Markt-Update: Dax startet gemächlich, Erholungsrally chinesischer Werte geht weiter – JPMorgan befürchtet „massive Underperformance“ der Thyssenkrupp-Papiere, SAF-Holland stürzen ab

onvista · Uhr

Nach der Rally am Mittwoch lassen die Aktienmärkte es heute ruhiger angehen. Der Dax startet mit einem moderaten Plus in den Handel und notiert derzeit mit plus 0,3 Prozent auf einem Niveau von 14.475 Punkten Am Vortag war der deutsche Leitindex noch mit einem Plus von knapp 3,8 Prozent aus dem Handel gegangen. Börsenkenner Jochen Stanzl von CMC Markets sieht den Dax nach der jüngsten Rally nunmehr vor einer Verschnaufpause.

Tags zuvor war das wichtigste deutsche Börsenbarometer von den starken Börsen in Fernost und den USA angeschoben worden. Auch gaben neue Hoffnungen auf eine Annäherung im Ukraine-Krieg Rückenwind, ebenso wie der jüngst wieder gefallene Ölpreis. Zudem schaffte am Vorabend die US-Notenbank aufgrund der hohen Inflation erwartungsgemäß Fakten in der Zinswende und erhöhte den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte. An diesem Handelstag dürfte auch die Bank of England mit einer weiteren Zinserhöhung folgen.

In der zweiten Börsenreihe ging es am frühen Morgen etwas schwungvoller aufwärts als im Dax. Der MDax der mittelgroßen deutschen Unternehmen rückte um 0,62 Prozent auf 31 562,51 Zähler vor. Auf europäischer Ebene ging es für den Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 um 0,29 Prozent auf 3900,96 Punkte nach oben.

Erholungsrally chinesischer Werte setzt sich fort

Die asiatischen Börsen haben am Donnerstag erneut deutlich zugelegt. Damit setzten sie ihre massive Gegenbewegung vom Vortag fort. Die Börse in Hongkong verzeichnete kräftige Gewinne.

Analyst Jeffrey Halley vom Broker Oanda führte die Gewinne erneut auf die Aussagen der chinesischen Regierung zur Stützung der Börsen zurück. „Vizepremier Liu He erläuterte eine Reihe positiver Maßnahmen für den Aktienmarkt“, so Halley. „Er sagte auch, dass mit den US-Behörden Fortschritte beim Zugang zu Informationen für doppelt börsennotierte chinesische Unternehmen erzielt worden seien, wodurch das Risiko eines Delistings ihrer ADRs durch die US-Behörden verringert werde.“ Bereits am Vortag hatten Meldungen der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua zu diesem Vorhaben gestützt und die chinesischen Börsen massiven steigen lassen.

Der CSI-300-Index mit den 300 wichtigsten Unternehmen vom chinesischen Festland zog um 1,96 Prozent auf 4237,70 Punkte an. Der Hang Seng Index sprang zuletzt um 6,25 Prozent auf 21 342,40 Punkte. Erneut legten die Technologiewerte stark zu.

Grenke will Nachsteuergewinn und Neugeschäft bis 2024 verdoppeln

Der Leasing-Spezialist Grenke will in den kommenden Jahren zu alter Stärke zurück. Das Neugeschäft soll sich bis 2024 verglichen mit dem vergangenen Jahr verdoppeln. Das Gleiche gelte für den Nachsteuergewinn, teilte das SDax -Unternehmen am Donnerstag bei der Vorlage der endgültigen Geschäftszahlen für 2021 in Baden-Baden mit. Damit würde der Konzern sein Niveau von vor der Pandemie, sowie bevor die Vorwürfe durch den Börsenspekulanten Fraser Perring mit seiner Beteiligungsfirma Viceroy aufkamen, übertreffen.

Im vergangenen Jahr belief sich Grenkes Neugeschäft auf 1,7 Milliarden Euro. Damit erreichte der Konzern das obere Ende seiner allerdings im Herbst wegen der Halbleiterknappheit gesenkten Prognose. Verglichen mit 2020 waren es allerdings 300 Millionen Euro weniger. Nach Steuern verdiente Grenke letztes Jahr 95,2 Millionen Euro – knapp 8 Prozent mehr als im Vorjahr. Ohne den Veräußerungsgewinn aus Viafintech sind es gut 72 Millionen Euro. Im laufenden Jahr soll das Neugeschäft auf 2,0 bis 2,2 Milliarden Euro wachsen und der Nachsteuergewinn sich zwischen 75 und 85 Millionen Euro belaufen. Die Aktien eröffnen heute mit einem Plus von über 6 Prozent.

