Markt-Update: Dax holt Verluste auf – Autosektor auf Jahrestief, Rohstofftitel gefragt, Rüstungswerte setzen Rekordjagd fort

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Die Aktienmärkte bleiben angesichts der Lage weiterhin äußert volatil. Der Leitindex Dax hat anfänglich deutliche Verluste bis zum Mittag zunächst wieder ausgeglichen und notiert mit einem Plus von 0,17 Prozent wieder in der Nähe der 14.000 Punkte Marke, nachdem er im frühen Handel bis an die Marke von 13.750 Punkten gerutscht war.

Ein Fall im Dax unter das Vorwochentief dürfte laut Robomarkets-Experte Molnar weitere Verkäufe auslösen. Er verwies auf das inzwischen auf ein Rekordhoch gestiegene Angstbarometer „Fear and Greed“. „Das ist vor dem Hintergrund eines laufenden Krieges auf europäischem Boden zunächst nicht erstaunlich. Es könnte aber ein Indiz dafür sein, dass ein Großteil der Investoren bereits nicht mehr im Markt ist, während andere nur sehr vorsichtig agieren, wenn sie bei Aktien zugreifen.“ Aus technischer Sicht sei nun die Marke von 13.500 Zählern das Ziel.

Unterdessen geht Russland weiter massiv gegen die Ukraine vor. Aus mehreren ukrainischen Städten wurden in der Nacht Angriffe russischer Truppen und Kämpfe gemeldet. US-Präsident Joe Biden kündigte die Schließung des amerikanischen Luftraums für russische Flugzeuge an. Er beschwor einen harten Kurs gegen Russlands Aggression und Präsident Wladimir Putin.

Die Flucht der Anleger aus Aktien hatte zuletzt zu kräftig steigenden Kursen an den Anleihemärkten geführt. Auch Öl ist gefragt, was die ohnehin hohen Energiepreise weiter antreibt. Dies könnte noch größere Kreise ziehen und die ohnehin bereits durch Lieferkettenprobleme weltweit angespannte Lage der Unternehmen weiter verschärfen.

Shop Apotheke steigen – Stifel: Bewertung bietet Kurspotenzial

Nach anfänglichen Verlusten hat sich bei den Aktien der Shop Apotheke eine verhalten freundliche Tendenz durchgesetzt. Zuletzt stiegen sie um 1,4 Prozent auf 79,30 Euro. Im frühen Handel drohten sie noch auf den tiefsten Stand seit Mai 2020 zu fallen. In Zürich gewannen die Papiere des Wettbewerbers Zur Rose 1,6 Prozent.

Auf gute Resonanz stießen die Quartalszahlen und der Ausblick der Shop Apotheke beim Investmenthaus Stifel. Analyst Daniel Grigat sprach von einem guten Schlussquartal 2021 und einem soliden Ausblick. Die Aktien seien bereits deutlich niedriger bewertet als in seinem schlimmsten Szenario, was ihn in seinem Optimismus für das zukünftige Kurspotenzial stütze.

SAP profitieren von Salesforce-Zahlen

Die Aktien von SAP haben am Mittwoch nach Quartalszahlen des US-Konkurrenten Salesforce ihre Vortagesverluste großteils wettgemacht. Sie zogen im schwächelnden Dax am späten Vormittag um 1,8 Prozent auf 100,66 Euro an. Am Vortag hatten sie noch 2,4 Prozent eingebüßt.

Der US-Softwarehersteller Salesforce überzeugte laut RBC-Analyst Rishi Jaluria mit „soliden Zahlen“ und habe zudem den Ausblick für 2023 angehoben. Analyst Mark Murphy von JPMorgan verwies außerdem auf die auch für das erste Quartal 2022 angehobene Umsatzprognose und schrieb, dass etwaige Vorzieheffekte geringfügig und überschaubar gewesen seien. Murphy sieht keinen weiteren Grund für eine Herabstufung der Aktienbewertung, weshalb er das Papier auch vor kurzem wieder auf die „Analyst Focus List“ gesetzt habe.

