Rivian: Viele Analysten nehmen die Bewertung des EV-Start-Ups auf – von 94 bis 170 Dollar ist alles möglich

onvista · Uhr

Am 10. November hat die Aktie des amerikanischen Herstellers von Elektroautos an der Börse debütiert. 78 Dollar war der Ausgabepreis, um die 106 Dollar lag der erste Kurs und knapp über der Marke von 100 Dollar beendete die Aktie ihren ersten Handelstag. An den folgenden Tagen zog die Aktie bis fast 180 Dollar in die Höhe, ehe erste Gewinnmitnahmen einsetzten. Aktuell steht das Papier bei etwa 106 Dollar und kommt damit auf einem Marktkapitalisierung von etwas mehr als 90 Milliarden Dollar. Damit ist Rivian an der Börse höher bewertet als die etablierten Autobauer Ford oder General Motors.

Gleiche Diskussion wie bei Tesla ist gestartet

Am Wochenende haben jetzt viele etablierte Analysten die Bewertung von Rivian gestartet. Damit ist die gleiche Diskussion entbrannt, wie wir sie einst bei Tesla erlebt haben. Ist so eine hohe Bewertung wirklich gerechtfertigt? Einige Analysten können sich damit anfreunden und halten sogar noch höhere Bewertungen für möglich. Für den anderen Teil ist die Bewertung schon ziemlich hoch und das Papier, da wo es jetzt ist, auch gut aufgehoben. Nur bei einer Tatsache sind sich alle Experten einig. Eine Verkaufsempfehlung für die Aktien war bei den zahlreichen Erstbewertungen nicht dabei. CNBC ist die aktuellen Empfehlungen – auch die vor dem Wochenende – nach den Kurszielen durchgegangen.

Goldman Sachs – „Neutral“ – 94 Dollar

Die amerikanischen Investmentbank ist noch nicht davon überzeugt, dass bei Rivian alles glatt über die Bühne geht. Zumal der Autobauer ja schon seine Auslieferungen nach hinten verschieben musste. „Insgesamt glauben wir, dass Rivian in der Branche gut aufgestellt ist. Die Automobilindustrie war jedoch in der Vergangenheit für Neueinsteiger schwierig zu skalieren, auch bei Elektrofahrzeugen (z. B. hatte Tesla mit Verzögerungen bei der Produkteinführung zu kämpfen). Rivian befindet sich noch in der Anfangsphase seiner Entwicklung, und obwohl das Unternehmen ein Team mit Branchenveteranen hat, bleibt das Lieferkettenumfeld eine Herausforderung.“

JPMorgan – „Neutral“ – 104 Dollar

Für die US-Bank halten sich die Vor- und Nachteile die Waage und daher kommt sie zu dem Ergebnis, dass die Aktie da wo sie gerade steht auch gut aufgehoben ist. „Unser neutrales Rating balanciert auf der einen Seite auf äußerst überzeugende Wachstumsaussichten, überraschenden Weltklasse-Produkte für einen neuen Hersteller und strukturellen Rückenwind der Branche.  Auf der anderen Seite werden allerdings auch hohe Investitionen erwartet, um dieses Wachstum und diese Bewertung zu finanzieren. Durch die hohe Bewertung sei allerdings schon viel positives eingepreist.  Allerdings stärkt sie unser Vertrauen in die  Fähigkeit von Rivian seine Wachstumsambitionen zu finanzieren.“

Wells Fargo – „Equal Weight“ – 110 Dollar

Auch die Bank aus San Francisco ist skeptisch, dass Rivian wirklich eine viel höhere Bewertung verdient, als bisher. Wells Fargo sieht ebenfalls das Risiko, dass auf dem hohen Niveau der Aktie nicht viel passieren darf: „Das Unternehmen verfolgt eine umfassende Strategie, um seine Kunden über die gesamte Lebensdauer des Fahrzeugs zu begleiten und von ihnen zu profitieren, einschließlich lukrativer SaaS-Möglichkeiten. Darüber hinaus ist das Tempo der Produkteinführungen schnell. Mit drei Markteinführungen vor Jahresende, ein schnelleres Tempo als Tesla, der führende Anbieter von Elektrofahrzeugen. Allerdings preist die Bewertung  rund 2,2 Millionen Fahrzeuge in 10 Jahren ein. Dies ist zwar möglich, lässt aber auch für Rivian, dass  fast keinen Fertigungsnachweis erbringen kann, wenig Raum für Fehler.“

