Lauterbach will Booster-Turbo zünden - Lieferungen werden vorgezogen

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VIRUS-DEUTSCHLAND-IMPFSTOFF:Lauterbach will Booster-Turbo zünden - Lieferungen werden vorgezogen

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- von Andreas Rinke und Alexander Ratz und Hans Seidenstuecker

Berlin (Reuters) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will den Booster-Turbo zünden um für möglichst viele Corona-Auffrischungs-Impfungen im Januar und nicht erst bis Ende März zu sorgen.

Der dafür nötige Impfstoff soll nun durch vorgezogene Lieferungen von Vakzin des US-Hersteller Moderna und Verhandlungen mit anderen EU-Staaten über dort nicht benötigten Impfstoff beschafft werden. Deutschland hat sich zudem 80 Millionen BioNTech-Dosen für das zweite Quartal 2022 gesichert - laut Lauterbach als Vorsorge für eine möglicherweise nötige vierte Impfwelle. Laut Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) kann die Boosterkampagne in etwa acht Wochen - also Mitte Februar - abgeschlossen sein.

Sowohl der SPD-Politiker als auch der Präsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler warnten am Donnerstag vor der Omikron-Virus-Variante. Zwar sei nicht viel über die Gefährlichkeit bekannt, sagte Wieler. Aber es sei klar, dass die Zahl der Fälle wegen der höheren Ansteckungsrate wieder deutlich steigen werde und damit auch die Zahl von Schwererkrankten. Deshalb müsse man die Zahl der Infizierten unbedingt senken, bevor sich die Variante wie in Großbritannien ausbreite. Lauterbach sprach von einer Verdoppelung der Fälle alle zwei bis drei Tage. Frankreich schränkte den Reiseverkehr nach Großbritannien wegen Omikron erheblich ein.

Das Gesundheitsministerium legte eine Liste mit den geplanten Lieferdaten vor. Danach sollen im ersten Quartal des kommenden Jahres rund 69 Millionen mRNA-Impfdosen von BioNTech und Moderna ausgeliefert werden. Allerdings kämen dazu noch 25 Millionen Moderna-Dosen, die die Regierung und die EU-Kommission mit dem Unternehmen ausgehandelt hätten, sagte Lauterbach. Ist für eine Booster-Impfung weiter nur eine halbe Dosis nötig, könnten damit 50 Millionen Menschen geimpft werden. Zudem verhandele er mit Rumänien, Bulgarien und Portugal über nicht verwendeten BioNTech-Impfstoff. Wie groß der Gesamtbedarf im kommenden Jahr ist, könne man wegen der möglichen vierten Impfwelle noch nicht sagen, betonte der SPD-Politiker.

Der Präsentation der Zahlen war eine heftige Auseinandersetzung zwischen Union und SPD vorausgegangen, ob es überhaupt eine Impfstofflücke nach der Jahreswende geben wird. Lauterbach begründete dies mit dem Vorziehen der Auffrischungs-Impfungen. Während er dreimal betonte, er mache seinem Vorgänger Jens Spahn (CDU) keinerlei Vorwürfe, kritisierte der neuen SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert Spahn beim TV-Sender Phoenix scharf.

IMPFKAMPAGNE MIT REKORDTEMPO

Das RKI meldete am Donnerstag eine Rekordzahl von Impfungen. Am Mittwoch wurden demnach fast 1,5 Millionen Menschen geimpft. Der Anteil der vollständig Geimpften an der Gesamtbevölkerung beträgt nun 70 Prozent. Der Verband der Kinder- und Jugendärzte beklagte dennoch eine mangelnde Versorgung mit Impfstoffen. "Das ist ein Skandal und widerspricht dem Sinn der Impfkampagne", sagte Verbandssprecher Jacob Maske der Zeitung "Augsburger Allgemeinen". In den Praxen käme zu wenig Serum an und das auch noch unregelmäßig.

Der Kinderarzt Jörg Dötsch von der Uni Köln rät davon ab, Kinder im Alter von unter fünf Jahren zum jetzigen Zeitpunkt impfen zu lassen. Es gebe für diese Altersgruppe zurzeit keinen zugelassenen Impfstoff, sagt der Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin an der Uniklinik Köln.

Das RKI meldete 56.677 Corona-Neuinfektionen. Das sind 13.934 Fälle weniger als am Mittwoch vor einer Woche. Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sank auf 340,1 von 353 am Vortag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus angesteckt haben. 522 weitere Menschen starben in Zusammenhang mit dem Virus. Wieler warnte, der Rückgang der Zahlen finde nur sehr langsam statt. In Krankenhäusern wurden am Donnerstag 4736 Corona-Intensivpatienten versorgt.

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