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dpa-AFX · Uhr
    Schluss mit den Nadelstichen, Kommentar zur Aareal Bank von Anna
Sleegers
Frankfurt (ots) - Die hiesigen Banken sind bei Aktieninvestoren schon seit
Jahren nicht gut gelitten. Im Retailgeschäft traute man ihnen wegen der
Omnipräsenz der Sparkassen und Kreditgenossen wenig zu. Im großvolumigeren
Geschäft schienen ihnen zunehmend ausländische Konkurrenten den Rang abzulaufen,
die sich oftmals auf ein starkes Geschäft in ihren Heimatmärkten stützen können.
Deutsche Bank und Commerzbank leisteten ihren Beitrag zum schlechten Sentiment,
indem sie ihre Restrukturierungsmaßnahmen viel zu lange hinauszögerten.

Eine Ausnahme stellt die Aareal Bank dar. Spezialisiert auf Teilmärkte der
Immobilienfinanzierung, war sie gut in dem, was sie tat, und war entsprechend
weniger vom Banken-Malus betroffen als ihre beiden großen Wettbewerber. Bis die
Pandemie kam und das Institut, dessen gewerbliches
Immobilienfinanzierungsportfolio von 27 Mrd. Euro fast vollständig aus Hotels,
Büros und Einzelhandelsimmobilien besteht, schwer traf.

Zwar hat das Management trotz des Wechsels an der Spitze einen plausiblen Plan
vorgelegt, wie es die noch immer nicht ausgestandene Krise bewältigen will.
Trotzdem kommt das Angebot der Private-Equity-Investoren Centerbridge und Advent
International zur rechten Zeit. Sowohl der Kursrutsch als auch die verbalen
Nadelstiche der Aktivisten Petrus Advisers und Teleios haben deutlich gemacht,
dass die Börsennotierung für das Spezialinstitut in diesen Tagen nicht die am
besten geeignete Finanzierungsform ist. Die damit einhergehende Unruhe schafft
unnötige Unsicherheit und bindet zu viele Kapazitäten, die besser für andere
Themen aufgewendet würden.

Zu Recht betont der Aareal-Vorstand, dass er verpflichtet ist, das
Übernahmeangebot ergebnisoffen zu prüfen, weil er dem Wohl der Gesellschaft mit
allen ihren Stakeholdern verpflichtet ist. Mehrheitseigentümer, die genügend
Finanzkraft und Geduld mitbringen, können dem Management die erforderliche
Rückendeckung bieten, um das Geschäftsmodell auszubauen und auf eine breitere
Basis zu stellen, so dass das Institut den nächsten externen Schock hoffentlich
leichter wegstecken kann.

Kunden, Beschäftigten und den Fremdkapitalgebern der Aareal Bank ist zu
wünschen, dass der Deal aufgeht. Das ist bei einer Mindestannahmequote von 70 %
und einer Annahmeprämie von 35 % zwar kein Ding der Unmöglichkeit - aber auch
kein Selbstläufer. Aktionäre, die auf mehr hoffen, sollten sich auch die Frage
stellen, ob sie bei einem Platzen der Transaktion nicht ungleich schlechter
fahren.

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