Insider - Wiener Geldhaus RBI prüft Rückzug aus Russland

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STERREICH-RAIFFEISEN-BANK-INTERNATIONAL:Insider - Wiener Geldhaus RBI prüft Rückzug aus Russland

(neu: Reaktion der RBI)

- von Alexandra Schwarz-Goerlich und John O'Donnell und Francesco Canepa

Wien/Frankfurt (Reuters) - Die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI) erwägt Insidern zufolge nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine die Abkehr vom russischen Markt.

Unmittelbar geplant sei ein solcher Schritt aber nicht, sagten zwei mit der Situation vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Es handle sich um einen Notfallplan, falls der russischen Tochterbank das Geld ausgehe, weil lokale Unternehmen Liquidität oder Kapital einforderten. Das Geldhaus mit Sitz in Wien, das zu den größten Kreditgebern in Osteuropa zählt, wäre damit die erste europäische Bank, die Russland verlässt. Die RBI würde sich vor weiterem Schaden schützen. Sie ist seit 30 Jahren in Russland tätig, seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion. Eine Sprecherin der Bank sagte, es gebe keine Pläne, Russland zu verlassen.

"In einer solchen Situationen lässt man das Geschäft normalerweise fallen", sagte ein Insider. Denkbar seien in einem solchen Fall zwei Szenarien: Einerseits die Übertragung des Geschäfts in Russland an einen neuen Eigentümer oder die vorübergehende Einstellung der Aktivitäten in dem Land. Ein solcher Schritt müsste aber in Abstimmung mit der russischen Zentralbank erfolgen, die möglicherweise ihre eigenen Bedingungen auferlegt, fügte der Insider hinzu.

Am Vortag, als die Aktie der RBI an der Wiener Börse erneut auf Talfahrt war, versuchte die Bank zu beruhigen: In der Ukraine könne man derzeit die wichtigsten Bankgeschäfte aufrecht erhalten. Die russische Tochter sei gut kapitalisiert und man verzeichne aktuell sogar Zuflüsse. Die russische RBI-Tochter erklärte gegenüber Reuters, die Bank wolle die Finanzdienstleistungen für die Kunden auf der Grundlage der bestehenden Gesetzgebung weiterhin ununterbrochen zur Verfügung stellen.

Der volle Schaden für die RBI war vorerst unklar. Ein Ausfall des Geschäftes in der Ukraine und Russland wäre für die Österreicher zwar schmerzhaft, aber verkraftbar, sagten die Insider. "Die große Herausforderung ist, dass der Bank die 'Cash cows' wegfallen", sagte eine Person. Die RBI habe schließlich in diesen beiden Märkten den Großteil ihrer Gewinne erwirtschaftet. Das Geschäft in Russland machte zuletzt fast ein Drittel des Nettogewinns der Gruppe von 1,5 Milliarden Euro aus. Aus einer Unternehmenspräsentation geht hervor, dass die RBI 2,4 Milliarden Euro in die russische Tochter investiert hat, die Ende letzten Jahres über ein Vermögen von 11,96 Milliarden Euro verfügte. Unter der Annahme, dass diese Gelder abgeschrieben werden müssen, würde dies laut Berechnungen von Reuters der Gruppe nur etwas mehr als 100 Basispunkte von der harten Kernkapitalquote der Gruppe in Höhe von 13,14 Prozent kosten.

Das Finanzministerium in Wien versuchte ebenfalls zu beschwichtigen. "Die RBI ist eine sehr gut aufgestellte Bank mit einem exzellenten Management, die gut vorbereitet auf alle Eventualitäten ist", teilte das Ministerium auf Anfrage von Reuters mit. Die RBI und andere österreichische Banken würden seit Jahrzehnten Geschäfte in dieser Region machen und könnten mit dem Risiko gut umgehen. Die RBI gehört mehrheitlich den genossenschaftlich organisierten Raffeisenlandesbanken. Zudem gilt die Bankengruppe als Haus- und Hofbank der konservativen Regierungspartei ÖVP.

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