Automobilsektor fällt auf Jahrestief – Ukraine-Krieg belastet

Der besonders von der weltweiten Konjunktur abhängige Automobilsektor hat am Mittwoch erneut Federn lassen müssen. Grund ist der Krieg in der Ukraine. Der Stoxx Europe 600 Automobiles & Parts fiel um 2,3 Prozent auf ein Tief seit einem Jahr. Am deutschen Markt reichten die Verluste von zwei Prozent für BMW bis zu vier Prozent für Mercedes-Benz .

„Wichtige Vorleistungen aus der Ukraine können nicht geliefert werden, wovon unter anderem die Automobilindustrie stark betroffen ist“, schrieb Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Lieferungen von zum Beispiel Erdgas, Rohöl, Kohle, Palladium und seltenen Erden könnten gestoppt werden. Die gerade wieder an Fahrt aufgenommene Erholung der Weltwirtschaft drohe einen erneuten Rückschlag zu erleiden.

Rohstofftitel gesucht – Ukraine droht als Exporteur auszufallen

Stark steigende Rohstoffpreise haben die Aktien von Rohstoffproduzenten und -händlern angetrieben. Die Kursgewinne von Aurubis , Salzgitter und Klöckner & Co reichten von 2 bis zu 5,5 Prozent. Aurubis lagen damit im MDax vorn und Klöckner & Co und Salzgitter im SDax . Thyssenkrupp legten nur leicht zu.

Nicht zuletzt ein Ausfall der Ukraine als Stahlexporteur könne für eine Verknappung des Angebots auf den europäischen Märkten sorgen, schrieb Analyst Alan Spence von Jefferies. „Die Ukraine ist ein großer Stahlexporteur, im Jahr 2020 war das Land der viertgrößte Nettoexporteur weltweit“. In den vergangenen fünf Jahren habe das Land im Schnitt 13 Prozent des in Europa importierten Stahls produziert.

Delivery Hero und Hellofresh legen gegen den Trend zu

Nach monatelanger Talfahrt und folglich auf niedrigem Kursniveau haben die Aktien der früheren Corona-Profiteure Delivery Hero und Hellofresh am Mittwoch einen weiteren Stabilisierungsversuch unternommen. Erstere stiegen um 2,6 Prozent und Letztere um 4,6 Prozent. Damit waren sie die größten Gewinner in einem leicht nachgebenden Dax .

Neben einer Gegenbewegung auf die herben Verluste der vergangenen Monate dürften Hellofresh auch von einer gestrichenen Verkaufsempfehlung profitieren. Analyst Andrew Gwynn von Exane BNP Paribas hob die Aktien von „Underperform“ auf „Neutral“ an.

Rüstungswerte Rheinmetall und Hensoldt weiter auf Rekordjagd

Rüstungswerte haben am Mittwoch ihre Rekordjagd im Zuge der Aufrüstung und des Krieges in der Ukraine vorbörslich fortgesetzt. Aktien von Rheinmetall und des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt waren weiter gefragt. Die Konzerne profitieren insbesondere von den guten Aussichten, nachdem die Bundesregierung in Reaktion auf den Krieg Russlands gegen die Ukraine die deutliche Aufrüstung der Bundeswehr beschlossen hat.

Zur Wochenmitte verteuerten sich Rheinmetall-Anteile zuletzt auf der Handelsplattform Tradegate um mehr als sechs Prozent im Vergleich zum Xetra-Schluss. Für Hensoldt-Aktien ging es dort vor dem offiziellen Handelsstart um weitere zwölf Prozent hoch.

Im regulären Handel waren seit vergangener Woche die Rheinmetall-Aktien bis Dienstagabend zu Börsenschluss bereits um mehr als 60 Prozent gestiegen, der Wert der Hensoldt-Papiere verdoppelte sich in derselben Zeit.

onvista/dpa-AFX

Titelfoto: SynthEx / Shutterstock.com

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