Markt-Update: Anleger wieder nervöser – neue Sanktionsrunde und steigende Rohstoffpreise befürchtet – Jungheinrich stürzen ab, Siemens Energy drehen ins Plus

onvista · Uhr

Die Serie von Gipfel-Treffen zum Ukraine-Krieg macht Anleger nervös. Sie befürchteten bei einer neuen Sanktionsrunde gegen Russland eine weitere Verteuerung von Rohstoffen mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft. Dax und EuroStoxx50 gaben am Donnerstag jeweils 0,3 Prozent auf 14.238 beziehungsweise 3859 Punkte nach. Der US-Standardwerteindex Dow Jones hielt sich dagegen 0,3 Prozent im Plus.

Gleichzeitig trennten sich Investoren wegen Spekulationen auf nahende Zinserhöhungen der Europäischen Zentralbank (EZB) von heimischen Staatsanleihen. Dies trieb die Rendite der zehnjährigen Bundestitel auf ein Dreieinhalb-Jahres-Hoch von plus 0,555 Prozent. Ihre zweijährigen Pendants rentierten mit minus 0,18 Prozent zeitweise so hoch wie zuletzt vor knapp sieben Jahren. EZB-Ratsmitglied Frank Elderson hatte zuvor gesagt, eine Zinserhöhung im laufenden Jahr sei nicht ausgeschlossen.

Gespannt warteten Börsianer darauf, welche neuen Russland-Sanktionen Nato, EU und G7-Staaten beschließen. „Ein Ölembargo der EU zählt wahrscheinlich nicht dazu, weil einige Länder mit hoher Abhängigkeit von russischem Öl wie Deutschland sich dagegen ausgesprochen haben“, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. „Die Frage ist aber, ob die Gegner eines Importstopps ihre Meinung nun doch noch ändern, nachdem die Gaskäufe sogenannter ‚unfreundlicher Staaten‘ laut gestriger Anweisung von Russlands Präsident Wladimir Putin künftig in Rubel abgewickelt werden sollen.“

Ölpreis richtungslos – Gas und Edelmetalle teurer

Vor diesem Hintergrund ging der Ölpreis auf Berg- und Talfahrt. Die Sorte Brent aus der Nordsee notierte zuletzt in knappes halbes Prozent tiefer bei 121,06 Dollar je Barrel (159 Liter). Der europäische Erdgas-Future stieg um bis zu 13,4 Prozent auf 128,18 Euro je Megawattstunde.

Die hievte den Index für die europäische Öl- und Gasbranche auf ein Zwei-Jahres-Hoch von 320,32 Punkten. An der Moskauer Börse, wo nach rund einem Monat unter strengen Auflagen erstmals wieder gehandelt wurde, verbuchten die Energiekonzerne Gazprom, Rosneft und Lukoil Kursgewinne von bis zu 17 Prozent. Der Leitindex Moex rückte 4,4 Prozent vor.

Gefragt war auch Aluminium, das sich in der Spitze um 2,4 Prozent auf 3742 Dollar je Tonne verteuerte. Anleger befürchten, dass sich Russland seine Industriemetalle künftig auch nur in Rubel bezahlen lasse, schrieben die Analysten der ANZ Bank. Gleichzeitig gingen die Kurskapriolen bei Nickel weiter. Sein Preis stieg an der Börse LME den zweiten Tag in Folge um die maximal möglichen 15 Prozent auf 37.235 Dollar. Russland ist der weltweit wichtigste Lieferant dieses zur Stahl-Herstellung benötigten Metalls.

Jungheinrich stürzen ab

Die Titel von Jungheinrich verbuchten mit einem Minus von bis zu zwölf Prozent den größten Kurssturz seit dem Börsen-Crash vom März 2020. Der Gabelstapler-Hersteller warnte für 2022 vor einem Ergebnis unter Markterwartungen. Im Sog von Jungheinrich rutschten die Papiere des Rivalen Kion um 7,3 Prozent ab.

Siemens Energy drehen ins Plus nach Bericht zu Gamesa

Die Papiere von Siemens Energy sind am Donnerstagvormittag nach einem Bericht des „Manager Magazin“ zurück ins Plus gedreht. Bis zum Nachmittag stiegen sie um zweieinhalb Prozent. Der Ex-Siemens-Chef und jetzige Siemens-Energy-Aufsichtsratsvorsitzende Joe Kaeser erwäge nicht nur den Aufkauf der restlichen freien Anteile von Siemens Gamesa, so das Magazin unter Berufung auf Insider. Auch eine Abtrennung oder gar teilweise Abwicklung des Onshore-Geschäfts, also des früheren Gamesa-Teils, sei intern schon diskutiert worden.

Das schwach laufende Geschäft von Siemens Gamesa hatte der Mutter Siemens Energy im Januar eine Gewinnwarnung eingebrockt. Zwischenzeitlich ging es für Siemens Energy um 25 Prozent abwärts. Den Rückschlag haben sie größtenteils wieder aufgeholt, ihren Platz im Dax aber dennoch räumen müssen.

Telekom ziehen an – Bericht über Gebote für Funkturmgeschäft

T-Aktien sind am Donnerstagmittag nach einem Bericht über Gebote für den Funkturmbereich um bis zu 1,8 Prozent geklettert. Im Rennen um die Tochter Deutsche Funkturm hätten Europas Marktführer Cellnex aus Spanien, Vodafone mit der Infrastrukturtochter Vantage Towers, American Tower aus den USA und auch Infrastrukturinvestoren Offerten abgegeben, berichtete das „Handelsblatt“ aus informierten Kreisen. Im Mai würden finale Gebote erwartet, bis Juni wolle sich die Telekom für einen Partner entschieden haben, hieß es.

Das Thema Funktürme bleibt in jedem Fall spannend für die Anleger. Erst in der Vorwoche hatten Papiere von Vantage Towers positiv auf kolportiertes Investoreninteresse reagiert. Damals hieß es, Vodafone bevorzuge eine große Fusion in der Branche. Spekulationen über eine Zusammenlegung der Funkturm-Sparten der Deutschen Telekom und Orange mit Vantage Towers kursieren bereits einige Zeit.

Wacker Neuson will deutlich mehr Dividende zahlen – Aktie steigt

Der Baumaschinenhersteller Wacker Neuson will seinen Aktionären für 2021 deutlich mehr Dividende auszahlen. Je Aktie sollen 90 Cent ausgeschüttet werden und damit 30 Cent mehr als für das vorangegangene Jahr, wie das im SDax notierte Unternehmen am Donnerstag in München mitteilte. Damit will der Vorstand mehr Geld in die Hand nehmen als von der Nachrichtenagentur Bloomberg befragte Analysten im Schnitt erwartet hatten. Zukünftig will das Unternehmen seinen Anteilseignern 40 bis 60 Prozent des Ergebnisses je Aktie auszahlen. Die 2021-Dividende entspricht einer Ausschüttungsquote von 45,2 Prozent. Die Wacker-Neuson-Aktie stieg daraufhin um 2,5 Prozent.

Wie bereits seit Februar bekannt, stieg der Jahresumsatz 2021 um gut 15 Prozent auf 1,87 Milliarden Euro. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern kletterte sogar mit 193 Millionen Euro auf das Zweieinhalbfache. Hierin enthalten ist ein positiver Einmaleffekt im vierten Quartal von 10,9 Millionen Euro aus dem vorfälligen Eingang von Forderungen, die zuvor wertberichtigt worden waren. Der Geschäftsbericht soll am 29. März folgen.

onvista/dpa-AFX/reuters

Titelfoto: Vintage Tone / Shutterstock.com

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