IG Metall Baden-Württemberg will Pilotbezirk in Metall-Tarifrunde sein

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DEUTSCHLAND-METALL-TARIFE:IG Metall Baden-Württemberg will Pilotbezirk in Metall-Tarifrunde sein

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Frankfurt (Reuters) - Nach einigen Jahren Pause strebt der kampferprobte IG-Metall-Bezirk Baden-Württemberg für die diesjährige Tarifrunde die Rolle des Pilotbezirks an.

"Ich mache keinen Hehl daraus, dass ich Interesse habe, dass es in Baden-Württemberg stattfindet", sagte Bezirksleiter Roman Zitzelsberger am Montag. Den Pilotabschluss zu erstreiten, der dann im ganzen Bundesgebiet übernommen wird, gehöre zur DNA des Bezirkes. "Deshalb wäre es gut, wenn wir mal wieder dran wären."

Der Lohntarifvertrag der Metall- und Elektroindustrie, des größten deutschen Industriezweigs, läuft noch bis Ende September. Im Herbst starten die Verhandlungen parallel in allen Bezirken und Bundesländern. In den vergangenen beiden Jahren gelang die Einigung zwischen Gewerkschaft und Arbeitgeberverband im mitgliederstärksten Bezirk Nordrhein-Westfalen. Der Südwesten hatte zuletzt 2018 einen Vertrag über Entgelte und Arbeitszeiten geschlossen, der im Arbeitgeberlager später als zu kompliziert kritisiert wurde. Sollte Zitzelsberger als Chef des zweitgrößten Bezirks mit Industrieschwergewichten wie Bosch, Mercedes-Benz Group und vielen kleineren Metallbetrieben der Abschluss gelingen, könnte er als möglicher Kandidat für die im Herbst 2023 anstehende Nachfolge von IG-Metall-Chef Jörg Hofmann punkten.

Im Mittelpunkt der Verhandlungen werde in diesem Jahr die Erhöhung der Löhne stehen, erklärte Zitzelsberger wie zuvor schon der Gewerkschaftsvorstand. Der Bezirksleiter dämpfte aber zugleich Erwartungen der Mitglieder wie auch Befürchtungen von Arbeitgebern, die IG Metall könnte die zurzeit starke Inflation zum Anlass für sehr hohe Lohnforderungen nutzen. Da die Preissteigerung vor allem von Energiepreisen, höheren Rohstoff- oder Transportkosten herrührten, könne nicht allein die Gewerkschaft sie über die Lohnpolitik ausbügeln. "Probleme müssen dort gelöst werden, wo sie geschaffen werden", sagte Zitzelsberger. Gefragt sei neben der Zinspolitik der Europäischen Zentralbank vor allem die Bundesregierung. Mit ein paar Gutscheinen für Haushalte mit geringem Einkommen sei es nicht getan. Die Bundesregierung müsse noch mehr Ausgleich für die hohen Energiepreise schaffen, zum Beispiel über die Mehrwertsteuer, forderte der Gewerkschafter.

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