OTS: Börsen-Zeitung / Elon vs. Waldi, Kommentar zur Tesla-Fabrik von Stefan ...

dpa-AFX · Uhr
    Elon vs. Waldi, Kommentar zur Tesla-Fabrik von Stefan Paravicini
Frankfurt (ots) - Als Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vor etwas
mehr als zwei Monaten die "Eröffnungsbilanz Klimaschutz" vorlegte und gestützt
darauf die Notwendigkeit für einen erheblich beschleunigten Ausbau der
erneuerbaren Energien feststellte, bat er eine von Onshore-Windkraft besonders
betroffene Stakeholder-Gruppe vorsorglich um Verständnis: den deutschen
Hundebesitzer. "Bitte nicht da. Da gehe ich immer spazieren mit meinem Waldi",
werde als Argument in Zukunft nicht mehr ausreichen, um den Bau einer
Windkraftanlage zu verhindern, erklärte der Klimaminister. Wer bis 2030 den
Anteil der erneuerbaren Energien auf vier Fünftel der Stromerzeugung steigern
möchte und fünf Jahre später komplett auf Erneuerbare umstellen will, kann eben
nicht mehr auf jedes Partikularinteresse Rücksicht nehmen.

Die Geschwindigkeit, die sich der Vizekanzler für den Umbau des Energiesystems
und des Wirtschaftsstandorts in Richtung Klimaneutralität wünscht, hat einen
Namen. Von "Tesla-Tempo" war in Habecks Superministerium zuletzt immer wieder
die Rede. "Wir brauchen auch bei anderen Infrastrukturvorhaben wie dem Ausbau
der erneuerbaren Energien und der Stromnetze mehr Tesla-Tempo", erklärte Habeck
am Dienstag im Rahmen der Eröffnung der ersten Autofabrik des
US-Elektrowagenbauers in Europa, die innerhalb von etwas mehr als zwei Jahren
nach der Ankündigung durch Firmengründer Elon Musk vor den Toren Berlins aus dem
Boden gestampft wurde. Dass der Tesla-Chef den Grundstein zur "Gigafactory"
legte, obwohl ihm bis kurz vor der Eröffnung noch eine Reihe vorläufiger
Bewilligungen vorlagen, sei Ausweis für eine besonders ausgeprägte
Unternehmermentalität, lobte Habeck noch.

Um es klar zu sagen: Es ist nicht nur für Tesla, sondern auch für den
Wirtschaftsstandort Deutschland wichtig, dass Musk seine Pläne in Grünheide in
Rekordtempo umsetzen konnte. Ein Signal des Aufbruchs ist es aber nicht.
Deutschland braucht schlankere Planungs- und Genehmigungsverfahren. Andernfalls
lassen sich auch künftig nur jene Investitionsvorhaben mit der gebotenen
Geschwindigkeit umsetzen, hinter denen ein Tausendsassa wie Musk mit globaler
medialer Präsenz steht, die Landesregierungen und Behörden Beine macht. Der Rest
muss sich weiterhin mit Waldi herumschlagen. Die Beschleunigung von Planungs-
und Genehmigungsverfahren, die Habeck mit dem Sofortprogramm für Klimaschutz
plant, sollte deshalb schon im Rahmen des angekündigten Osterpakets auf den Weg
gebracht werden.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069-2732-0
www.boersen-zeitung.de

Weiteres Material: http://presseportal.de/pm/30377/5177792
OTS:               Börsen-Zeitung

Neueste exklusive Artikel