Barclays – „Neutral“ 120 Dollar 

„Rivians differenziertes Verbraucher-Branding, das sich auf Abenteurer konzentriert, macht es einzigartig auf dem EV-Markt und wir glauben, dass es eine solide Grundlage für wiederkehrende Einnahmen bietet, während seine BEV-Transporter den wichtigsten Kunden auf der letzten Meile haben. Mit einer auf Teamarbeit ausgerichteten Kultur sind wir zuversichtlich, dass Rivian zu einem großen OEM mit mehreren Produkten wachsen kann. Da vieles davon bereits eingepreist ist, initiieren wir bei EW.“

Deutsche Bank  – „Kaufen“ – 130 Dollar

Mit den Frankfurtern beginnt die Analysten-Gilde die noch zum Kauf der Aktie aufruft. Allerdings ist die Deutsche Bank nicht der Bulle unter den Kaufempfehlungen für Rivian: „Wir glauben, dass das Unternehmen einen besonders gut durchdachten Geschäftsplan bietet, um ein großer und profitabler EV-Player zu werden, mit einzigartigen Merkmalen sowohl in der Hardware als auch in der Software und der Anwendung der Erfahrungen aus früheren Bemühungen anderer Akteure.“

Mizuho – „Kaufen“ – 145 Dollar 

Die Japaner sind schon etwas zuversichtlicher, wenn es um die Aktie von Rivian geht: „15 Jahre nach Tesla definiert Rivian den EV-Markt mit seinen Elektro-SUV und Pickup-Trucks mit bemerkenswerter Offroad-Leistung und -Power sowie seinem elektrischen Lieferwagen neu. „Wir glauben, dass Rivian 4 aussichtsreiche Vorteile besitzt:

1) Eine globale Marktchance für Fahrzeugen von 9 Tonnen für Verbraucher und Gewerbetreibende hat

2) Bei SUVs/Light Trucks, auf die profitabelsten und am schnellsten wachsenden Autosegmente, ausgerichtet ist

3) Einen First-Mover-Vorteil bei kommerziellen EV-Vans hat 

4) Vorteile aus der vertikalen Integration von Fertigung, Antriebsstrang, hauseigener Software und Batterie. Längerfristig sehen wir die Anfänge des nächsten 1-Tonnen-EV-OEM.“

Piper Sandler – „Übergewichten“ – 148 Dollar

Für die amerikanische Investmentbank ist Rivian einer der wenigen elektrischen Fahrzeugbauer die Tesla die Stirn bieten können: „Viele Unternehmen sagen, dass sie den Erfolg von Tesla wiederholen wollen, aber unserer Ansicht nach werden die meisten dieser Unternehmen scheitern. Dies liegt daran, dass sie zu stark auf Supply-Chain-Partner angewiesen sind und ihnen das Know-how (und der Mut) fehlt, um eigene Software, Halbleiter, Batterien, Ladenetze und Direct-to-Consumer-Geschäftsmodelle zu entwickeln. Das Managementteam von Rivian ist sich dessen bewusst und hat sich daher entschieden, die Vorteile der vertikalen Integration zu nutzen.“

RBC Capital Markets – „Übergewichten“ – 165 Dollar 

Die Kanadier sind ebenfalls davon überzeugt, dass der amerikanische Autobauer für Elektrofahrzeuge sich von der Konkurrenz abheben wird: „Rivian verfügt über kategoriedefinierende Fahrzeuge mit Schwerpunkt auf dem wichtigsten Lkw-Segment, die bis zum Ende des Jahrzehnts einen CAGR-Umsatz von 50 % ermöglichen sollten. Ein Clean-Sheet-Ansatz und starke Technologien werden es Rivian ermöglichen, dass Fahrzeug schließlich als Plattform für margenstärkere Software und Dienstleistungen zu nutzen.“

Bank of America – „Kaufen“ – 170 Dollar

Unter den ganzen Analystenmeinungen ist die Bank of Amerika gerade der größte Bulle, wenn es um die Papiere von Rivian geht: „Unserer Ansicht nach ist der wichtigste Wettbewerbsvorteil von Rivian unter den etablierten und neu gegründeten Elektrofahrzeugherstellern, dass sie eine äußerst umfassende und gut durchdachte Geschäftsstrategie besitzen. Zusätzlich zu solider/innovativer Technologie und interessanten/attraktiven Produkten, besitzt Rivian mit Amazon einem wichtigen Ankerkunden. Obwohl dies nicht bedeutet, dass die Hindernisse, die viele EV-Start-ups von der Idee bis zur Kommerzialisierung durchgemacht haben, nicht vollständig vermieden werden, messen wir dem Erfolg von Rivian bei diesem Unterfangen viel mehr der Glaubwürdigkeit zu.“

Redaktion onvista – mit Material von CNBC

Foto: Miro Vrlik Photography / Shutterstock.com

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