Deutsche Post wird nach Rekord-Wachstum vorsichtiger

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DEUTSCHLAND-DEUTSCHE-POST:Deutsche Post wird nach Rekord-Wachstum vorsichtiger

Düsseldorf (Reuters) - Die Deutsche Post wird nach den Rekord-Ergebnissen des vergangenen Jahres mit Höchstmarken bei Umsatz, Gewinn und Dividende vorsichtig.

Post-Chef Frank Appel erwartet nach einem Gewinnsprung für 2022 eine "Normalisierung" des bislang boomenden Paketgeschäfts und ein voraussichtlich stagnierendes operatives Ergebnis (Ebit) von acht Milliarden Euro - mit einer möglichen Abweichung von fünf Prozent nach oben oder nach unten. Die wirtschaftlichen Folgen des russischen Überfalls auf die Ukraine seien in der Prognose nicht enthalten. In beiden Ländern fährt der Konzern Finanzchefin Melanie Kreis zufolge insgesamt weniger als ein Prozent des Gesamtumsatzes ein - doch die Auswirkungen des Kriegs und der Sanktionen auf die Weltwirtschaft sind noch unklar. Klar scheint indes, dass sich die Unternehmen auf weiter steigende Logistikkosten einstellen müssen.

Der Paket-Boom in der Corona-Krise und der anziehende Welthandel hatten die Post 2021 zu Rekord-Ergebnissen getragen. "Nie zuvor hat Deutsche Post DHL Group weltweit so viele Frachtgüter, Expresssendungen und Pakete transportiert", sagte Appel. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (Ebit) war im abgelaufenen Jahr auf acht (Vorjahr: 4,8) Milliarden Euro gestiegen, unter dem Strich und nach Anteilen Dritter blieb ein Gewinn von 5,0 (2,9) Milliarden Euro. Der Umsatz des Konzerns mit knapp 600.000 Mitarbeitern kletterte im Gesamtjahr um 22,5 Prozent auf 81,7 Milliarden Euro, über 60 Milliarden Euro davon fuhr die Post abseits des deutschen Heimatmarktes ein.

"Alle fünf Geschäftsbereiche haben zur besten Geschäftsentwicklung aller Zeiten beigetragen", erklärte die Post. Allein die Frachtsparte konnte den operativen Ertrag mehr als verdoppeln. Die Dividende soll nun von 1,35 Euro je Aktie auf 1,80 Euro steigen. Darüber hinaus verkündete die Post ein neues Aktienrückkaufprogramm in Höhe von bis zu zwei Milliarden Euro. Bei den Anlegern kam das gut an - Post-Aktien legten bis zum Mittag um über acht Prozent auf 43,05 Euro zu.

2022 muss sich die Post nun an den Rekordwerten des Vorjahres messen lassen. "Wir sind optimistisch, dass Welt- und Onlinehandel (...) weiter wachsen werden - aber nicht mehr so stark wie im Vorjahr", erwartet Post-Chef Appel. Erste Bremsspuren zeigten sich bereits im vierten Quartal mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft in Deutschland: Dort ging der Umsatz der Paket- und Briefsparte leicht zurück. Für das erste Halbjahr rechnet Kreis nun mit einer Abkühlung im Paketgeschäft, dann könne es aber wieder Wachstum geben.

Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auf das globale Wirtschaftswachstum und die weltweiten Transportmärkte seien derzeit schwer abzuschätzen, sagte Appel. "Entsprechend intensiv beobachten wir die Entwicklungen und mögliche daraus entstehende Geschäftsrisiken." Kosten-Steigerungen etwa durch höhere Kerosin-Preise würden an die Kunden weitergegeben. Kreis zufolge sind die schon vorher hohen Frachtraten bereits weiter gestiegen. Der gesperrte russische Luftraum macht etwa längere Flugrouten zwischen Europa und Asien nötig, die Transportflieger brauchen mehr Sprit und nehmen weniger Ladung an Bord. Schon in der Corona-Krise war es zu Belastungen der Lieferketten und steigenden Kosten für die Versendung von Waren rund um den Globus gekommen.

Der Paket-Boom bescherte auch Konkurrenten der Post rasantes Wachstum. Der Paket-Riese UPS hatte im vierten Quartal vor allem aufgrund florierender Geschäfte im US-Heimatmarkt den Umsatz um 11,5 Prozent auf 27,8 Milliarden Dollar gesteigert. Auch Wettbewerber FedEx hatte steigende Umsätze gemeldet. Auch die Post will mittelfristig weiter zulegen. Das Ebit soll auf rund 8,5 Milliarden Euro im Jahr 2024 steigen.

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