Gestrichene Cashflow-Ziele belasten Thyssenkrupp deutlich

Die Papiere von Thyssenkrupp stehen heute zu Handelsbeginn unter Druck. Die Aktien eröffnen mit einem Minus von 6,5 Prozent und rücken unter die 8-Euro-Marke. Der Stahl- und Industriekonzern rechnet infolge des Krieges in der Ukraine mit einer „Beeinträchtigung der Geschäftsentwicklung“. Insbesondere wegen der steigenden Rohstoffpreise setze Thyssenkrupp die Prognose zum freien Barmittelzufluss („Free Cashflow vor M&A“) für das Geschäftsjahr 2021/2022 aus.

Aus Sicht des JPMorgan-Experten Luke Nelson ist der Cashflow bei Thyssenkrupp ein hochemotionales Thema angesichts der bewegten Vergangenheit und der Probleme mit der Nachhaltigkeit von Zuflüssen. Entsprechend rechnet er zunächst mit einer „massiven Underperformance“ der Aktien, die dem Markt also deutlich hinterherhinken dürften.

SAF-Holland sieht 2022 Belastungen durch Ukraine-Krieg und Rohstoffpreise

Wegen der Folgen des Krieges Russlands gegen die Ukraine sowie gestiegener Rohstoffpreise blickt der Nutzfahrzeugzulieferer SAF-Holland vorsichtig aufs neue Jahr. „Der beispiellose Anstieg der Rohstoff-, Energie- und Frachtkosten wird erst einmal erhalten bleiben und wir können steigende Rohstoffkosten nur mit Verzögerung weitergeben“, sagte Konzernchef Alexander Geis laut Mitteilung vom Donnerstag. Auch seien die weiteren Auswirkungen des Russland-Ukraine-Krieges auf die Lieferketten, die Rohstoff- und Energiepreise, die Frachtraten und Wirtschaft aktuell nicht absehbar. Diese Aussagen sorgen zu Handelsbeginn für deutlichen Druck: Die Aktien notieren gut 12 Prozent im Minus.

Vor diesem Hintergrund kalkuliert Geis für 2022 mit einem Umsatz von 1,15 bis 1,3 Milliarden Euro, nachdem dieser 2021 um rund 30 Prozent auf 1,25 Milliarden Euro gestiegen war. Als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) dürfte im laufenden Jahr prozentual deutlich weniger hängen bleiben als die 2021 erzielten 7,5 Prozent. Absolut hatte das im SDax notierte Unternehmen damit ein operatives Ergebnis von gut 93 Millionen Euro eingefahren, nach knapp 59 Millionen im Corona-Jahr 2020. Unter dem Strich blieben 2021 für die Anteilseigner 36,7 Millionen Euro hängen (Vorjahr 13,8). Sie sollen daher nun eine Dividende in Höhe von 35 Cent je Aktie erhalten.

Morphosys verlieren nach Zahlen

Auch im Falle von Morphosys kommen die Zahlen nicht gut an. Die tiefrote 2021er-Bilanz des Unternehmens sorgt zu Handelsbeginn für ein Minus von 1 Prozent, nachdem es vorbörslich um über 2 Prozent runter gegangen war. Damit nimmt das Papier nach kurzer Unterbrechung seine Talfahrt wieder auf. Binnen eines Jahres hatte der Morphosys-Kurs zuletzt fast 70 Prozent an Wert eingebüßt.

Im vergangenen Jahr war Morphosys zurück in die roten Zahlen gerutscht. Operativ fiel ein Verlust von mehr als einer halben Milliarde Euro an. Damit lagen die Zahlen zwar deutlich unter den Erwartungen, wie Analyst Brian Balchin von der Barclays-Bank in einer ersten Einschätzung schrieb, er zeigte sich aber wenig überrascht. Denn die Bayern hätten erst vor wenigen Tagen über hohe Abschreibungen im Zusammenhang mit der Übernahme des US-Unternehmens Constellation Pharmaceuticals berichtet. Zudem hätte der restliche Bericht dem Rahmen der Vorankündigungen aus dem Januar entsprochen.

onvista/dpa-AFX

Foto: Vintage Tone / Shutterstock.com

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