Weg von russischem Gas: Estland und Finnland wollen LNG-Anlage mieten

dpa-AFX · Uhr

TALLINN/HELSINKI (dpa-AFX) - Estland will bis spätestens Jahresende von russischem Gas wegkommen. Die Regierung in Tallinn beschloss am Donnerstag, Gasimporte aus dem großen Nachbarland vollständig einzustellen. "Wir müssen so schnell wie möglich aufhören, Gas von Putins Regime zu kaufen, weil es die Einnahmen aus dem Verkauf verwendet, um seinen Krieg gegen die Ukraine zu finanzieren", sagte Regierungschefin Kaja Kallas.

Um seine Energieversorgung sicherzustellen, will das baltische EU- und Nato-Land bis zum Herbst ein Flüssiggas-Terminal in Betrieb nehmen. Die schwimmende Anlage soll nach Angaben des Wirtschaftsministeriums gemeinsam mit dem benachbarten Finnland geleast und betrieben werden. Anfangs soll das Terminal in Estland stehen, später in Finnland.

Die Anmietung des schwimmenden LNG-Terminals werde es Finnland ermöglichen, sich aus seiner Abhängigkeit von russischem Pipeline-Gas zu befreien, teilte das finnische Wirtschaftsministerium mit. Ein solches Terminalschiff sei der schnellste Weg, um sich aus dieser Abhängigkeit zu lösen. Sowohl Finnland als auch Estland sind stark von russischen Gaslieferungen abhängig.

Anlegestellen sollen an beiden Ufern des Finnischen Meerbusens gebaut werden - in Paldiski (Estland) und in Inkoo (Finnland). Die Baukosten sollen von beiden Ländern getragen werden, die Pacht für das Terminal soll entsprechend dem Gasverbrauch beider Länder aufgeteilt werden. Estland verbraucht den Angaben zufolge jährlich 5 Terawattstunde Gas, Finnland 23 Terawattstunden.

Die Regierung in Tallinn beschloss mit Blick auf den geplanten Importstopp zudem, seine Gasvorräte zu erhöhen. Dazu sollen rund 1 Terawattstunden Gas erworben werden - umgerechnet ein Fünftel des jährlichen Gasverbrauchs Estlands./awe/trs/DP/stw

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