großaktionär
Altice (12 %) ein Angebot vorlegt, und der Vorstoß schürt Spekulationen um den
Funkmastenbetreiber Infrastrutture Wireless Italiane (Inwit) mit daraus
folgendem Kurssprung auf ein Zwölfmonatshoch.

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