Aktien Europa: Gut behauptet - Vorsicht dominiert weiterhin

dpa-AFX · Uhr

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Börsen haben am Freitag erneut wenig verändert tendiert. Damit war einmal mehr Zurückhaltung an den Märkten angesagt, wozu auch der anstehende US-Feiertag am Montag beitrug. Der EuroStoxx 50 kletterte am späten Vormittag um 0,12 Prozent auf 4118,32 Punkte.

Der französische Cac 40 kam mit 0,37 Prozent auf 6972,64 Punkte etwas stärker voran, während der britische FTSE 100 0,18 Prozent auf 7550,98 Punkte anzog.

Das Geschäft entwickelte sich angesichts der unklaren geopolitischen Lage verhalten. "Die Russland-Ukraine-Krise bringt derzeit täglich neue Wendungen und Risikoeinschätzungen", hieß es dazu von der Landesbank Baden-Württemberg. Es gebe allerdings noch Hoffnungen auf eine diplomatische Lösung. Am Wochenende wird die Münchener Sicherheitskonferenz ganz im Zeichen der Krise stehen. Zudem wollen sich die Außenminister Russlands und der USA in der kommenden Woche treffen.

Als weiterer Unsicherheitsfaktor steht im Hintergrund die künftige Notenbankpolitik angesichts der inflationären Gefahren. Hier gehen die Einschätzungen der Experten weit auseinander. Während Erik S. Weisman, Portfolio Manager und Chefvolkswirt vom Vermögensverwalter MFS Investment Management, warnt, die erwarteten Zinserhöhungsschritte der US-Notenbank zu unterschätzen, ist James Beaumont von der Bank Natixis ganz anderer Ansicht: "Wir gehen daher davon aus, dass die Zentralbanken irgendwann zur Jahresmitte - wenn bereits einige Zinserhöhungen stattgefunden haben - erkennen werden, dass die Bekämpfung einer angebotsgetriebenen Inflation durch eine aggressive Straffung der Geldpolitik kontraproduktiv sein wird und letztendlich die Nachfrage und damit das Wachstum dämpfen könnte."

Erneut reagierten Einzelwerte mit teilweise deutlichen Ausschlägen auf die Unternehmenszahlen. Mit einem Abschlag von über vier Prozent erwischte es dabei die Aktie von Hermes heftig. Der französische Luxusmodehersteller Hermes muss sich nach einem erfolgreichen Jahr auf Gegenwind für sein wichtigstes Segment einstellen. Der Erlös mit Lederwaren sei im Schlussquartal zum Vorjahreszeitraum um 3,3 Prozent auf etwa eine Milliarde Euro gefallen. Analysten hatten einen deutlich geringeren Umsatzrückgang mit Birkin- und Kelly-Taschen erwartet. Die Entwicklung gilt als problematisch, da der Luxusmodehersteller nahezu die Hälfte seines Erlöses mit Lederwaren macht.

Besser sah es bei einem weniger glamourösen Hersteller aus. Der Autobauer Renault hatte 2021 dank Sparprogramm und steigender Preise besser abgeschnitten als geplant. Während der Umsatz trotz geringerer Autoverkäufe um 6,3 Prozent auf 46,2 Milliarden Euro zulegte, fuhr das Unternehmen mit 888 Millionen Euro unter dem Strich auch wieder einen Gewinn ein. Die positiven Signale nach langer Durststrecke verhalfen dem Wert zu moderaten Gewinnen.

Die Ölwerte vermochten sich nicht der Ölpreisschwäche zu entziehen und gaben leicht nach. Ausnahme waren Eni . Der rasante Ölpreisanstieg hatte dem Konzern 2021 zu einem satten Überschuss verholfen. Ein Jahr zuvor hatte das Unternehmen noch 8,6 Milliarden Euro Verlust verbucht. Eni kletterten um 1,2 Prozent.

Insgesamt lagen die einzelnen Sektoren recht nah beieinander. An der Spitze waren die Lebensmittelhersteller mit einem kleinen Plus. Die Erholung des Schwergewichts Nestle stützte hier. Analysten großer Banken hatten sich im Nachgang zum Jahresbericht am Vortag positiv geäußert./mf/stk

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