Aktien Europa: Deutliche Gewinne mit Rückenwind aus Fernost und Fernwest

dpa-AFX · Uhr

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Die europäischen Aktienmärkte haben Mittwoch deutlich zugelegt und damit ihren Zickzackkurs fortgesetzt. Erneut bewegten Vorgaben aus China die Kurse. Mit Rückenwind aus Fernost und guten Vorgaben der Wall Street zog der EuroStoxx 50 am späten Vormittag um 3,32 Prozent auf 3863,40 Punkte an. Dabei halfen auch Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt.

Der französische Cac 40 rückte unterdessen um 3,2 Prozent auf 6558,01 Punkte vor. Der britische FTSE 100 legte um 1,09 Prozent auf 7253,55 Punkte zu.

Hatten am Dienstag noch die Kursverluste an den chinesischen Börsen belastet, stützte nun deren massive Erholung. "Die Marktteilnehmer befinden sich weiter auf der Jagd nach Aktienschnäppchen und haben bei den Aktien aus China zugegriffen", merkte Marktexperte Andreas Lipkow von Comdirect an.

Doch nicht nur die gesunkenen Notierung sorgten für Nachfrage. Die verbesserte Corona-Lage in China und ein etwas weniger restriktives Vorgehen der Regierung bei den Lockdown-Maßnahmen dämpften Befürchtungen vor den Nebenwirkungen. Die "Zero-Covid-Strategie" Chinas hatte zuvor Sorgen vor den Auswirkungen auf die weltweiten Lieferketten geweckt, zumal das Finanz- und Wirtschaftszentrum Shenzhen betroffen ist.

Daneben warf die Sitzung der US-Notenbank ihre Schatten voraus. "Es scheint ausgemachte Sache zu sein, dass die avisierte Leitzinswende mit einer Zinsanhebung um 25 Basispunkte eingeläutet wird", hieß es dazu von der Landesbank Baden-Württemberg. "Außerdem dürfte eine Fortsetzung des Straffungskurses direkt auf der kommenden Sitzung Anfang Mai in Aussicht gestellt werden." Für die Märkte ist dies kein Problem, denn "für beides haben sich die Finanzmarktteilnehmer ausweislich der Terminsätze am Dollar-Geldmarkt bereits hinreichend positioniert."

An der Spitze der Gewinner standen die Technologiewerte. Im Sog der starken Nasdaq und der massiven Kurszuwächse des Technologie-Segments in Hongkong ging es kräftig nach oben. Aktien der Beteiligungsgesellschaft Prosus , die am Vortag noch eingebrochen waren, kletterten nun um über 20 Prozent. Das Unternehmen ist unter anderem an dem chinesischen Internetkonzern Tencent beteiligt.

Auch die volatilen Autowerte zogen kräftig an. Die Aktie von Renault , zuletzt um rund 40 Prozent eingebrochen, erholte sich um über acht Prozent. Auch die BMW -Zahlen wurden mit Kursaufschlägen quittiert. Dabei verziehen die Investoren dem Münchener Autobauer den wegen des Ukraine-Kriegs etwas vorsichtiger gesteckten Margenausblick für das Autogeschäft. Jefferies-Analyst Philippe Houchois sprach zwar am Mittwoch von einem trüben Ausblick von BMW, dieser sei jedoch der Vorsicht wegen der jüngsten geopolitischen Ereignisse geschuldet. Der Dax-Konzern sei zudem der erste Autobauer, der den Krieg in der Ukraine konkreter berücksichtige.

Verluste verzeichneten dagegen die Ölaktien. Die Ölpreise war nach anfänglichen Gewinnen wieder ins Minus gedreht. Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnet wegen des Ukraine-Kriegs zwar mit einer deutlich niedrigeren Ölförderung in Russland, aber auch mit einer schwächeren Ölnachfrage. "Die Ölpreise haben damit seit Wochenbeginn rund zehn Dollar verloren und fast alle Gewinne seit dem Beginn der russischen Invasion in der Ukraine vor knapp drei Wochen wieder abgegeben", so Analyst Carsten Fritsch von der Commerzbank. "Die bis vor wenigen Tagen noch bestehenden Sorgen vor einer beträchtlichen Einschränkung des Ölangebots scheinen plötzlich wie weggeblasen."

Aktien von Hennes & Mauritz knüpften an die Vortagesschwäche an und hinkten dem Gesamtmarkt hinterher. Die Societe Generale hatte den Wert von "Hold" auf "Sell" abgestuft und das Kursziel von 183 auf 95 schwedische Kronen fast halbiert. Sie habe bei dem Modekonzern auf eine anhaltende Margenerholung gehofft, der gegenwärtige Kostenanstieg und der Krieg in der Ukraine seien allerdings Rückschläge, schrieb Analystin Anne Critchlow./mf/mis

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