Markt-Update: Banken-Werte profitieren von Powell-Rede, Ausverkauf bei Anleihen – AT&S laut Jefferies ein „hidden Champion“, Morphosys-Erholung findet Ende

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Die Aussicht auf steigende Gewinne treibt an Europas Aktienmärkten den Finanz- und Energiesektor an. Die anhaltenden Kämpfe in der Ukraine begrenzten allerdings die Zuwächse. Nach wie vor sei die Unsicherheit groß, sagten Börsianer. Der Dax konnte heute in der Spitze um bis zu 1,1 Prozent zulegen, notiert derzeit noch mit einem Plus von 0,7 Prozent auf einem Niveau von 14.426 Punkten. Der EuroStoxx50 kletterte um 0,8Prozent auf 3900 Zähler.

Banken-Werte profitieren von Powells Rede

Vor allem bei Bankaktien griffen Anleger zu, nachdem der Chef der US-Notenbank Jerome Powell Spekulationen auf stärkere Zinserhöhungen befeuert hatte. Die Fed müsse zügig gegen die hochschießende Inflation gegensteuern, betonte Powell am Vorabend und fügte hinzu, dass die Notenbanker dabei möglicherweise aggressiver vorgehen müssen als üblich. Bisher habe der Markt sechs weitere Zinserhöhungen von jeweils einem viertel Prozentpunkt eingepreist, sagte Analyst Naeem Aslam vom Brokerhaus Avatrade. „Powells Rede gestern Abend hat die Dinge jedoch dramatisch verändert und immense Verwirrung gestiftet.“

Die Aussicht auf steigende Zinsen und höhere Gewinne trieb die Aktien der Deutschen Bank um mehr als vier Prozent nach oben an die Dax-Spitze. Die Commerzbank legte ebenfalls mehr als vier Prozent zu. Der europäische Bankensektor zog mehr als zwei Prozent an.

Ausverkauf bei Anleihen

Die US-Notenbank hatte erst in der vergangenen Woche die Zinswende vollzogen und den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen viertel Punkt auf die neue Spanne von 0,25 bis 0,50 Prozent angehoben. Spekulationen auf künftige Zinsschritte von einem halben Prozentpunkt führten nun zu einem Ausverkauf am Anleihemarkt. Im Gegenzug kletterte die Rendite der zehnjährigen US-Anleihen bis auf 2,361 Prozent. Die Rendite der zehnjährigen Bundestitel sprang auf 0,526 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Oktober 2018. Ihre italienischen Pendants rentieren mit 2,05 Prozent und damit so hoch wie seit April 2020 nicht mehr.

Ölpreise geben nach Rally etwas nach

Nach der Rally am Vortag gaben die Ölpreise unterdessen etwas nach. Die Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich auf unter 114 Dollar je Barrel. Der Preis für US-Rohöl WTI gab auf 111,50 Dollar pro Barrel nach. Hintergrund ist die Uneinigkeit der EU über ein Öl-Embargo gegen Russland. Die Überlegungen der EU, sich dem US-Embargo anzuschließen, hatte die Energiepreise am Vortag mehr als sieben Prozent steigen lassen. Das hohe Preisniveau ließ Anleger bei Energiekonzernen auf sprudelnde Gewinne setzen.

Jefferies-Empfehlung befeuert AT&S

Nach einer Kaufempfehlung sind die Papiere von AT&S am Dienstag mit gut 10 Prozent Kursplus auf 52,50 Euro bis auf einen Euro an ihren Februar-Rekord herangelaufen. Jefferies-Analyst Alexander Thiel bezeichnete den Leiterplatten-Hersteller als „versteckten Champion“ im Halbleiterbereich. Die Österreicher seien auf gutem Wege zu einem der Top-Player für ABF-Substrate. Sie werden beispielsweise für Hochleistungsprozessoren gebraucht. Thiel traut dem Unternehmen bis 2025 im Schnitt 24 Prozent Umsatzwachstum im Jahr zu und 59 Prozent Ergebnissteigerung. Sein Kursziel beträgt 78 Euro.

Viteso weiter erholt – Citi optimistisch für Elektromobilität

Vitesco sind am Dienstagvormittag um über 8,5 Prozent auf 34,85 Euro geklettert. Analyst Sanjay Bhagwani hatte die Papiere des Autozulieferers von Antriebstechnologien mit einem Kursziel von 72 Euro zum Kauf empfohlen. Die Anleger verkannten die Marktstellung im Bereich Elektromobilität, so der Experte. Vor gut zwei Wochen waren die Anteilsscheine der ehemaligen Powertrain-Sparte von Continental mit 25,65 Euro auf ein Rekordtief gefallen, bevor eine rasante Stabilisierung und Erholung um fast 36 Prozent erfolgte.

Morphosys-Erholung endet an der 50-Tage-Linie

Nach gut zweiwöchiger Stabilisierung ist am Dienstag mit Morphosys einer der schwächsten SDax -Wert des laufenden Jahres wieder eingeknickt. Nach plus 25 Prozent fand die Erholung vom Tief seit 2012 an der 50-Tage-Linie ihr Ende, und die Aktien des Antikörperspezialisten prallten um mehr als 9 Prozent zurück auf 23,04 Euro.

Analysten der Deutschen Bank und der Citigroup trugen der insgesamt schwachen Kursentwicklung mit sinkenden Zielen Rechnung. Deutsche-Bank-Experte Rajan Sharma strich sein altes Kursziel von 46 auf 30 Euro zusammen. Das Krebsmedikament Monjuvi bleibt ein Sorgenfaktor. Sein US-Start bleibe langsam und wenig konstant, so Sharma.

Im Juli vergangenen Jahres hatte Monjuvi dem Unternehmen bereits die Umsatzziele für 2021 verhagelt. Am Ende des Jahres stand ein Kursverlust von fast 65 Prozent zu Buche.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: solarseven / Shutterstock.com

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