Gut 600 Erbschaften über zehn Millionen Euro

dpa-AFX · Uhr

BERLIN (dpa-AFX) - Die Steuerbehörden haben im Jahr 2020 in Deutschland 602 Erbschaften oder Schenkungen von mehr als zehn Millionen Euro registriert - insgesamt 14,2 Milliarden Euro. Dies geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage des Linken-Politikers Dietmar Bartsch hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. In knapp 60 Prozent dieser Fälle - nämlich 356 - wurde demnach Erbschafts- oder Schenkungssteuer festgesetzt, und zwar insgesamt knapp 1,4 Milliarden Euro.

In den Zahlen erfasst sind nur jene Fälle, die über die hohen Freibeträge für Hinterlassenschaften in der Familie hinausgingen und damit für die Schenkungs- oder Erbschaftssteuer relevant waren. Insgesamt waren dies laut Antwort des Finanzministeriums 224 047 Fälle mit Vermögenswerten in Höhe von 84,4 Milliarden Euro. Für 163 422 dieser Fälle wurde Erbschafts- oder Schenkungssteuer mit einem Gesamtvolumen von 8,5 Milliarden Euro festgesetzt.

Von allen Hinterlassenschaften entfielen 201 834 Fälle und 78,8 Milliarden Euro auf die westdeutschen Länder. In den ostdeutschen Ländern und Berlin wurden 22 213 hinterlassene Vermögen im Wert von 5,6 Milliarden Euro erfasst. Von den Großbeträgen über zehn Millionen Euro entfielen auf Ostdeutschland nur 39 Fälle und 664 Millionen Euro. In 26 Fällen wurde Erbschaftssteuer festgesetzt.

Die Linke kritisierte, dass oft gar keine Steuer auf die hinterlassenen Vermögen fällig werde. "Dass 40 Prozent der Großerben gar keine Steuern zahlen müssen, ist eine schallende Ohrfeige für Arbeitnehmer, die fast die Hälfte ihres Lohnes an Steuern und Abgaben zahlen müssen", meinte Bundestagsfraktionschef Bartsch und forderte eine Erbschaftssteuerreform. Der Ostbeauftragte der Fraktion, Sören Pellmann, ergänzte: "Erbschaften vertiefen die Kluft zwischen Ost und West. Hier muss das Steuersystem dringend gegensteuern."/vsr/DP/stk

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