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dpa-AFX · Uhr
    Wasserstoffträume, Kommentar zu Thyssenkrupp von Antje Kullrich
Frankfurt (ots) - Keine Frage, die neu als Thyssenkrupp Nucera firmierende
Elektrolyse-Sparte des Industrie- und Stahlkonzerns adressiert mit grüner
Wasserstoff-Produktion einen absoluten Zukunftsmarkt. Dem technikgetriebenen
Management gelang es auf dem Kapitalmarkttag am Donnerstag auch, die
gigantischen Marktaussichten in eine interessante Equity Story zu packen. Die
Welt wird grünen Wasserstoff in gigantischen Mengen brauchen und Thyssenkrupp
Nucera will ein relevanter Produzent der dafür benötigten Anlagen werden. Die
Führung der Wasserstoff-Tochter wuchert dabei mit dem Pfund großer Expertise: In
puncto Elektrolyse in industriellem Maßstab macht ihnen weltweit wohl kaum einer
was vor. So weit, so gut.

Doch Kapitalmarkttage funktionieren wie Kaffeefahrten für Senioren: Es sind
Verkaufsveranstaltungen, bei denen Risiken und Nebenwirkungen unter der
(Wärme-)Decke bleiben.

Und so stehen denn auch weiter viele Fragen im Raum. Komplett blieb im Nebel, in
welchem Konkurrenzumfeld sich Thyssenkrupp Nucera eigentlich bewegt. Auch die
grundsätzliche Frage nach dem ausreichenden Ausbau erneuerbarer Energien, die ja
die Voraussetzung für die grüne Wasserstoffproduktion der Nucera-Anlagen sind,
wurde nicht angerissen. Das dürfte aber auf die langfristige Wachstumskurve des
Unternehmens Einfluss haben.

Nucera agiert bei der neuen alkalischen Wasser-Elektrolyse wie ein Start-up und
baut die Produktion erst auf. An F&E-Kosten kalkuliert das Unternehmen mit bis
zu 100 Mill. Euro in den nächsten Jahren. Die Frage lautet, wie hoch damit
verbundene technische Risiken sein könnten.

Die Aussagen zur Rolle des Mutterkonzerns fielen vage aus: Klar ist bislang nur,
dass Thyssenkrupp zunächst Mehrheitseignerin bleiben will. Doch mit welchem
Zeithorizont ein angedeuteter weiterer Ausstieg geplant ist und welche
strategischen Überlegungen das begleiten, blieb offen. Angesichts des
Finanzierungsbedarfs für das angepeilte starke Wachstum von Nucera kann jedoch
darauf spekuliert werden, dass die Beteiligung externer Investoren am
Wasserstoff-Geschäft sich für Thyssenkrupp erst auf längere Sicht finanziell in
Mittelzuflüssen niederschlagen wird.

Sprich: Nucera braucht erst einmal Geld für den Ausbau des eigenen Geschäfts.
Die Reaktion der Thyssenkrupp-Aktionäre fiel ziemlich reserviert aus. Nach der
Präsentation der finanziellen Eckdaten von Nucera am Nachmittag drehte der Kurs
vom Plus in ein leichtes Minus.

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